Dr. Edith Breburda
Im April 2015 hatte ein Artikel in
der New York Times den Titel No Kids for
Me, Thanks. Kinderlosigkeit ist ein zunehmender Trend. Soziologen führen das
auf die Ichbezogenheit zurück. „Das
ich-ich-ich, rund um die Uhr, wird uns schon in die Wiege gelegt. Eigentlich
sollten wir diese Einstellung, spätestens nach dem Kleinkindalter, verlieren“,
bemerkt Patti Maguire in ihrem Blog (1).
Die heutige Generation geht zu sehr
in den weltlichen Anforderungen auf. Kaum einer hat mehr Interesse daran,
Kinder zu bekommen. „Ich werde niemals
eine gute Mutter sein“ behauptet eine Frau. Ein anderer erklärt: „Meine Gene möchte ich keinem anderen wünschen.“
Sich selber als mangelhaft, ja fast unwürdig
zu beschreiben, um Kinder zu bekommen, hat nichts mit einer demütigen
Einstellung zu tun. Es zeigt eher, dass wir uns mit unserer von Gott gegebenen
Rolle: „Seid fruchtbar und mehret Euch“,
nicht mehr identifizieren.
Die New York Times bezieht sich auf
das Buch: Selfish, Shallow and Self-Absorbed:
Sixteen Writers on the Decision Not to Have Kids. Einer der Autoren des Buches erinnert sich an Kinder, die
sein Tennisspiel störten, währenddessen die Mutter das einfach tolerierte. Diese Episode diente als Beweis
dafür, dass: „Kinder und Eltern die Priorität
haben, das zu tun, was immer sie wollen. Ob andere dabei belästigt werden,
spielt keine Rolle.“ Vielleicht handelten die Eltern zu nachsichtig und
eventuell hatten sich die Kinder schlecht benommen, nur deswegen kann man doch
nicht alle Kinder über einen Kamm
scheren und behaupten, sie zu verabscheuen. Soll es nur noch Erwachsene auf
dieser Welt geben, um dem egozentrischen
Verhalten einiger Genüge zu tun?
Eine von fünf Frauen in den USA
bekommt nie in ihrem Leben Kinder, berichten Wissenschaftler in einer Studie
des Pew Research Centers. 1970 war es
eine von zehn Frauen, die ohne Nachwuchs blieb. Das alles ereignet sich in
einer Zeit, in der die moderne Biomedizin in der Lage ist, unfruchtbaren und
alten Frauen dazu zu verhelfen, biotechnologisch designte Kinder zu bekommen.
Für einige Menschen, die sich
eigentlich noch reproduzieren könnten, zählen Kinder dennoch zu den unbequemen
Dingen im Leben. Die Vereinigung, Ausstieg
aus der Zeugung, hat mittlerweile viele Anhänger. Es handle sich dabei
einfach nur um die andere große Wahl, die Frauen in ihrem Leben treffen können.
Eine Tagung, wie Frauen, die ihr Erbe neu definieren, (Redefining
Feminine Legacy) und kinderfrei glücklich werden
können, findet im Oktober 2015 in Cleveland statt.
Auf der Agenda des ersten NotMom
Gipfels stehen Themen wie: Empfängnisverhütung, Probleme am Arbeitsplatz,
Haustiere, Reisen, Gesundheit und die lästigen Beziehungen mit verschiedenen
Mitmenschen. Auf der Redefining Feminine Legacy Webseite kann man weiterhin lesen, wie Frauen ihr Erbe
weitergeben können, damit es lange anhält (2).
Aber haben unsere weltlichen
Errungenschaften einen langanhaltenden Wert? Vergeht unser Ruhm nicht oft,
sobald wir gestorben sind. Eventuell werden unsere Taten noch in
Geschichtsbüchern festgehalten. So gesehen, können wir nur unsere Kinder in den
Himmel mitnehmen.
Vielleicht ist die Gesellschaft an
dieser Einstellung nicht ganz unschuldig. Sexualkundelehrer realisieren
zunehmend, dass sie jungen Menschen zu viel Angst vor einer ungewollten
Schwangerschaft gemacht haben. Grundschüler wissen, wie man Sex ohne Nachwuchs
haben kann. Es wird hingegen fast immer schwieriger für junge Paare, ein Baby
zu bekommen. Neben Umweltfaktoren, die nicht ganz unschuldig an einer zunehmend
zu verzeichnenden Unfruchtbarkeit sind, muss das junge Paar erst einmal
umdenken lernen. Sie hören immer wieder, unter allen Umständen ein Kind zu
vermeiden. In Dänemark wurde der Lehrplan für die Sex-Aufklärung bereits
umgestellt. Jetzt erklärt man den Teenagern, wie man schwanger wird. „Für viele Jahre haben wir nur über
geschützten Sex gesprochen. Wir wollten verhindern, dass Teenager schwanger
werden. Nun sehen wir, dass Frauen keine Kinder mehr haben wollen. So müssen
wir umdenken, um die Geburtenrate wieder anzuheben. Wir sind nicht das einzige
Land, das über den demographischen Wandel klagt“, erläutert Marianne
Lomholt, Direktorin des dänischen Sexualaufklärungs-Programmes (3).
