Wednesday, October 30, 2019

Kardinal Burke: Mediziner sind dazu berufen, Zeugnis für das Leben abzugeben

         Dr. med. vet. Edith Breburda


Christliches Forum, 31. Oktober 2019    

Kardinal Raymond Burke, der die Festrede für die alljährliche „Weisse Messe” im Oktober 2019 hielt, war den katholischen Ärzten der US-amerikanischen Diözese in Phoenix schon immer sehr dankbar für ihr klare moralische und ethische Haltung.
Seine Eminenz, der zusammen mit Seiner Exzellenz Bischof Thomas Olmsted an der Päpstlichen Universität des Hl. Thomas Aquinas in Rom studierte, ermutigte bereits in seiner Predigt in der Kapelle des ‚Headquarters’ der Diözese, sich nicht entmutigen zu lassen, treu zur Lehre der katholischen Kirche zu stehen.
In der heutigen Zeit sehen wir eine Perversion ethischer Prinzipien, erklärt er weiter. Diejenigen, die dennoch an ihnen festhalten, werden als Extremisten angesehen und erleiden oft ein weißes Martyrium. Nicht zuletzt, weil sie den ideologischen Grundlagen eines moralischen Relativismus, dessen Ziel es ist egoistische Wünsche zu erfüllen, im Weg stehen.
„Bereits Papst Benedikt“, sagte Kardinal Burke, „erwähnte beim Weihnachtsempfang für das Kardinalskollegium der Römischen Kurie 2010 die heute gängige Ansicht: “das in sich Böse gebe es so wenig wie  das in sich Gute. Es gebe nur „besser als“ und „schlechter als“. Nichts sei in sich gut oder schlecht. 

Alles hänge von den Umständen und von der Zwecksetzung ab. Je nach den Zwecken und Umständen könne alles gut oder auch schlecht sein. Moral wird durch ein Kalkül der Folgen ersetzt und hört damit auf, als solche zu bestehen.”
“Eine Ethik,” so Kardinal Burke, die sich irrtümlich allein auf den Zweck des menschlichen Handelns beschränkt, sei verwirrend und könnte den Zusammenbruch der katholischen Moraltheologie heraufbeschwören.
Katholische Mediziner sollten niemals vergessen, welchen Einfluss ihr Vorbild auf ihre Kollegen ausübt, wenn sie eine medizinische Ethik aufrechterhalten, die dem menschlichen Leben Respekt zollt. So wie die ersten Jünger leben wir in einer Zeit des Heidentums. 
Unsere Welt hat sich von Gott als unseren Schöpfer verabschiedet. Die uns von ihm in unser Herz geschriebenen Gesetzte werden nicht mehr wahrgenommen. 
Deshalb ist eine Neuevangelisierung unabdingbar. Wenn wir unser Leben in Jesus Christus ausrichten und in der Wahrheit seiner Kirche leben, ist es ein Leichtes, den Irrtümern entgegenzutreten, die zu den vielen schwerwiegenden moralischen Übeln unsere Zeit führen. 

Ein Leben, das im Einklang mit der Wahrheit steht, macht uns nicht nur frei, sondern auch glücklich und gibt denen, die den großen Übeln verfallen sind, einen sittlichen Halt und eine neue Perspektive.
Himmel und Erde trafen in Jesus Christus, Gottes menschgewordenem Sohn zusammen, um die Dunkelheit des Irrtums und der Sünde zu zerstören und unsere Seelen mit Licht, Wahrheit, Schönheit und Güte zu füllen. 

"Wenn wir mit Jesus Christus, in der Einheit seines heiligsten Herzens verbunden sind, können wir unseren Brüdern und Schwestern, die unter den Irrtümern eines moralischen Relativismus in die Verzweiflung getrieben wurden, eine neue Hoffnung und Richtung geben, nach der sie sich sehnen und suchen,“ sagte Kardinal Burke im bis auf den letzten Platz gefüllten Speisesaal des Diözesanzentrums Downtown in der Halbwüsten-Metropole Phoenix. 
“Es bedarf eines gläubigen Menschen, damit er die in der Schöpfung vorhandenen Naturgesetze erkennt, so der Würdenträger weiter.
Gottes menschgewordener Sohn zeigt uns die Schönheit des Lebens auf. Durch Jesus Christus sehen wir auch den Sinn des Leidens als eine Teilnahme an seinem "Opfer".
Wir können uns nicht selbst erlösen. Unser Heil hängt auch nicht von einer magischen Formel ab, sondern besteht in der Alltagsheiligung, die sich an Jesus Christus ausrichtet, und in einer täglichen Hinkehre zu IHM besteht. 

