Thursday, December 6, 2018

Bischof Morlino - Der Löwe von Wisconsin - RIP


Dr. Edith Breburda
Christliches Forum, 6. Dezember 2018
Am 4. Dezember 2018 trauerten viele  – zusammen mit zahlreichen staatlichen Repräsentanten der USA  –  um den katholischen Oberhirten Robert Morlino. Ihr konservativer Bischof war unerwartet am 24. November im Alter von 71 Jahren verstorben.

Die Maria Goretti-Pfarrkirche auf der Westseite der Hauptstadt Madison im Bundestaat Wisconsin war mit 1700 Trauergästen- darunter 14 Bischöfe- gefüllt. Unter ihnen befand sich der Sprecher des US-Repräsentantenhauses, Paul Ryan, sodann die Kongressabgeordneten F. James Sensenbrenner jr., Sean Duffy und Glenn Grothman; außerdem Bryan Steil, der Ryan’s Platz im US-Kongress ab Januar 2019 einnehmen wird.

Der US-Bundestaat Wisconsin ist ein Juwel des amerikanischen Katholizismus. Im Milchland der USA gibt es sehr viele deutsche Einwanderer; seinerzeit fehlte bei der Abstimmung, ob man in diesem Land Englisch oder Deutsch reden sollte, nur eine einzige Stimme für die deutsche Sprache. Es ist der Staat, in dem einst Pater Josef Kentenich, der Gründer der Schönstattbewegung, sein sogenanntes Exil verbrachte.

Kurz nachdem der dritte Bischof von Madison, seine Exzellenz William Bullock, im Jahr 2003 seinen Ruhestand einreichte, kam Bischof Morlino aus Helena in dieses Amt. Es wurde damals gemunkelt, Papst Johannes Paul II. habe bewusst einen kompetenten Bioethiker in die Stammzellmetropole der USA berufen.
Bischof Morlino liebte es, als Dozent an der Hochschule zu lehren und war wohl eher enttäuscht, als er 1999 zunächst zum Bischof von Helena in Montana berufen wurde. Seine "Nachfolgerin" am Sacred Heart Major Seminar in Detroit wurde die allgemein bekannte Frau Prof. Dr. Janet E. Smith, eine Weltexpertin für “Humanae Vitae“, der Enzyklika von Papst Paul VI., die sich mit er Weitergabe menschlichen Lebens befasst und die auf den Tag genau 10 Jahre vor der Geburt des ersten In-Vitro-Kindes veröffentlicht wurde.

Es dauerte nicht lange, bis Bischof Morlino seine moralische Autorität den "Madisonitern" kundtat. Im Wisconsin State Journal stand mit großen Lettern auf der ersten Seite: „Hey Bishop don’t call my City unmoral.“ (Hey Bischof, bezeichne meine Stadt nicht als unmoralisch). Der Bischof trat offensichtlich mit seiner Aussage ins Fettnäpfchen, dass Abtreibung viel schlimmer sei, als sich darüber aufzuregen, wo und ob man ein Spielkasino am Stadtrand aufmachen sollte.

Schon bei der Amtseinführung von Bischof Morlino am 1. August 2003 warnte ihn sein Freund, der jetzige Kardinal Dolan von New York, dass in so einem Bischofsstuhl viele Splitter sind, auf die man sich unweigerlich setzt. Es erinnerte an das, was einst Bischof Dyba aus Fulda sagte: „Bischofsein ist kein Honigschlecken.“

Als ein Tag nach dem Passionssonntag 2005 die Kathedrale von Madison in Flammen stand und bis auf die Grundmauern abbrannte, war dies einer der ersten Rückschläge, die den Bischof schwer trafen. Zu Schaden kam zwar niemand und sein Generalvikar Monsignor Paul Swain, der spätere Bischof von Sioux Falls, rettete sich, nur mit Pyjama bekleidet, aus dem angrenzenden Rektorat des Gebäudes.

Der tief enttäuschte Bischof betrachtete den Verlust des Gebäudes als sein persönliches „9.11“ , als er kurz danach am Prayer-Breakfast in Washington mit Präsident Busch sprach. Nach einer kostspieligen Umfrage unter allen seinen Priestern entschied sich Bischof Morlino dafür, den Bau seiner Kathedrale seinem Nachfolger zu überlassen.

Stattdessen konzentrierte er sich auf die jungen Katholiken seiner Diözese und baute ihnen ein wunderschönes Studentenheim im Herzen der Universität, die einst von Deutschen gegründet wurde; ihre Ausbildung lag ihm sehr nahe.

Mit den entsprechenden Verbindungen von seinen treuen Katholiken dauerte es nicht lange, und die Universität- aber auch die in Madison ansässigen Pharmafirmen die Stammzellforschung betreiben- luden den Kirchenmann zu Podiumsdiskussionen ein.

Der Bischof versuchte, die Lehre der Kirche für den Lebensschutz unter bekannten Stammzellforschern plausibel zu machen –  genau dort also, wo man sie eigentlich gar nicht hören wollte. Schließlich hatte ihm Papst Benedikt XVI. nahegelegt, etwas gegen humane embryonale Stammzellforschung zu unternehmen. Schon davor hegte der Bischof den Gendanken, ein katholisches bioethisches Institut in Madison zu eröffnen.

Leider kam er nicht so schnell dazu, denn Vorrang hatte es, junge Männer für das Priestertum zu begeistern. Als Bischof Morlino nach Madison kam, gab es nur sechs Seminaristen, was sich bald besserte. Nach einiger Zeit wurde er von anderen Bischöfen ob der Anzahl der vielen Neupriester beneidet. 

Viele der jungen Geistlichen begannen damit, ihrem Bischof nachzufolgen, auch dadurch, dass sie die hl. Messe so wie er im alten bzw. "überlieferten Ritus" feierten.

Natürlich gibt es auch in der St. Raphaels-Diözese von Madison die traditionelle Priesterbruderschaft St. Pius X, die sich mitsamt ihrem Bischof Marcel Lefebvre 1988 vom Vatikan trennten. Erzbischof Fellay, der nicht ganz unschuldig an dem Scheitern einer Verständigung mit Rom unter Papst Benedikt XVI. war, kam oft nach Madison, um dort die Sonntagsmesse zu lesen.

Bischof Morlino löste diese Situation dadurch, dass er rund um diese Kapelle der Piusbruderschaft seine eigenen Priester platzierte, die ebenfalls eine hl. Messe im alten Ritus zelebrierten. So machte er es traditionell orientierten Gläubigen einfach, die überlieferte Liturgie zu feiern, ohne dabei auf die Messen der Piuspriester angewiesen zu sein.

Bischof Morlino lehnte es ab, Beerdigungen mit ständigen Lobreden gleichsam in Heiligsprechungen umzuwandeln. Er selbst sagte oft etwas scherzhaft,  dass der hl. Petrus ihm wohl den Schlüssel zum Fegefeuer zuwerfen würde, damit er es zuschließen könne, wenn alle anderen Seelen diese Stätte der Läuterung verlassen haben. 

Doch wir wollen hoffen und darum beten, dass Bischof Morlino recht bald im Himmel ankommt. Desto mehr kann er durch seine Fürsprache für die Kirche auf Erden wirken; und sich eventuell für einen baldige Versöhnung der Piusbruderschaft mit dem Vatikan einsetzten.

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