Hochgefährliche Anwendung auch für Abtreibungen „zu Hause“ ohne Arzt intendiert
Von Dr. Edith Breburda
NEW YORK, Freitag, 10. Juni 2011 (ZENIT.org). - Misoprostol, ein neues Medikament, angewandt in der Geburtshilfe, wurde am 3. Juni 2011 von der Weltgesundheitsorganisation WHO in New York für die USA zugelassen. Es soll eingesetzt werden bei Frauen, um nachgeburtliche Blutungen zu stillen und kann so vielen Frauen das Leben retten, sagt das WHO-Statement. Es ist aber auch für selbstinduzierte Abtreibungen zugelassen.
Ärzte sprechen von einer Wunderdroge, die Frauen im Wochenbett das Leben rette. Das Präparat muss weder kühl gelagert, noch mit einer Spritze steril verabreicht werden.
Maternal Life International (Mütterliches Leben International) zeigt sich eher skeptisch, denn die Frauensterblichkeit in medizinisch unterversorgten Gebieten liegt sowieso höher. Misoprostol erweckt nun den Eindruck, die Sterblichkeit der Mütter im Wochenbett in derartigen Gegenden zu verringern, was jedoch nicht der Fall ist.
Dr. Joe DeCook, ein Arzt der Pro-Life Bewegung Amerikas, vergleicht das Präparat mit dem Rauschmittel Morphin: „Es kann benutzt werden, um Gutes oder auch Schlechtes zu tun."
In Deutschland wurde Misoprostol im Januar 2006 vom Markt genommen. Es war nur für die Behandlung von Magen-Darmkrebs zugelassen. Für eine andere Indikation hatte der Hersteller nie einen Antrag gestellt, trotz zahlreicher Studien, die einen Einsatz in der Gynäkologie und Geburtshilfe sinnvoll erscheinen ließen.
Die WHO hatte aufgrund der guten Erfahrungen mit dem „umgewidmeten Offlabel- Medikament“ dieses bei Indikationen wie Zervixpriming (Erweiterung der Zervix) und bei der Geburtseinleitung zugelassen (siehe Frauenarzt 2003, 8:882-5 und Homepage).
Immer öfter wird der spontane Wehenbeginn nicht mehr abgewartet. Obwohl die WHO (Fortaleza-Konsensus-Konferenz, 1985) in ihrer „Mutterfreundlichen Kindergeburtsinitiative"(Mother-friendly Childbirth Initiative) davor warnt, eine Technisierung der Geburten aus Gründen der Praktikabilität und ohne medizinische Indikation zu „erzwingen". Frauen sprechen in Internetforen über das schlimmste Erlebnis, das sie mit einer „induzierten", vorangetriebenen Geburt je hatten.
In der Geschichte der Frauenheilkunde wurden ursprünglich Prostaglandine, d. h. induzierte medizinische Verfahren angewendet, um eine Geburtseinleitung im Rahmen der medikamentösen Abtreibung im ersten und zweiten Trimenon vorzunehmen.
Die Weltgesundheitsorganisation fürchtet nun, dass das am 3. Juni 2011 für den US Markt zugelassene Präparat Misoprostol von nicht medizinisch geschulten Frauen angewendet wird, um eine Abtreibung „zu Hause" durchzuführen. Damit könnte es für diejenigen, die es einnehmen, auch gewisse Risiken bergen. Das neue Präparat wurde für den Privatgebrauch freigegeben, aber gerade in ländlichen Gebieten der USA, wo die Gesundheitsversorgung suboptimal ist und keine Notaufnahmeeinrichtungen vorhanden sind, könnte die nicht medizinisch überwachte Einnahme von Misoprostol zum Problem werden.
Die Intention ist, dass mit dem neuen Präparat eine Abtreibung ohne den Arzt vorgenommen werden kann. In Vietnam waren 1.734 Frauen in die Vorversuche für das Medikament involviert. Abtreibungen wurden bis zum 63. Schwangerschaftstag durchgeführt, ohne das Mitwirken eines Arztes.
Die WHO und die Bundesarzneimittelzulassungsbehörde der Vereinigten Staaten versichern, daß das neue Präparat bald weltweit im Handel sein wird.
Gynuity, eine Organisation, die sich für die Aufklärung der Bevölkerung bezüglich Reproduktionsmedizin einsetzt und in den USA arbeitet, unterstützt selbstinduzierte Abtreibungen und versucht, sie in ein positives Licht zu stellen. 2009 wurde berichtet, dass sich Gynuity gegen Gesetze ausspricht, die die Personenwürde des ungeborenen Kindes hervorheben wollen. Etwas besorgt war die Organisation über eine eigene Studie, die 2002 zeigte, dass Misoprostol Geburtsfehler beim Ungeborenen hervorrufen kann, wenn das Kind die eigene Abtreibung „überleben" sollte. Meistens handelt es sich um Klumpfüße, Gesichtsnervenabnormalitaeten und nicht vollständig ausgebildete Finger.
Ein Viertel der medikamentös induzierten Abtreibungen schlagen fehl und benötigen dringend eine medizinische Versorgung. Vor allem Abtreibungen, die nach der 7. Schwangerschaftswoche vorgenommen werden, setzen das Leben der Mutter auf das Spiel.
*Die Autorin ist als Biomedizinexpertin in Madison, der Metropole der US-Stammzellenforschung, tätig. Im deutschen Sprachraum veröffentlichte sie neben der Autorentätigkeit für die Lebensschutzorganisation ALfA unter anderem das Buch:
Edith Breburda: Die Verheißungen der neuesten Biotechnologien, Stein am Rhein, Christiania Verlag 2010.
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