Dr. Edith Breburda
Christliches Forum, 28 Januar 2024
Der Walk for Life in San Francisco findet wie der March for life (Marsch für das Leben) an der Ostküste der USA/Washington jedes Jahr im Januar statt, diesmal unter dem Motto: Abortion hurts Women – also: Abtreibung schadet den Frauen.
"Seit 19 Jahren bin ich beim "Walk for Life" mitgegangen," betont eine alte Dame stolz. "Ein paar Mal ist mir bei dem langen Marsch schwindelig geworden. Nur am Samstag konnte ich nicht teilnehmen.“
Ihr Mann, ein hoher Beamter, der viele Sprachen spricht, darunter auch Deutsch, konnte seine aus dem Marburger Hinterland stammende Frau nicht begleiten. Er musste am Samstag in die Synagoge. „Ich hätte bei dem Regen mit dem Bus fahren müssen, was für mich als 84-Jährige doch sehr anstrengend ist.“
„Ein frohes Neues Jahr“, ruft der 93.-Jährige zu uns herüber, der wie jeden Sonntag seine Frau in die katholische Messe begleitet. Er schätzt und bewundert den katholischen Erzbischof Salvatore Cordileone.
BILD: Erzbischof Cordileone an der Spitze der Lebensrechtler-Demo
So manches Mal hat sich seine Frau bitter bei ihrem Oberhirten über die modernistischen Praktiken einiger Kirchenmänner seiner Diözese beschwert.
So erzürnte es die Dame z.B., dass die Jesuiten einen Stehempfang in ihrer Kirche hatten und dort – neben dem Allerheiligsten – hor d’eouvre (Vorspeisen)angeboten wurde. Nach der Messe schwang sie damals ihren erhobenen Zeigefinger neben dem Kopf des Erzbischofs herum, der sich nicht sonderlich erstaunt zeigte. „Die Jesuiten“, fuhr die Konvertitin fort, „verlautbaren Ihre Hirtenbriefe nur unter großer Missbilligung.“
Deutsch, ja, das kann sie noch, doch sie spricht lieber Englisch. Ihr harter Akzent passt zu der energischen Frau, deren Augen leuchten. Vor langer Zeit wurde sie katholisch, auch weil sie den Kathethral-Chor so sehr liebte.
Es sind nicht nur physische Anstrengungen, die Lebensrechtler für ihren Einsatz in Kauf nehmen, sie werden auch verbal von einer handvoll Gegendemonstranten angepöbelt. Eine f Frau schrie in ein Megafon, dass San Francisco eine „Pro Choice City“ sei und man hier keine Abtreibungsgegner haben wolle. Sie rief den tausenden Lebensrechtlern, die an ihr vorbeizogen, wütend zu, dass sie sich schämen sollten.
Kurz zuvor ermahnte der Geistliche Cleanard Howard Childress, „dass jedes Kind die Chance auf Leben haben soll, was ihm oft von der eigenen Mutter abgesprochen wird, selbst noch bei seiner Geburt. Dies ist eine der größten Ungerechtigkeiten!“
Pastor Childress, Gründer von BlackGenocide.org, führt seit 20 Jahren die ‘Silent No More‘ Bewegung, die dem 3 km langen Lebensrechtler-Marsch entlang der Market Street zur Embarcadero Plazza vorrausgeht.
„Wir sind die Pro-Life-Generation“
Viele Jugendliche proklamierten, sie seien die Pro-Life-Generation. Man sollte Leben ab der Befruchtung schützen.
Großväter mit Rosenkränzen, junge Ordensleute, Statuten der Madonna von Guadalupe. Indische, Orthodoxe Gemeinden mit ihrem Banner, auf denen u.a. stand: „Remember the Unborn” (Gedenket der Ungeborenen) folgten dem Polizeikonvoi mit 15 Polizisten, die auf ihren Bikes die „Prozession“ am 20. Januar 2024 anführten.
BILD: Obdachloser in den Straßen von San Francisco
Vorbei geht es auch an Obdachlosen, um die man sich in Pelosis Stadt nicht kümmert. Man muss aufpassen, nicht in menschlichen Unrat zu treten. Arme schwarze US-Bürger gehen gebückt an den Straßencafés vorbei. Man hat den Geruch von Pizza und zugleich Urin in der Nase.