Lord Winston Hammersmith, einer der renommiertesten
In-Vitro-Fertilisation Pioniere, reiste im März 2013 durch Neu Seeland, um
Teenager in den Schulen über die Gefahren der Unfruchtbarkeit aufzuklären. Sein
Rat, sie sollen nicht zu lange damit warten, Kinder zu bekommen, lautete: „Ich möchte Leute darauf aufmerksam machen,
dass die Fruchtbarkeit sehr schnell bei Frauen abnimmt, je älter sie werden. Das
liegt einfach in der Biologie der Frau. Die Gesellschaft muss kinderreiche
Familien unterstützen. Es handle sich hierbei um einen ganzheitlichen Ansatz,
der uns viel besser dient, als Eizellen einzufrieren oder aufwändige
In-Vitro-Fertilisationen durchzuführen.“ Die Welt fühlt sich sehr schnell
zu irgendwelchen Neuheiten, die Scheinlösungen versprechen, hingezogen.
Vielleicht ist uns besser gedient, wenn wir zurück zu den Wurzeln gehen. So
wird in stabilen Familien-Verhältnissen ein effizienter Weg gesehen, Kinder erfolgreich
zu erziehen. „Die In-Vitro-Fertilisation
hat eigentlich nur falsche Hoffnungen geweckt. Seine Erfolgsrate ist extrem
niedrig.“ Als man Lord Winston fragte, was er davon hält, dass
Wissenschaftler GOTT spielen und Embryonen genetisch modifizieren, warnte er
vor dieser sehr gefährlichen Technik. „Um
Krankheiten zu vermeiden, sollte man lieber darauf achten, was die Mutter
während einer Schwangerschaft konsumiert. Wir müssen die Umwelt in der
Gebärmutter ändern. Eine gute Gesundheitsversorgung der Mutter spielt da eine
sehr wichtige Rolle (4).“
Sind Frauen ohne Kinder wirklich glücklich? Aber warum nehmen kinderlose Paare oft Hunde als eine Art Kinderersatz an? Eine Studie des US-Science Magazin's erklärte die Interaktionen einer Mutter mit ihrem Baby durch Hormone. Wie Wissenschaftler herausfanden, beruht die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind auf dem Hormon Oxytocin. Takefumi Kikusui, ein Tierverhaltensforscher von der Universität von Azabu, in Sagamihara, Japan, ist daran interessiert, warum Oxytocin Vertrauen, Muttergefühle und Nächstenliebe hervorbringt. „Wenn eine Mutter ihrem Kind in die Augen schaut, steigt sowohl ihr, als auch der Oxytocin-Gehalt des Kindes an. Dieser Mechanismus bewirkt, dass das Kind die Blicke der Mutter erwidert, was die Hormonwerte weiterhin erhöht. Dieses sich steigernde Feedback ist gedacht, um die emotionalen Bindung zwischen Mutter und Kind zu verfestigen, in einer Zeit, wo sich das Kind nicht anders ausdrücken kann.“
Kikusui, der seit 15
Jahren Hundebesitzer ist, fragte sich nun, ob derselbe Mechanismus auch auf
Hunde zutrifft.
Eine Studie, an der 30 Hunde und ihre
Besitzer teilnahmen, bestätigte diese Theorie. Wenn sich Hunde und ihre Besitzer
in die Augen schauten, verzeichneten die Hunde einen Anstieg von 130% des Hormons, während bei ihren Besitzern 300% mehr Oxytocin
gemessen wurden. Die Studie lässt vermuten, dass eine Beziehung zwischen einem
Menschen und seinem Hund die gleiche Oxytocin Kaskade in Gang setzt, die
normalerweise zwischen einer Mutter und ihrem Baby stattfindet. Dieser Vorgang
mag eine Rolle gespielt haben, um Hunde zu domestizieren. „Auch wenn wir Hunde oft als unsere Babies ansehen, heißt das noch
lange nicht, dass sie uns umgekehrt als ihre Mütter betrachten“, erläuterte
Jessica Oliva, eine Doktorandin der Monash Universität aus Melbourne in
Australien (5). Die
Studie erklärt zumindest, wieso es dem Hund gelungen ist, unser engster
Begleiter zu werden. Muttergefühle sind demnach in jeder Frau vorhanden, nur
manchmal setzen wir sie anders ein, als von der Natur her vorgesehen.
Veröffentlicht im Christlichen Forum am 27. April 2015
[1] Maguire P.: New York Times: No
Kids for me, Thanks. Society, Aleteia 17. April 2015
[2] The NotMom.com, Celebrating
women without children by choice or by chance.
http://thenotmom.com/the-not-mom-summit-2015/
[3] Roberts S.: The New Sex Ed: Have
babies before it’s too late! Society, Aleteia, 16. April 2015
[4] Roberts S.: Fertility treatment
pioneer calls for caution. Demography is Destiny. MercatorNet.com, 13 März 2014
[5] Grimm D.: How dogs stole our
hearts. Science 16. April 2015