Dr. Edith Breburda
Der Psychiater Dr. Aaron Kheriaty von der Irvine Universität in Kalifornien ist der Überzeugung, das Buch und der Film Fifty Shades of Grey ändern unseren Geist und unseren Körper.
Kheriaty fand in zwei Studien von 2013 heraus, dass Frauen, die das Fifty Shades Buch, gelesen haben, ihr Verhalten gegenüber missbräuchlichen Beziehungen ändern:
„Wir dürfen eine Filmromanze und die Gewalt nicht miteinander vermischen. Die neuronalen Vernetzungen in unserem Gehirn, die sich auf unser Sexualverhalten beziehen, sind so geschaltet, dass sie unsere sexuellen Erfahrungen in subtiler Weise prägen. Bestimmten Gehirnregionen ordnen wir der Aggression und dem Zorn zu. Ihre Ausprägung verstärkt sich, wenn wir in gewalttätigen oder herrschsüchtigen Verhaltensweisen engagiert sind.
Anderen separaten Hirnarealen ordnen wir Angst und Furcht zu. Sie werden in ihrer Intensität durch furchteinlösende und erschreckende Erfahrungen erhöht. Was passierte demzufolge in den Gehirnen der Hauptdarsteller des Films? Christian und Anastasia bringen ihre Liebe durch ein brutales Verhalten zum Ausdruck. Wenn wir Sex, Aggression und Furcht in einer Handlung miteinander vermischen, passt sich unsere Geist und auch unser Körper diesem Verhalten an.
Das Gehirn verknüpft die Handlungen miteinander, die normalerweise nichts miteinander zu tun haben und speichert sie im Gedächtnis ab. Es handelt sich um Lernprozesse, die wir der Plastizität unseres Gehirns zu verdanken haben.
Menschen, die mit sadomasochistischen sexuellen Praktiken experimentieren, sind zuerst verwirrt. Die erlebten Ereignisse bleiben jedoch dauerhaft im Gedächtnis und beeinflussen das zukünftige Verhalten, das zudem mit einer starken emotionalen Beteiligung einhergeht. Morphologische Umbauvorgänge im Gehirn, die aufgrund der Kombination von Reizen erfolgen, aktivieren das Langzeitgedächtnis[1].“
Kheriaty beruft sich bei seinen Erläuterungen auf das Hebb’sche Prinzip[2].
„Wenn die separaten Hirnareale sich vereinigen, werden wir Aggression ganz automatisch mit Sex verbinden. Desweitern steigern Angst und Furcht unser sexuelles Interesse. Wenn diese Verhaltensweise auffällig wird, sehen wir die Leute oft in unserer Praxis. Sie beschweren sich, dass ihr sexuelles Verhalten an all die zuvor beschriebenen Dinge gekoppelt ist. Sie können nichts dagegen tun.
Filme und Bücher wie Fifty Shades, welche die Allgemeinpräsenz von Pornographie in der breiten Masse der Gesellschaft propagieren, zwingen vor allem junge Menschen sich genau zu überlegen, was sie sich ansehen. Und sei es auch nur, um der Versuchung mit dem Feuer zu spielen, auszuweichen.
Bevor wir uns durch unser Sexualverhalten bestimmen lassen, müssen wir uns fragen, was wir unserem Gehirn und Körper antun wollen. Welche neuronalen Verschaltungen sollen uns prägen? Wollen wir Sex mit Liebe; Sex mit Vertrauen, Sex mit Verpflichtung, Sex und Selbstlosigkeit, Sex und Geborgenheit miteinander verbinden?
Oder wollen wir unsere Neuronen derart manipulieren, dass sie Sex und Gewalt; Sex und Dominanz, Sex und Unterordnung, Sex und Kontrolle miteinander koppeln. Unser Gehirn wird durch unsere Entscheidungen geprägt. Automatisch macht es sich die wiederholenden Gewohnheiten zu nutze. Die initiierende Handlung, welchen Weg wir gehen wollen, hängt von uns ab[3].“
Ganz nebenbei, auch ein Exorzist warnt vor dem Film: Fifty Shades of Grey. Pater Patrick, und sein Team bezeichnen es als das Grey Phänomen, vor dem die Kirchenoberhäupter der USA warnen. Sie sind nicht alleine. Selbsthilfegruppen gegen häusliche Gewalt, selbst Filmkritiker verurteilen aufs Schärfste die sexuelle Gewalt, die sich hier zeigt. Der Film basiert keineswegs auf der Realität. In den ersten drei Tagen, die er in den Kinos der USA zu sehen war, brachte er 81,7 Millionen US-Dollars ein.
