Dr. Edith Breburda
Lebensforum, Nr.117, 1. Quartal 2016
Neuigkeiten über einen Virus, der durch Mücken
übertragen wird, sind erschreckend. Das Zika-Virus ist besonders für ungeborene
Kinder gefährlich. Viele fordern eine Legalisierung der Abtreibung. “Muss man Kinder töten, um eine Krankheit zu behandeln?“
Woher
kommt das Zika-Virus?
Reisende wissen, dass sie sich durch Insekten mit
Malaria, Dengue Fiber, West-Nil-Virus infizieren können.
1952
wurde die Zika-Erkrankung das erste Mal beschrieben. Im Dezember 2015 lagen nur
214 Veröffentlichungen über Zika vor. Im Jahr 2005 waren weniger als 15 Fälle
bekannt. Doch 2007 kam es zu einem massiven Ausbruch auf der Westpazifischen
Marianen Insel Yap. Von dort verbreitete sich Zika. Bald schon erkrankten
Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Zwischen 2013 und 2014 war jeder
zehnte Bewohner von Französisch-Polynesien erkrankt. Durch die
Fußball-Weltmeisterschaft wurde das Virus nach Brasilien eingeschleppt. 2015
infizierten sich dort etwa 1,5 Millionen Menschen.
Warum
häuften sich die Erkrankungen so plötzlich?
Die sich
schnell verbreitenden Aedes aegypti Mücken -und möglicherweise auch die Asiatischen
Tigermücken- sind Träger des Virus. Die globale Erwärmung soll eine Migration
der Moskitos begünstigen. Heimkehrende USA Bürger trugen das Virus in sich. Wenn
sie von einer Mücke gestochen wurden, konnte das Virus beim nächsten Stich weitergegeben
werden.
Didier
Musso, Virologe des Lous Malardé Institutes in Tahiti, fand in 593
Blutspende-Proben Antikörper gegen Dengue-, Zika-, Japan B-Encephalitis-und dem
West-Nil- Flavivieren. Daraufhin forderte er, die Transfusionsmedizin besser zu
überwachen. Auch bei einem ungeschützten Geschlechtsverkehr erfolgt eine
Infektion, weil im Sperma Zika-Viren gefunden wurden.
Gibt es
Zika bald auch in den USA?
Der
Infektiologe Prof. Duane Gubler der Duke-National University in Singapur rechnet
damit. Als 2008 die Insektenkundler Foy und Kobylinski der
Colorado-State-Universität nach einem Forschungsaufenthalt im Senegal zuhause
plötzlich geschwollene Gelenke, Kopfschmerzen und Hautausschläge erlitten,
wussten sie nicht, woran sie erkrankt waren. Ihre Symptome passten zu keiner
Virusinfektion. Ein Jahr später trafen sie den Virologen Andrew Haddow, der zu
Recht auf Zika Viren tippte.
Normalerweise
kommt es nach einer Inkubationszeit von 12 Tagen noch zu Fieber, Schüttelfrost,
Augenentzündungen und einem allgemeinen Krankheitsgefühl. Die Infektion klingt
häufig wieder von selber ab.
US-Behörden
sind besorgt, obwohl man das Virus schneller entdecken und bekämpfen könnte.
Für Experten sind Florida und Texas besonders exponiert. Das Risiko, sich mit
Zika zu infizieren, ist zwar gering, trotzdem sollte man feuchte Gebiete
meiden.
Wissenschaftler
vermuten, dass sich in Europa oder in den USA weniger Menschen infizieren. Bei einem
Ausbruch von Dengue in Florida, Texas und Hawaii erkrankten nur einige hundert
Menschen. In 2007 litten in Norditalien nur 197 Menschen an einem Moskito-Virus,
der von Indien eingeschleppt wurde. Ein Grund dafür ist, dass Europäer mehr
Zeit in ihren Häusern verbringen. Auch ist die Population der Insekten kleiner.
Mit
Mikrozepahlie Geborene!
Es war
bisher nicht bekannt, dass Zika-Viren eine Mikrozephalie hervorrufen. Als
Ursachen kamen toxische Substanzen wie z.B. Roundup, genetisch induzierte Fälle,
bzw. Infektionen wie Herpes oder Röteln in Frage.
In
Brasilen vermehren sich nun Meldungen einer kongenitalen Mikrozephalie. Forscher
vermuten, dass eine Zika-Virus Infektion während der Schwangerschaft zu einer
Fehlbildung des Zentralnervensystems der Ungeborenen führt.
Der
brasilianische Arzt Dr. João Ricardo de Almeida hat in den letzten Monaten
viele Babys mit Mikrozephalie untersucht. Er ist über seine Ergebnisse
erschrocken. Diese Kinder passen nicht in das Bild, das wir von anderen
Erkrankungen durch Toxoplasmose, Cytomegalovirus bzw. Rötelvirus haben. Die
Oberfläche des Gehirns ist mit Furchen durchzogen. Bei den Mikrozephalen Babys
war sie hingegen glatt. Eine Rehabilitation eines derartigen Defektes ist
unmöglich. Diese Kinder brauchen bis an ihr Lebensende Pflege.
Dr.
Albert Ko von der Yale Universität vermutet, dass wir noch mehr Missbildungen
sehen werden die Entwicklungsschäden hervorrufen. „Wir sehen Kinder, deren Kopf
normal ausgebildet ist. Sie besitzen jedoch neurologische Veränderungen, oder
ihre Augen sind missgebildet. Das bedeutet: Kinder, die normal aussehen,
bleiben in ihrer Entwicklung zurück. Je mehr Einblicke wir erhalten, desto
beunruhigender sind unsere Ergebnisse. Mikrozephalie könnte nur die Spitze des
Eisberges sein“, sagt er.
