Dr. Edith Breburda
Christliches Forum, 29. September 2014
Die neueste Projektion zur Bevölkerungsentwicklung, die soeben in der renommierten Zeitschrift Science veröffentlicht wurde, zeigt, dass die Meinung von Experten, wonach sich die Weltbevölkerung im kommenden Jahrhundert stabilisieren wird, falsch ist.
Die neueste Projektion zur Bevölkerungsentwicklung, die soeben in der renommierten Zeitschrift Science veröffentlicht wurde, zeigt, dass die Meinung von Experten, wonach sich die Weltbevölkerung im kommenden Jahrhundert stabilisieren wird, falsch ist.
Unter Anwendung von
eleganten und innovativen demographischen Techniken kommt die
Studie zu folgender Schlußfolgerung:
Mit 80%
Wahrscheinlichkeit wird die Bevölkerung von jetzt 7,2 Milliarden im Jahr 2100 auf
9,6 bis 12, 3 Milliarden Menschen zunehmen.
Es besteht kein
Zweifel, dass die Science Studie auch die Klimaänderungsdebatte beeinflussen
wird, denn Milliarden mehr Konsumenten bedeuten auch mehr
Treibhausgasemissionen.
Aber etwas
Skepsis ist bei dieser Prognose angebracht. Konventionelle Bevölkerungsprojektionen,
auch diejenigen eingeschlossen, die von der UN-Bevölkerungsabteilung
durchgeführt werden, bieten hohe, mittlere oder niedrige Szenarien. Aber damit sollen lediglich die
plausiblen Zukunftsmodelle illustriert werden, ohne exakte Werte auszusagen.
In der Science
Studie liegt der hauptsächliche Grund für die schnelle Zunahme der
Weltbevölkerung im südlich der Sahara gelegenen Afrika.
Die
durchschnittliche Geburtenrate einer Frau liegt dort bei fünf Geburten und
mehr. Sie ist damit zweimal höher als in
der restlichen Welt. Zwischen 1950 und heute ist die Bevölkerungszahl in dieser
Region um eine Milliarde Menschen gestiegen. Beim Anhalten dieser raschen
Bevölkerungsvermehrung in Afrika könnte die weltweite Bevölkerung bis 2100 um 5
Milliarden Menschen zunehmen.
Die
Schlüsselfrage hierbei lautet, ob die benutzten Methoden für eine langfristige
Vorhersage über die Bevölkerungsentwicklungen fehlerfrei sind. Die kurze
Antwort lautet nein. Die grundlegenden Schwierigkeiten für alle Berechnungen über
langfristige Bevölkerungsentwicklungen hängen mit den Geburtenzahlen zusammen.
Denn es gibt bis heute noch keine vertrauenswürdige Methode, um die Geburtenrate der nächsten
Generation
vorauszusagen, geschweige denn für ein ganzes Jahrhundert.
Vor einem halben
Jahrhundert, in den frühen 1960ern, betrug die Geburtenrate in Ostasien 5,5
Geburten pro Frau. Heute liegt sie gemäß der UN-Bevölkerungsabteilung
statistisch bei 1,6 Geburten pro Frau. Das sind 70% weniger. In der gesamten
Geschichte der Menschheit gab es keinen derartigen schnellen Rückgang der
Fertilitätsraten.
Überall in der
Welt können wir heute eine hohe Lebenserwartung , eine niedrige Geburtenrate
und eine wesentliche Verbesserung der Gesundheitskonditionen feststellen. Unter
solchen Umständen ist eine Vorhersage der demographischen Zukunft schwieriger
als je zuvor. Zur Zeit ist die Geburtenrate in Afrika, südlich der Sahara, doppelt
so hoch als zur langfristigen Bestandserhaltung der Bevölkerung notwendig.
Die Autoren der
Science Studie gehen davon aus, dass diese Region eine demographische Ausnahme
auch für weitere Generationen bleiben wird. Es kann sein, dass diese Annahme
korrekt ist, oder auch nicht. Einige Gegebenheiten sollten berücksichtigt werden.
Im Jahr 2000 hatte ein Drittel der afrikanischen Frauen im gebärfähigem Alter
(15-49) eine höhere Schulbildung. 2050 werden nach Berechnungen des Internationalen
Instituts für angewandte Systemanalysen in Wien 70% der Frauen in Afrika eine
höhere Bildung haben und die Lebenserwartungen werden bei durchschnittlich 70 Jahren
liegen.
Wird unter diesen
Umständen Afrika resistent bleiben gegen eine Geburtsratenabnahme?
Einige
werden antworten, dass kulturelle Traditionen und ähnliche Faktoren die hohe
Fertilitätsrate fortsetzen werden. Die gleichen
Argumente wurden vor nicht allzulanger Zeit auch über den Mittleren Osten
benutzt. Jetzt weiß man, wie falsch diese Annahmen über die unveränderbaren
Familienwerte dort waren.
Die globale
Fruchtbarkeit ist eine Angelegenheit des menschlichen Willens und keine
Berechnung kann diese grundlegenden Gegebenheiten ändern. Voraussagen über die Fertilität von
Ungeborenen oder deren Nachkommen sind offensichtlich mangelhaft.
(Siehe: THE WALL STREET JOURNAL, 23.09.2014)