Friday, February 28, 2020

Impossible Burger für Freitage der Fastenzeit?

Dr. Edith Breburda
Christliches Forum 19. März 2020

Chicago’s Restaurants sehen die Fastenzeit als ihre Chance an, ihre Fleischersatzprodukte anzupreisen. „By one get one free“- schrieb Jewl-Osco auf seine Speisekarte am Aschermittwoch 2020. 

In den USA sollen die Katholiken an den Freitagen der Fastenzeit -neben Aschermittwoch- kein Fleisch essen. In Ausnahmefällen sind Bischöfe gerne bereit, eine Dispens zu geben.  Wenn zum Beispiel der geliebte St. Patriksday auf einen Freitag in der Fastenzeit fällt.

So bieten Pfarreien vor allem in der Fastenzeit „Fischfry“ an, was oft viele Nichtkatholiken anlockt. 

Mit der Erfindung der auf Pflanzenbasis basierenden Burger fragen sich nun einige Katholiken, ob sie diese Buletten, die einem echten Stück Fleisch in nichts nachstehen und manchmal sogar noch besser schmecken, essen dürfen. Handelt es sich am Ende um Haarspalterei? 

Einige große Zeitungen -darunter Chicago Tribune- ging der Frage nach. Denn vor allem Schnellrestaurantketten wollen Kunden, und so kommt Burger Kings „Impossible Wooper Burger“ gerade recht. Fleischlose Burger, die dennoch wie Fleisch schmecken, sind ein Bestseller. Wenn auch vorerst nur auf zweiter Stelle. 

Während der Fastenzeit bietet die Restaurantkette Lettuce Entertain You, die sich eigentlich auf Fischspeisen spezialisiert haben, spezielle grüne Chili Impossible Burger an, die mit einem weißen Cheddarkäsen und sriracha Mayonaise geziert sind. Vegetarische Burger sind sehr begehrt- auch von Leuten die Fleischspeisen lieben.  

Epic Burger hat sechs Restaurants in Chicago. An Freitagen der Fastenzeit verkaufen sie 12% mehr vegetarische Burger. Sie erwähnen nicht explizit ihre fleischfreien Alternativen von Aschermittwoch bis Ostersonntag. Sie wollen „religionsneutral“ sein. Dennoch zieht ihre Werbung Leute an. 

„Es ist perfekt für Kunden, die was auch immer für Gründe haben, kein Fleisch zu essen und sich dennoch nicht schuldig fühlen wollen“, erläutert Spencer Most, Produktmanager von Epic Burger gegenüber Chicago Tribune. (1)

Was sind und was enthalten vegetarische Burger? 
Impossible Food wurde 2011 von Pat Brown, einem Chemiker der Standford Universität, gegründet. Das genetisch hergestellte hem-ähnliche Protein gibt dem pflanzlichen Burger nicht nur seinen Fleischgeschmack, sondern auch sein Aussehen. 
Hemeiron ist in Fleisch und Fisch enthalten. Hemeeisen, welches aus einem Hefepilz hergestellt wird, kann vom menschlichen Körper nicht so gut resorbiert werden. Das führt u.a. dazu, dass Vegetarier unter einem Eisenmangel leiden können. 
Wie Impossible Food auf ihrer Webseite beschreibt, benutzen sie leghemoglobin-gene aus der Wurzel der Sojabohne, um daraus einen Hefepilz zu fermentieren. Dann separieren sie heme. Diese Substanz mengen sie ihren Produkten bei und erhalten damit den gewünschten Geschmack, das Aroma sowie die fleischähnlichen Eigenschaften. 
Während bereits 2018 fleischlose Burger in fast 2000 Restaurants in den USA verkauft wurden, bleibt die Frage nach der Sicherheit des Verzehrs ungeklärt. 
Friends of the Earth und ähnlich orientierte Umweltaktivisten, zeigen sich äußerst besorgt. Sie betonen immer wieder: „Wir wissen nicht genug über die Gesundheitseffekte, die auftreten könnten, wenn wir diese Art des gefälschten Fleisches konsumieren. Die schnelle Freigabe für den Markt war kurzsichtig, dumm und voreilig.“ 
In dem Report vom Labor zur Gabel vom Juni 2018, rufen Friends of the Earth zu strikten Sicherheitsmaßnahmen und einer Kennzeichnung des Produktes auf.
Dana Perls, Mitglied der Organisation und Umweltaktivistin, klagt den ehemaligen Bürgermeister von New York, Michael Bloomberg an: „Wir brauchen mehr Daten. Wir sind es den Verbrauchern schuldig, die organische Lebensmittel als Alternative zu GMO bevorzugen. Ihnen ein ungetestetes Chemiefleisch vorzusetzen, ist ein Irrweg.“ 
Ob sie recht hat? Neueste Untersuchungen zeigen, dass Impossible Burger u.a. krebserzeugendes Glyphosat enthalten. Was will man auch anderes erwarten, wenn man GMO-Soya als Ausgangsmaterial benutzt?
Es ist kein Geheimnis, dass eine industrielle Landwirtschaft in einer fast unverantwortlichen Art und Weise knapper werdenden Ressourcen ausbeutet. Unsere Sommer werden wärmer und allmählich kommen wir zu der Einsicht, dass unsere Luft- und Wasserverschmutzung, die Abholzung der Wälder, eine steigende CO2-Emission, die Nährstoffverarmung, eine Erosion und die Vergiftung unserer Böden durch Factory Farmingmitverursacht werden.

