Biographie von
Univ.-Prof. Dr. agr., Dr. habil. Prof. h.c. Dr. h.c. Josef Eduard Breburda
07.10.1931-28.11.2015
15.11.2015 |
Josef Eduard Breburda wurde am
07.10.1931 in Karwin, Oberschlesien nahe Moravská Ostrava, geboren. Seine
Vorfahren lebten in Prag, Tschechien. Als Erstgeborener eines Schulrektors
verlebte er eine glückliche Kindheit in der milden Landschaft rund um den
Hirschberger See in Böhmen. Viele Stunden verbrachte er mit seinem Vater auf
dem Hochstand oder beim Pilze sammeln.
1938 bei der Eingliederung der seit über 800 Jahren
überwiegend von Deutschen besiedelten Grenzgebiete im Westen, Norden und Süden
der Tschechoslowakei in das Deutsche Reich, kam sein Onkel als
katholischer Bürgermeister in das KZ Dachau. Auch sein Vater, der nicht der
NSDAP angehörte, geriet in Schwierigkeiten. Er sollte sich von seiner
polnischen Frau scheiden lassen. Wegen dieser unerfreulichen Situation meldete sich sein Vater zum Militär
und
leistete seinen Kriegsdienst zunächst in Russland und später in Frankreich ab.
Als die Amerikaner ihre Offensive im Oktober 1944 in Metz /Frankreich starteten,
ergab er sich als Oberleutnant mit seiner Truppe von 120 Mann und geriet bis
1947 in Gefangenschaft.
1945 entkam Josef nur knapp
einer Verschleppung nach Sibirien, als er von einem schon fahrenden russischen
LKW absprang.
Seine Familie wurde nicht
vertrieben und durfte bei Verwandten in Schlesien bleiben. Deutsch wurde von
nun an nicht mehr gesprochen. Josef besuchte das tschechische Gymnasium. Nach
der Schule arbeitete Josef im Gastbetrieb seiner Tante, in der Landwirtschaft
und im Bergwerk, um seine Mutter und Geschwister zu unterstützen. Er wurde zum
Vaterersatz für die jüngeren Geschwister.
Im Oktober 1948 erhielt
er die Genehmigung der amerikanischen Botschaft in Prag nach Westdeutschland
umzusiedeln. Als Flüchtling verließ er die damals schon kommunistische
Tschechoslowakei.
Nach drei Monaten beschloss er das Bischöfliche Gymnasium in Viernheim,
Hessen wieder zu verlassen. Er begann eine Lehre als Landwirtschaftsgeselle.
Drei Jahre später war er als staatlich geprüfter Landwirt unter den wenigen,
die für das Studium der Agrarwissenschaften zugelassen wurden. Sein Studium
finanzierte er sich selbst in verschiedenen Jobs – auch in der Brauerei und als
Bauarbeiter.
Nach seiner Promotion 1958 bei Prof. Dr. Ing. H. Kuron, Institut für
Bodenkunde und Bodenerhaltung, arbeitete Dr. Josef Breburda bis 1964 als
Wissenschaftlicher Assistent am Institut für kontinentale Agrar- und
Wirtschaftsforschung (Osteuropa-Institut) der Universität Gießen. 1959/60
forschte er als erster Austauschwissenschaftler der Bundesrepublik Deutschland
ein Jahr in der Sowjetunion (Universität Moskau).
1965 habilitierte er sich
an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Justus Liebig Universität Giessen und
wurde 1967 Professor für Bodenkunde und Bodenerhaltung. 1972 bis 1979 und 1985
bis 1990 war er Geschäftsführender Direktor des Zentrums für kontinentale
Agrar- und Wirtschaftsforschung der Justus Liebig Universität Giessen, 1972 und
1973 Dekan des Fachbereichs „Umweltsicherung“ sowie 1976 und 1977 Dekan des
Fachbereichs „Angewandte Biologie und Umweltsicherung“ der Universität Giessen,
1985 und 1986 Geschäftsführender Direktor des Instituts für Bodenkunde
und Bodenerhaltung der Universität Giessen, 1993 bis 1995 Geschäftsführender
Direktor des „Tropeninstituts“ der JLU - und 1989 bis 1999
Partnerschaftsbeauftragter der Universitäten Gießen und Kazan/Russland.
Prof. Dr. Breburda
veröffentlichte 200 wissenschaftliche Publikationen in deutschen und
internationalen Fachzeitschriften sowie sieben Monographien und 23 Bücher. Er
betreute 20 Dissertationen und zahlreiche Diplomarbeiten, hielt Vorlesungen und
Seminare über Quartärgeologie und Bodenkartierung, Bodenerosion und
Bodenerhaltung, über die Bodengeographie Eurasiens, Bodenversalzung und
Desertifikation, Bodennutzung in Trockengebieten. Er leitete bodenkundliche
Forschungsprojekte in Nordafrika, Zentralasien, Sibirien, China und Indien, die
von der EU, der Max- Planck-Gesellschaft und Bundesministerien finanziert
wurden. Prof. Breburda organisierte und leitete 20 wissenschaftliche
Exkursionen mit jeweils 40 Studenten und Wissenschaftlichen Mitarbeitern nach
Osteuropa, in alle Teile der damaligen Sowjetunion und in die VR China.
1987 wurde Prof. Breburda
in Nanking/China zum Ehrenprofessor (Prof.h.c.) der Chinesischen Akademie der
Wissenschaften (Academia Sinica) ernannt.
1998 erhielt er von
Bundespräsident Herzog das Bundesverdienstkreuz und 1999 in Kazan/Russland vom
Rektor der Universität die Ernennungsurkunde zum Dr. h. c..
Giessener Anzeiger, 12,.12.2015 |
Er war Mitglied des
"Collegium Carolinum", eine wissenschaftliche Vereinigung der
Universitätsprofessoren, die ursprünglich aus Böhmen und Mähren kam . "
1969 - erhielt er als
Gastprofessor der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften einen Forschungsaufenthalt
am Institut für Bodenverbesserung in Prag-Zbraslav und war 2001-2002
Gastprofessor am Department für Bodenkunde der Universität von Wisconsin in
Madison/ USA.
Neben Lateinkenntnissen,
sprach er Russisch, Tschechisch, Slowakisch, Polnisch, Kroatisch, Englisch und Französisch.
Seine Studenten nannten
ihn den „hl. Josef“, wobei er in der Stadt als „fliegender Professor“ bekannt
war.
Im Oktober 1961 heiratete
er die approbierte Apothekerin Hildegard Scheid, Tochter einer
Gutsbesitzerfamilie bei Straubing/Bayern, in St. Peter in München. Sein Schulkamerad aus Böhmisch Leipa, Pater Angelus Graf Waldstein, OSB, zelebrierte die Hochzeitsmesse.
Gutsbesitzerfamilie bei Straubing/Bayern, in St. Peter in München. Sein Schulkamerad aus Böhmisch Leipa, Pater Angelus Graf Waldstein, OSB, zelebrierte die Hochzeitsmesse.
Prof. Dr. Josef Eduard
Breburda lebte seit 2001 bis zu seinem Tode am 28. November 2015 bei seinem
Sohn, Univ.-Prof. Dr.med. Christian Breburda, und seiner Tochter, Dr. med. vet.
Edith Breburda, in den USA. Er war ein beliebter Wissenschaftler, liebevoller
Ehemann und Vater.
Giessener Allgemeine Zeitung, Dez. 2015
(Seine Biographie- Vom Heimatboden vertrieben zum
Weltbodenforscher, Kindle Ebook
).
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