Der Vatikan veranstaltete in der zweiten Aprilwoche 2013
eine dreitägige Konferenz, auf der
hochrangige Forscher zu Wort kamen. Unter ihnen Nobelpreisträger Dr. Gurdon,
der die Ansicht vertrat, Menschen sollten geklont werden können, wenn damit Krankheiten
geheilt werden können.
Dr. Edith Breburda
Führende adulte Stammzellforscher versammelten sich in
Rom. Die Veranstaltung wurde zusammen mit der US-Firma NeoStem durchgeführt.
Ziel war es, über die ethischen Vorteile der adulten Stammzelforschung aufzuklären.
Dies erwarteten zumindest viele Wissenschaftler, wie Msgr. Ignatio Barreiro,
Leiter der römischen Human-Life-International Bewegung, gegenüber LifeSiteNews erläuterte
(H. White, Vatican misses golden opportunity to evangelize stem cell
scientists, April 18, 2012 LifeSiteNews).
Von den Organisatoren des Päpstlichen Rates für die Kultur
wurde allerdings nur ein einziger 15 minütiger Vortrag zugelassen, der sich mit
der Moral und Ethik dieser Forschung befasste. Einige Teilnehmer waren über die
verpasste Gelegenheit, den Standpunkt der Kirche zur Stammzellforschung
klarzustellen, enttäuscht.
NeoStem konzentrierte sich auf "rein wissenschaftliche
Gegebenheiten", erläuterte Barreiro. Aufgabe des Vatikans wäre es gewesen,
auf die ethischen Belange der Stammzellforschung hinzuweisen, insbesondere auch
auf die Forschung mit induzierten pluripotenten Zellen (iPS-Zellen). IPS-Zellen
werden von vielen als die Alternative zu embryonalen Stammzellen gepriesen. Man
gewinnt sie durch Rückzüchtung von Hautzellen.
Unter den Vortragenden war auch der Nobelpreisträger für
Medizin von 2012, Dr. John Gurdon. Er hat durch seine Forschung an Fröschen in
den 50-Jahren die Wege für das Klonen geebnet. Letztendlich entwickelte er die
Technik für die Bildung von iPS-Zellen. Gurdon selber ist Christ und steht
persönlich dem Klonen von Menschen positive gegenüber. Seine Arbeiten schaffen
die Grundlage dafür.
Die Amerikanische Life League war jedoch enttäuscht, dass
Dr. Gurdon Sprecher der Konferenz war. Sie beruft sich auf ein Interview, welches
Gurdon im Dezember 2012 dem Daily Telegraph gegeben hatte. Darin sagt er:
"Ich
habe die Ansicht, dass alles, was Leiden oder Krankheiten erträglicher machen
kann, unternommen werden sollte. Eine derartige Forschung würde sicher von der breiten
Öffentlichkeit akzeptieren werden. Wenn Klonen den Menschen wirklich hilft und
man damit Probleme beseitigt, sollte man dies auch tun. Das heißt konkret,
Eltern, die ein Kind verloren haben, könnten durch Klonen dieses wieder
auferstehen lassen."
Robin Smith, Direktor der NeoStem, jener US-Biotechnologie-Firma
welche die Konferenz mitausgetragen hat, meinte, man solle Dr. Gurdon sowie
seine Kollegen und die Techniken des Klonens, der Stammzellforschung, Designer-Babys,
In-Vitro-Fertilisation, nicht verurteilen oder als unmoralisch verwerfen.
"Wir haben so viel in den letzten Jahren gelernt. Etliche
embryonale Stammzellforscher änderten bereits ihre Meinung. Leute, die für
diese Art der Forschung waren, sind nun dagegen. Wir wollten gerade, dass führende
Wissenschaftler an dieser Tagung teilnehmen, unabhängig von ihrer ethischen
oder religiösen Einstellung. Zweck der Tagung war es, wissenschaftliche
Argumente herauszuarbeiten.