Viele sehen eine nachhaltige, chemiefreie, regenerative Landwirtschaft als eine Möglichkeit an, diesen Bestrebungen Einhalt zu gebieten. Andere wollen sogar ganz auf Fleisch verzichten. 
Es ist allerdings naiv, zu meinen, die so oft als Kuh-KZ bezeichneten Buletten Fabriken, durch Lebensmittellabore ersetzen zu können. Eine Schlussfolgerung, unsere Lebensmittel im Labor herzustellen ist schon deshalb falsch, weil Pflanzenfresser für unser Ökosystem sehr wichtig sind. Fleischersatzprodukte bieten nicht die oft angenommenen umweltfreundlichen Alternativen. Sie sind erst recht nicht in der Lage, unsere Welternährung zu sichern. 
Lebensbedrohliche Umweltprobleme können nämlich nicht von einer Industrie abgewendet werden, die Tierprodukte gegen eine chemisch hergestellte Ware austauscht. Wie eine Studie 2015 feststellte, brauchen im Labor hergestellte vegetarische Fleischersatzprodukte mehr Wasser und Energie.
Vegetarische-Burger der Firma Impossible Foods enthalten Weizen, Kokosnussöl, Kartoffeln und hem,ein Protein, welches gentechnisch aus Hefe erzeugt wurde. Die Organisation Friends of the Earth sind nicht mit einem so hergestellten Nahrungsmittel einverstanden. Sie forderten eine Lebensmittelkontrolle. Ihre Bitte, Biohamburger und andere neue Tierersatzprodukte zu regulieren und/oder eine adäquate Kennzeichnung aufzubringen, wurde abgelehnt. 
Für Impossible Food war jedoch die Prüfung der amerikanischen Lebensmittelbehörde nicht entscheidend, um ihre Veganburger auf dem Markt zu halten. FDA hatte bestimmt, dass die freiwillig aufgebrachte Kennzeichnung GRAS -die auf dem gentechnischen Verfahren (genetic engineered), einer GE yeast derived heme (aus Hefe hergestellte heme) beruht- zu ungenau sei. 
Impossible Food brachte ihr Lebensmittel letztendlich ohne eine FDA Billigung heraus, was in den USA durchaus gestattet ist. 
Gleichwohl gehört der im Labor wachsende fleischlose Burger -der beim Anstechen in der Bratpfanne anfängt, eine rote Flüssigkeit abzusondern und dem Schmoreffekt eines echten Stückes genussvollen Fleisches in nichts nachsteht- zu den vielen Inventionen, die unserer Umwelt mehr schaden, als ihr zu helfen (2).
Was sagen Kirchenexperten der USA zum neu entdeckten „Fastenburger“? Vegetarische Burger stimmen technisch gesehen mit den Fasten-Anforderungen der katholischen Kirche und vieler anderer christlichen Religionen überein. 
Dennoch kann man den Sinn der Fastenzeit verpassen, wenn man auf Fleisch mit einer Fleischimitation verzichtet“, sagt Todd Williamson, Direktor für Devine Worship, der Erzdiözese von Chicago. 
„Der Grundgedanke der Fastenzeit ist doch, sich mit denen zu identifizieren, die hungern“, erklärt er weiterhin. „Wenn wir kein Fleisch essen, bringen wir auf unsere Weise ein Opfer, das uns an die Kreuzestod Jesu Christi am Karfreitag erinnert. Wenn wir nun etwas essen, das einem echten Stück Fleisch in nichts nachsteht, ist das kein Opfer mehr.“
Es kommt auf die Intention und Disposition an“, betont die Direktorin der katholischen Hochschulgemeinde des Heiligen Johannes Paul II. der Universität von Illinois in Chicago, Rebecca Siar:
 „Während das „Fake“ Fleisch rein technisch mit den Forderungen der Fleisch-Abstinenz übereinstimmt, sollten wir es nicht aus reiner „Gesetzestreue“ essen. Für uns Katholiken besteht der Zweck darin, kein Fleisch an Freitagen in der Fastenzeit zu uns zu nehmen. Mit einem vegetarischen Burger betrügen wir uns letztendlich selber: Der Sinn der Fastenzeit ist doch, dass wir bewusst auf etwas verzichten und unsere liebgewordene Routine unterbrechen. Wir bringen absichtlich Opfer. Leute, die sowieso kein Fleisch essen, sind deshalb angehalten, eine andere Art der Busse zu tun“, erklärt Siar. 
Rev. Charles Bolser, ehemaliger Pfarrer der St. Viator Pfarrei, bemängelt ein nur  äußerliches Einhalten des Fastengebotes: 
Es handelt sich um eine Art Zeichen und nicht um etwas, zu dem wir gezwungen werden. Wir müssen uns fragen, wie unsere Taten unser Leben verändert. Werde ich dadurch ein besserer Christ? Oder bleibe ich weiterhin oberflächlich, weil ich nur strikt ein Gebot einhalte. Jede Fastenzeit ist im Grunde genommen dazu da, unsere Herzen zu ändern. (1)“