Pater Patrick, wie ihn die Autorin Patti Armstrong nennt, ist nicht sein richtiger Name. Patti will seine Identität schützen, so wie das bei Exorzisten im Allgemeinen üblich ist. Der Priester war sechs Jahre lang unter der Obhut eines kompetenten Exorzisten tätig. Heute hat er seine eigene Pfarrei. Seit fünf Jahren ist er nebenbei als Exorzist einer US-Diözese tätig. Seine Mitarbeiter, sein Deliverance Team, wie er sie nennt, sind immer mit dabei, wenn der Priester seinen Dienst vollzieht. Sie beten mit den Leuten, die zu Pater Patrick kommen und um seine Hilfe bitten.
Patti hat den Priester am Telefon interviewt. Sein Team war mit ihm und konnte über Lautsprecher mithören. Der Priester erläuterte:
„Wenn wir uns einen Film wie diesen anschauen, nehmen wir die Handlungen in uns auf. Er verbiegt unsere Sinne und wird sich in unseren Beziehungen widerspiegeln. Man sagt zwar, ein Film ist dazu da, um uns zu entspannen, deshalb genießen wir es ins Kino zu gehen. Kann man wirklich einen Film als Rekreation bezeichnen, der sich über Gottes Kreation lustig macht, bzw. sie entheiligt? Es ist fast eine Ironie, dass der Hauptdarsteller den Namen Christian Grey trägt. So wie er würde nie ein Christ handeln. Außerdem können keine Schatten auf dem Christentum liegen. Es geht hier um alles oder nichts. Eine Grauzone, wo wir nicht zwischen richtig und falsch entscheiden können, spottet einem jeden Gläubigen. In der heiligen Messe zelebrieren wir das Opfer unseres Erlösers Jesu Christus. Die schwarze Messe dreht alles um. Das uns Heilige wird als unheilig deklariert.
So wie es sich bei der Sexualität in der Ehe um einen heiligen Akt, ein Geschenk Gottes handelt, wird in dem Film die Tugend der Keuschheit und Gottes Schöpfung pervertiert. Wir sind Gottes Kinder. Wenn wir uns einen Film ansehen, der das Böse fördert, begeben wir uns auf sehr dünnes Eis. Unsere Sinne können dann nicht mehr entscheiden, was richtig und falsch, rein und unrein ist. Wir verlieren unser geistiges Gespür. Das gleiche passiert auch, wenn wir uns Vampir-Filme ansehen. Warum lieben wir sie? Welche Geister laden wir in unser Leben ein? Blutsaugen ist konträr zu dem, was uns heilig ist. Wir begeben uns in eine dunkle Welt, wo jemand unwiderruflich tot ist. Menschen lassen diese Dunkelheit in ihr Leben. Ihre mitmenschlichen rechtschaffenen Beziehungen werden nicht besser. All unsere Kontakte, jeder Atemzug, jeder Gedanke, sollte uns näher zu unserem Schöpfer bringen. Viele verfallen oft dem Sex-Kult aus Neugierde. Wir degradieren die Würde unserer Mitmenschen, wenn wir uns da einlassen. Am Ende rechtfertigen wir unsere Sünden und dann fehlt uns die Unterscheidungskraft. Unser Hauptanliegen sollte nicht so sehr sein, ob etwas mit dem Film nicht in Ordnung ist, sondern ob es gut für unsere Psyche ist, ihn uns anzusehen“, erklärt Pater Patrick[4].
Literatur:
[1] Reichenbach A.: Neurophysiologische Grundlagen des Lernens. Paul-Flechsig-Institut für Hirnforschung, Leipzig, 17. April 2007
[2] Hebb D. H.: The Organization of Behavior. Psychology Press, 1949, 1. May 2002
[3] Desmond J.: Psychiatrist: How Fifty Shades of Grey changes your mind and body. National Catholic Register, 18. Feb. 2015
[4] Armstrong P.M.: An Exorcist warns of the Dangers of “Fifty Shades of Grey”. Aleteia, 20. Feb. 2015