San Francisco, einer der schönsten Städte der USA, ist rein äußerlich stark heruntergekommen. Ist es ein Abbild des inneren Chaos, das die Menschen heute oft umgibt?
Erzbischof Cordileone:
Mehr Hilfe für Schwangere nötig
Erzbischof Cordileone feierte anläßlich der Lebenrechtler-Demonstration zuvor in der prallvollen Kathedrale ein Pontifikalamt(bischöfliche Festmesse).
In seiner Predigt hat der Oberhirte von San Francisco angeprangert, dass sich besonders der zuständige US-Bundesstaat Kalifornien in einem scheinbaren „Amoklauf gegen das Leben im Mutterleib“ hervortue:
„Ärmere Frauen scheinen in diesem Prozess gefangen. Ihnen stehen keine ausreichenden Ressourcen zur Verfügung, um sich für das Leben ihres Kindes zu entscheiden.
Oft fehlt ihnen der Zugang zu medizinischer Versorgung. Einen emotionalen oder materiellen Beistand erhalten sie nicht. Dies sind aber wichtige Hilfen, welche ihre eigene Gesundheit und die des neuen Lebens sichern.“
Deshalb dankte Erzbischof Salvatore Cordileone (siehe Foto) den anwesenden Lebensrechtlern für die Unterstützung von Frauen in Krisenschwangerschaften.
BILDER: Cordileone als Prediger – unten: als Teilnehmer am „Walk for life“
Er fuhr fort:
„Wenn diesen unseren Schwestern und Brüdern bei einer Begegnung christlicher Nächstenliebe das Antlitz Jesu Christi gezeigt wird, wird ER für sie alles neu machen, und sie können beginnen, ihr Leben wieder aufzubauen.“
Der Schlüssel für PRO LIFE liegt in der EHE
„Der Schlüssel zum Vorantreiben der Pro-Life-Sache sowie zum Wiederaufbau der Gesellschaft und zur Förderung der Evangelisation in der Kirche“, argumentierte der Oberhirte, „liegt in der Wiederbelebung des christlichen Glaubens an Ehe und Familie“:
„Wir können nicht sagen, wir sind Pro-Life, wenn wir nicht den vollen Plan Gottes hinsichtlich der Ehe annehmen. Wem der gesunde Menschenverstand nicht ausreicht, mag sich klar machen: mehr als 50 Jahre sozialwissenschaftliche Forschung weisen auf die vielen sozialen Missstände hin, die wir heute erleben.
Grassierende Armut, Obdachlosigkeit, Waffengewalt, Inhaftierung, was auch immer – sind hauptsächlich auf die Zersplitterung der Familien, aber besonders auf die bestehende Vaterlosigkeit zurückzuführen. Das ist nicht nur die Wurzel des Problems, sondern es bedeutet, dass die Ehe, wie Gott sie geschaffen hat, eine Lösung darstellt.“
Wir sollten Teil der Lösung sein
Der Erzbischof wandte sich an die anwesenden Jugendlichen und forderte sie auf:
„Treten Sie wirklich für das Leben ein, indem Sie Teil der Lösung und nicht des Problems sind. Seien Sie die Lösung: Heiraten Sie, bleiben Sie verheiratet und bekommen Sie keine Kinder, bis Sie heiraten, was bedeutet, dass Sie nichts tun, was Kinder auf die Welt bringt, bis Sie heiraten. Punkt.“ – Der Erzbischof nickte bekräftigend. Seine klare Rhetorik brachte die Anwesenden zum Lachen.
Ernster blickend untermauerte er weiter:
„Es gibt einfach keine Möglichkeit, eine gesunde Gesellschaft ohne eine lebendige Ehekultur zu haben. Die Evangelisierung der Kultur ist ohne eine gesunde Ehekultur nicht einmal möglich, denn auch der Bund Gottes mit seinem Volk ist eine Art Ehebund.
In einer Gesellschaft, in der die Ehe abgewertet und sogar verspottet wird, überrascht es nicht, dass die Frucht der Ehe, nämlich Kinder, ebenfalls abgewertet und beiseite geworfen werden. Es macht sie zum Opfer, was Papst Franziskus veranlasst, von einer ‚Wegwerfkultur‘ zu sprechen!“
Fotos © Dr. Edith Breburda