1)    Elejalde-Ruiz A.: Lent in the Age of the impossible burger: Do rules against eating meat on Fridays apply to fake meat? Chicago Tribune, 26 Feb. 2020

2)     Breburda E.: Gentopia das gelobte Land. 1 Augst 2019, Scivias Verlag. ISBN-10: 096006950X, ISBN-13: 978-0960069507. Zu bestellen bei Amazon Kindle-ebook und Taschenbuch

Sunday, February 16, 2020

Krebs überstanden, Kinder weg: Herausforderungen modernen Fruchtbarkeitspraktiken

Dr. Edith Breburda

Christliches Forum 5. Feb. 2020


Die Chance, Kinder zu haben und dennoch ihre Krebskrankheit erfolgreich behandeln zu können, veranlasste eine junge Frau aus dem Bundestatt Arizona, ihre Embryonen sprichwörtlich auf Eis zu legen. Bevor Ruby Torres sich 2014 eine Krebstherapie unterzog, entschied sich ihr damaliger Freund Joseph Terrell, Kinder anhand einer In-Vitro-Fertilisation zu erzeugen. Die Embryonen wurden danach eingefroren. 

Falles etwas schief gehen sollte, wollte man die Embryonen zur Adoption freigeben. 
So stand es im Vertrag. Dieser wurde dem bald darauf verehelichten Paar zum Verhängnis. Ruby überlebte zwar ihre Krankheit, deren Nebenwirkungen unfruchtbar zu werden, sie so sehr fürchtete, dennoch war der Traum von eigenen Kindern nicht mehr realisierbar. 

Wie schon fast zur Gewohnheit geworden, hielt auch diese Ehe nicht lange, sondern nur bis Ruby vom Krebs geheilt war. 2017 ließ sich das Paar scheiden, und damit war das Gericht -wie allgemein üblich- für den Verbleib der Kinder verantwortlich. 

Ruby wollte die Kinder alleine bekommen, aber ihr Ex-Mann protestierte. Er erhob Einspruch, als seine ehemalige Frau seine biologischen Kinder austragen wollte. Eigentlich stand im Vertrag, dass im Scheidungsfalle der andere Partner sein schriftliches Einverständnis geben muss, um die Kinder einem der Partner zuzusprechen. 

Das Familiengericht hielt sich an diese Vertragsklausel. Der Einspruch der Mutter kam nur kurze Zeit zur Geltung und wurde vom obersten Gericht von Arizona dann doch nicht stattgegeben. Keines der Elternteile bekam die Kinder. Sie warten weiterhin auf Eis darauf, dass sie eventuell jemand adoptiert. 

Mit diesem Urteilspruch wurde der Mutter abgesprochen, ihre gefrorenen Embryonen auszutragen. Entscheidend für das Gericht war der Wille des Mannes, der seine Kinder nicht von seiner Exfrau haben wollte. 

Um ein emotionales und manchmal auch logistisches Dilemma auszumerzen, frieren Reproduktionsmediziner Eizellen ein. 