Seit unserer Taufe sind wir auf Heiligung berufen, indem wir uns der Anforderung stellen, die hohen Standards eines dennoch gewöhnlichen christlichen Lebens zu erfüllen. Eine nur mittelmäßige und minimalistische Einhaltung ethischer Prinzipien hat darin keinen Platz.
Unsere Heiligung baut auf der Wahrheit auf. Allem voran steht der Respekt vor dem menschlichen Leben und eine soziale Gerechtigkeit. Die Attacken auf ein unschuldiges Leben, das uns im Mutterleib schutzloses ausgeliefert ist, hat seinen Ursprung darin, dass wir den Respekt vor der Integrität von Ehe und Familie verloren haben.

Dadurch bedingt entstand eine falsche Sichtweise der menschlichen Sexualität, welche durch chemische oder mechanische Intervention die Entstehung eines neuen menschlichen Lebens unterbindet. Menschliche Sexualität wird nicht mehr als ein Geschenk Gottes angesehen, mit dem wir an seiner Schöpfung teilhaben.

Weiterhin betonte seine Eminenz:
Das „Einswerden“ und die Selbsthingabe an den Ehegatten ist durch künstliche Verhütungsmittel missbraucht worden. Anstatt offen für neues Leben zu sein, wird dieses verhindert. Der sexuelle Akt dient nur noch der persönlichen Genugtuung. Diese Manipulation trägt letztendlich zur Zerstörung der Familien bei und schadet unserer ganzen Gesellschaft.
Diese Kontrazeption fürchtet das Leben und wendet sich vom Schöpfungsauftrag Gottes ab. Bereits Papst Benedikt schrieb, dass Sexualität nicht zu einem Entertainment oder Vergnügen ausgelebt werden soll. Die Sexualaufklärung in den Schulen besteht oft darin, Kindern technische Anweisungen zu geben mit dem einzigen Ziel, Sexualkrankheiten abzuwendenden oder die Gefahr der Entstehung eines neuen Menschen- mit allen Mitteln- zu verhindern."


Seine Eminenz deutete besonders auf die Folgen der Multi-Billion-Dollar Industrie der Pornographie hin.
Deshalb sei es unabdingbar, späteren Generationen bewusst zu machen, dass die Institution von Ehe und Familie den tiefsten Bedürfnissen und vor allem der Würde einer jeden Person entspricht. 
Um Zeugnis für diese Wahrheit geben zu können, müssen wir im Glauben verankert sein. Dies erlangen wir durch das täglich Gebet und ein ‚Studium‘ des katholischen Katechismus. Dadurch formen wir unser Gewissen und handeln nach dem Willen Gottes.
Das Gewissen ist eine Botschaft Gottes, die uns im Verborgenen lehrt, leitet und zu uns spricht. Viele berufen sich fälschlicherweise auf ihr Gewissen und rechtfertigen damit sündhaftes Verhalten. 

Für Kardinal Newman ist ein geschultes Gewissen nicht nur notwendig, um die Wahrheit zu erkennen, sondern es verpflichtet uns auch, ihm zu folgen. Es offenbart sich jedem, der nach ihm mit einem offenen Herzen sucht und lässt ihn erkennen, was gut und richtig ist. So kann es niemals zu einer Diskrepanz zwischen Glauben und Wahrheit kommen.”
Weiterhin verdeutlichte Kardinal Burke, dass die Natur der menschlichen Person aus der Einheit von Körper und Seele besteht. Alle unsere Freuden und unser Leid werden geistig und körperlich empfunden. Menschliches Leid nimmt immer eine physikalische und spirituelle Dimension an.
Der Heilige Papst Johannes Paul II. war von Jugend an durch Leiden geprägt. Später verfasste er als Papst das Apostolische Schreiben Salvifici Doloris über das Geheimnis des Leidens, als ein Mittel, das für die Heiligung der Welt unermesslichen Werte hat.
Menschliches Leiden ist eine Einladung, tiefer an der göttlichen Liebe teilzuhaben. Papst Johannes Paul II. sagt dazu, in der Dimension der Liebe ist die Erlösung abgeschlossen; aber in einem gewissen Sinne haben wir dennoch daran Anteil:
 „Indem er die Erlösung durch das Leiden bewirkte, hat Christus gleichzeitig das menschliche Leiden auf die Ebene der Erlösung gehoben. Darum kann auch jeder durch sein Leiden am erlösenden Leiden Christi teilhaben.“ 