Embryonale Stammzellen haben immer noch ihre Defizite. Wohingegen
adulte Stammzellen erfolgreich eingesetzt werden. Z.B. bei Diabetespatienten,
die unabhängig von der Insulingabe werden. Ethische Belange interessieren
Forscher nicht besonders. Sie handeln rein pragmatisch. Daten überzeugen - und
welche Zellen sicher und effizient für die Anwendung am Menschen sind. Der
klinische Erfolg der adulten Stammzellen über die embryonalen Stammzellen, das
ist es, was Forscher überzeugt", betont Smith und fügt hinzu:
"Wenn NeoStem mit dem Vatikan zusammenarbeitet, ist
das in den Augen der Kunden eine Anerkennung unserer Arbeit von Seiten der
Kirche. Die Beziehung zwischen NeoStem und dem Vatikan ist rein gemeinnützig.
Der Vatikan wollte in die adulte Stammzellforschung involviert sein, da diese
nicht seine Wertevorstellungen verletzt."
Selbst Gurdon bezeichnet sich als Amateur, der nichts über
die Ethik oder Politik der Stammzellforschung weiß. Seinen ethischen Standard,
den er mit fast allen Stammzellforschern teilt, auch wenn sie katholisch sein
sollten, sei, dass ein Embryo, der sich am 14. Tag seiner Entwicklung befindet,
nur ein paar Zellen aufweist, die zur Entwicklung des Embryos beitragen.
Gurdon zitiert weiterhin seine Kollegen, die alle der
Meinung sind, dass bis zum 14. Lebenstag noch kein Nervensystem existiert. "Ein
Embryo kann nichts fühlen und kann nicht reagieren. Bis zu dieser Zeit handelt
es sich wirklich nur um eine Ansammlung von embryonalen Zellen die noch keine
definitive Funktion besitzen", erläuterte Gurdon in seinem Vortrag.
Derartige Ansichten seien unter Stammzellforschern üblich,
erklärte Pater Nicanor Pier Austriaco, ein US Dominikaner, Moraltheologe und
Molekular-Biologe, gegenüber LifeSiteNews.
"Fast alle Forscher auf diesem Gebiet sind
Utilitarier. Deshalb sei es die Aufgabe der Kirche, mit ihnen ins Gespräch zu
kommen, damit sie die Moral und Ethik unserer Kirche verstehen, denn viele
denken, unsere Lehren sind arbiträr. Viele der Wissenschaftler merken überhaupt
nicht, wie kontrovers ihre eigenen Ansichten sind."
Monsignor Barreiro stimmt dem Dominikaner zu:
"Deshalb muss die Kirche moralische Richtlinien geben, gerade auch auf so
einer Konferenz. Die Teilnehmer an der Konferenz bekommen vielleicht nie mehr
die Gelegenheit, darüber informiert zu werden", gibt Msgr. Barreiro zu bedenken.
Orientierungshilfe für den Laien gibt das Buch: "Promises of New Biotechnologies", dessen Vorwort Prof. Dr. William E. May, eine Kapazität
der Bioethik, geschrieben hat. (Deutsche Ausgabe: "Verheißungen der neuesten Biotechnologien", Vorwort Bischof DDr. Klaus Küng).
Prof. May bezeichnet das Buch als äußerst wichtig, da es Stammzelforscher
zitiert, welche das Dilemma ihrer Forschung beschreiben. IPS-Zellen verlieren z.B.
ihren Anspruch, moralisch und ethisch einwandfrei zu sein, wenn man sie soweit
zurückzüchtet, dass sie wieder zu Ei- und Samenzellen werden und man damit die notwendigen
Ressourcen erhält, um neue Embryonen zu klonen.
Die Ausbeute bei der Gewinnung von IPS-Zellen ist sehr
gering. Nach wie vor arbeiten Forschungseinrichtungen deshalb mit embryonalen
Stammzellen als den "Gold Standard".
Adulte Stammzellforschung ist für sie nur insofern nützlich,
weil man hierbei die Differenzierung studieren kann, die man für die embryonalen
Stammzellforschung braucht.
Nach wir vor tappt man im Dunkeln, wie sich pluripotente
Stammzellen in die Zellen der verschiedenen Organe umwandeln können. Daher
sehen einige Forscher die embryonale Stammzellforschung, unabhängig von ihren
ethischen und moralischen Grenzen, als utopisch an.
Das Buch "Promises of New Biotechnologies" gibt
einleuchtende Argumente für Diskussionen, an denen sich jeder beteiligen
sollte.
Siehe auch: Christliches Forum