Frauen mit späterem Kinderwunsch, teils auch ohne Partner, homosexuelle Paare und Mütter, die sich einer Chemotherapie unterziehen, nehmen oft diese Reproduktionstechnik in Anspruch, weil sie glauben, dies würde nicht nur die Rechte des Vaters, sondern auch die ethische Lage unkomplizierter machen. 

Die Chancen einer eintretenden Schwangerschaft ist jedoch höher, wenn man auf Embryos und nicht auf Eizellen zurückgreift. Trotzdem überlebet nur ein sehr geringer Anteil der Embryonen ein Einfrieren und späteres Auftauen. 

Deshalb bevorzugen Reproduktionsmediziner aus rein technischen Gründen robustere Embryos. Obwohl man eigentlich nichts über die Langzeiteffekte weiß, welche die so erzeugten Kinder davontragen.

Im Dezember 2019 veröffentlichten dänische Forscher eine Studie, in der sie berichteten, dass Kinder, die in ihrem Embryonenstaus eingefroren waren, später Krebs entwickelten. Darüber hinaus sind die gesundheitlichen Konsequenzen einer In-Vitro-Fertilisation wenig erforscht. 

Es ist über 40 Jahre her, seitdem das erste Baby durch eine In-Vitro-Fertilisation entstand. Seitdem haben sich die Fruchtbarkeitsmethoden verändert. Allein der Zugang zu einer künstlichen Befruchtung ist leichter geworden, womit noch im höheren Alter an Nachwuchs zu denken ist. 

Trotzdem bestehen viele offene Fragen. Kaum etwas ist über die psychische und physische frühkindliche Entwicklung der Kinder bekannt, die einst als Embryos, oder auch nur als Eizelle/Samenzelle eingelagert waren. 

In der am 10. Dezember 2019 im Journal of the American Medical Association veröffentlichte Studie untersuchte Marie Hargreave mit ihren Mitarbeitern über eine Million (genau 1.085,172) Kinder, die zwischen 1996-2012 aus eingefrorenen Embryos erzeugt wurden. Von 100.000 dieser Kinder hatten 44,4 Krebs bekommen. 

Eine Fruchtbarkeitsbehandlung war zwar gedacht, Probleme zu lösen, im Endeffekt kommen wir jedoch nicht darum herum, sie heraufzubeschwören. Die Technologie sollte Unfruchtbaren zum Kind verhelfen. Ohne sie wären sie niemals fähig gewesen, biologische Kinder zu bekommen. 

Einer Umfrage (Pew Research 2018) zufolge haben sich 1/3 der Amerikaner entweder selber einer Behandlung unterzogen oder sie kennen jemanden, der dies tat. All das hat nicht nur soziale, ethische und rechtliche Konsequenzen. 

Man fragt sich: welche Rechte haben Eltern? Was bedeutet es, Vater oder Mutter zu sein? Wer darf sich einer Fruchtbarkeitsbehandlung unterziehen? Und welche Instanz kann diese Fragen beantworten? 

Im Sommer 2018 wurden in Kalifornien Embryonen vertauscht, so dass die Mutter nicht ihr biologisches Kind ausgetragen hatte. Dies zeigt, dass viele der 500 Fruchtbarkeitskliniken der USA sowie eigentlich der ganze Industriezweig weder einer Kontrolle noch Gesetzen unterliegen. 
Im November 2019 bemerkten Wissenschaftler, dass einige IVF-Kliniken Zusatzbehandlungen anboten, die keinerlei bewiesenen Gesundheitseffekte aufwiesen und eher dazu führten, dass die Frauen unfruchtbar blieben. 

In Großbritannien diskutiert man, ob Tote ihre Samenzellen spenden sollten und man diese als eine Art Organspende ansehen kann. Man diskutiert allen Ernstes darüber, dadurch den Samenspenderpool zu vergrößern bzw. einer Knappheit von Samenspendern entgegenzutreten. Man ist allerdings über die ethische Ansicht verunsichert. Vor allem: Wer darf spenden und wie viel – in diesem Falle Samen- darf man von derselben Person beanspruchen? 
„Moralisch gesehen“, sagt der Bioethiker Arthur Caplan, „ist es das Schlimmste, was man jemand antun kann, dass man Nachkommen von ihm erzeugt, ohne dass sie ihr Einverständnis dazu gegeben haben.“ -Wie auch? Der Spender ist tot!

Anna Medaris Miller: Cancer survivor must donate frozen embryos after divorce: court ruling. Insider, Jan 28. 2020

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