In der Fastenzeit von 2005 schrieb Papst Johannes Paul II. über das große Geschenk des Leidens. Wenn wir es verständen, würden wir uns anders gegenüber unseren kranken Brüdern und Schwestern verhalten. Wir würden ihnen beistehen, ihr Leid für die Welt aufzuopfern und in Ihnen das Antlitz Jesu Christi sehen.
Bereits zu Beginn seiner Rede sprach Kardinal Burke von den großen Übeln unserer Zeit, „in der es sogar legitim erscheint, das Leben selbst zu manipulieren und damit Agenten des Todes zu werden. Zu oft wird der Entschluss einer Mutter damit gerechtfertigt, dass sie frei wählen könne, ob sie ihr Kind austragen will.“ 
Seine Eminenz sprach von einer künstlichen Generation, in welcher Menschen während ihrer embryonalen Entwicklung zerstört werden, damit man Unfruchtbarkeit therapieren kann bzw. Krankheiten heilen. Zu ihnen zählt nicht zuletzt die sogenannte „mercy-killing“ (Euthanasie), wenn die Lebensqualität von Schwerkranken oder Behinderten beeinträchtigt wird. 
Unsere Zeit definiert Ehe und Familie neu, um eine gleichgeschlechtliche Verbindung zu rechtfertigen. Dazu kommt die sogenannte Gender-Theorie, welche ihm Namen der Toleranz erlaubt sei. Man redet von alternativen Formen der menschlichen Sexualität, ganz so, als ob die von unserem Schöpfer und Erlöser beabsichtigte Form der Sexualität nicht existieren würde und die in unsere Herzen geschriebene Wahrheit austauschbar wäre.
Bereist Papst Benedikt sprach, von der „Tyrannei des Mammons, der die Menschheit verhindert“ und „von einem fatalen Missverständnis der Freiheit, welche diese letztendlich zerstört“.
“Man lebt so, als ob Gott nicht existiert,“ zitierte Kardinal Burke den Heiligen Papst Johannes Paul II.
„Diese Manifestationen der Sünde haben ihre Wurzeln im Stolz. Wir erkennen Gott nicht mehr als unseren Schöpfer an, dessen Sohn uns nach dem Sündenfall von Adam und Eva erlöst hat. Dies sind Anzeichen einer Torheit. 

Man ist der Ansicht, man könnte Freiheit auf einem anderen Weg als durch Gottes Willen erlangen. Wir erkennen nicht, dass wir uns versklaven, wenn wir unsere Freiheit und das Glück in anderen Werten wie Alkohol, Essen, sexuellem Missbrauch, Drogen, Pornographie usw. suchen. Letztendlich zerstört uns diese kulturelle Sucht.“
Um diesen erschreckenden Herausforderungen einer „Kultur des Todes“ entgegenzutreten, verwies Kardinal Burke am Ende seines Vortrages auf die Fürsprache der Gottesmutter.
Unter den Zuhörern befand sich der Dekan der medizinischen Fakultät der Universität von Arizona sowie viele Ärzte und Priester, die einen weiten Weg an diesem Samstagabend auf sich nahmen und bis aus Tucson oder Flagstaff anreisten, um Kardinal Burke die Ehre zu geben.

Die Ärzte-Gilde in Phoenix ist sehr aktiv und lädt jeden Monat zu verschiedenen Gesprächen oder auch Exerzitien ein. Oft weilt Bischof Olmsted unter ihnen, denn die Diözese Phoenix hat ein besonderes Verhältnis zu ihren katholischen Ärzten, weil 1987 der Heilige Papst Johannes Paul II das damalige St. Josefs-Krankenhaus besucht hatte. Es war das einzige Krankenhaus, welches der Papst in USA auf einer seiner Pastoralreisen aufsuchte.



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