Zika als
mögliche Ursache?
Viele Wissenschaftler
verneinen das. In Brasilen traten zwar vermehrt Fälle auf, in denen Babys mit
einem kleineren Kopf geboren wurden. Es wird jedoch mehrere Monate dauern, bis
die Ergebnisse der Kontrollstudien vorliegen. Dies liegt an der limitierten Diagnose.
Am verlässlichsten ist es eine virale RNA im Blut der Erkrankten zu finden. Das
kann nur mit absoluter Sicherheit in der ersten Woche der Erkrankung erfolgen.
Danach kann man zwar noch Zika finden, es könnte sich jetzt um Antikörper gegen
Dengue Fiber handeln, die in Brasilien und in Lateinamerika fast jeder in sich
trägt. So ist eine genaue Aussage, ob die Mikrozephalie des Ungeborenen wirklich
auf eine Zika-Infektion zurückzuführen ist, schwierig.
Etwa 4.783
brasilianische Babys und Föten wurden seit Januar 2016 mit einer
Nervenerkrankung registriert. Unter ihnen hatten 404 eine Mikrozephalie
entwickelt. In 17 Fällen lag die Erkrankung vor, berichtete das Brasilianische Ministério da
Saúde, Bulletin am 02.02.2016.
76 Mikrozephale Babys sind intrauterin verstorben. Der
Gesundheitsminister Marcelo Castro will abklären, ob es sich wirklich um eine
Epidemie handelt.
Was sagt die Weltgesundheitsorganisation?
Für die WHO
gehört seit neustem nicht mehr HIV, Tuberkulose, Malaria, Influenza oder Dengue
zu den gefährlichen Krankheiten, sondern Ebola, das Marburg-Fiber, MERS, SARS
und Zika-Fiber. Die WHO Direktorin Dr. Chan vermutet eine enge Beziehung des
Zika-Virus zu der neurologischen Missbildung. Man sollte den
Gesundheitsnotstand ausrufen.
Der
Tropenmediziner Dr. David Heymann ist anderer Meinung. Er sagt: „Die schnelle
Verbreitung des Virus hat nichts mit einem Notstand zu tun, weil Zika keine
ernsthafte Erkrankung hervorruft. UN-Behörden räumten ein, dass die Verbindung
zu Mikrozephalie bis jetzt nicht geprüft ist. Man sollte trotzdem einen
Notstand ausrufen.
Welche Maßnahmen wurden ergriffen?
Dem „European
Center for Disease Prevention and Control“ reichen
die Beweise nicht aus. Die brasilianischen Behörden wollen jedoch nicht länger
warten. Sie schickten 25.000 Soldaten in den Nordosten Brasiliens, um den
Zika-Virus auszurotten. Es ist schwierig, weil jede kleine Wasserpfütze als
Brutstätte der Mücke dient.
Forscher
erhoffen sich einen Erfolg mit transgenen, sterilen Mücken und versuchen, die
Übertragung der Vieren mit Wolbachia-Bakterien zu unterbinden. Allerdings
dauert es, bis man einen Erfolg verzeichnen kann.
Gibt es einen Impfstoff?
Nein, und es wird auch Jahre dauern, bis wir ihn haben.
Schwangeren und denjenigen, die es werden wollen, wird geraten, sich möglichst
wenig im Freien aufzuhalten, nicht zu reisen, Fliegengitter zu benutzen, ihre
Haut zu bedecken und Insektenspray anzuwenden, schreibt das Science Magazin am
29. Jan 2016.
Abtreibung als Lösung?
Man
empfiehlt Frauen aus Lateinamerika eine Schwangerschaft hinauszuzögern. In
El-Salvador sollen sie zwei Jahre mit ihrem Nachwuchs warten.
Infizierte
Schwangere sind beunruhigt. Für die Madrider Direktorin des Programmes Women’s Link Worldwide Monica Roa, die sich für Menschenrechte
von Frauen einsetzt, ist der Vorschlag unrealistisch:
„Man
vergisst, dass Frauen bei einer Vergewaltigung schwanger werden können. 50% haben
eine ungeplante Schwangerschaft. Infizierte Frauen sollten die Möglichkeit
haben abzutreiben. Leider ist das oft illegal. Frauen sterben oft bei einer
illegal vorgenommen Abtreibung. Deshalb muss die Empfehlung, eine
Schwangerschaft zu verzögern, mit der Erlaubnis einer Abtreibung verbunden
sein“, sagt sie.
Aber wie
„sicher“ ist schon eine Abtreibung? Im
Januar hörte man von einer Abtreibung in Italien. Die Teenagermutter, die nicht
wusste, dass sie schwanger war, behandelte ihre Akne mit einer Salbe. Aus
Angst, dem Kind geschadet zu haben, rieten Ärzte zu einer Abtreibung. Bei dem
Eingriff verblutete die Mutter. Wie sich herausstellte, war ihr Kind gesund.
Literatur:
Vogel G.
Cohen J und Enserink M. Yika Virus: Your
question answered. Scince Magazine, Jan 29, 2016
Smith M.:
Brazil: Reported Micorcephaly number rising. But among investigated cases, 60%
were ruled out. Medpage 02.03.2016
Breburda
E.: Werden wir durch Yika-Virus unfähig, gesunde Kinder zu bekommen.
Schattenblick, 11.2.2016
No comments:
Post a Comment