Dr. med.vet.Edith Breburda
Christliches Forum, 6.6.2016
Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir unsere Tiere fast abgöttisch lieben. Die Nachricht, dass ein Gorilla im Zoo von Cincinnati erschossen wird und eine Frau wegen ihres Hundes stirbt, erregt dennoch die Gemüter.
Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir unsere Tiere fast abgöttisch lieben. Die Nachricht, dass ein Gorilla im Zoo von Cincinnati erschossen wird und eine Frau wegen ihres Hundes stirbt, erregt dennoch die Gemüter.
Als der Engländer Eric Blair, der unter
dem Synonym George Orwell bekannt wurde, als Polizist in der Kolonie Burma
tätig war, musste er einen Elephanten erschießen, weil dieser einen Tagelöhner
getötet hatte. Orwell gibt uns in seinem Bericht „Shooting
an Elephant“, einen Einblick in die Gepflogenheiten des Imperialismus.
Seine Kollegen waren damals sehr entrüstet. Ihr Kommentar: „Es ist eine Schande,
einen wertvollen Elephanten, wegen eines einfachen Mannes zu töten,“ beschreibt
die damalige Gefühlsleere gegenüber den Mitmenschen.
Diese Art der Kosten-Nutzenrechnung ist leider nicht ein Relikt aus der Kolonialzeit.
Sonst würden Tierpfleger nicht angeklagt werden, weil sie einen 17-jährigen
Gorilla töteten, um einem vierjährigen Jungen zu helfen.
Seitdem häufen sich die Beschwerden, dass das
falsche Leben gerettet wurde.
„Es leben 7 Milliarden Menschen auf der
Erde. Wieso müssen wir deshalb einen vom Aussterben bedrohter Gorilla töten, um
einen Jungen zu befreien?“,
schrieb ein US-Bürger auf einer Medienseite.
Wesley J. Smith, ein Amerikanischer Anwalt und Autor, erläutert in der
Onlinezeitung First Things:
„Derartige Reaktionen verwischen die
sozialen und rechtlichen Unterschiede zwischen Mensch und Tier und deuten auf das
Ende des humanen Exzeptionalismus hin. Die dreiste Behauptung, das Leben eines
Affen sei wertvoller als das eines Kindes, ist schon weiter in der Gesellschaft
verbreitet, als wir annehmen. Dieser Sinneswandel ist in einer Welt, die nicht
mehr christlich geprägt ist und die einen Schöpfergott, der uns Menschen nach
seinem Ebenbild geschaffen hat, zunehmend verleugnet, vorhersehbar. So gesehen
ist die Empörung vieler Tierfreunde plausibel, wenn ein vom Aussterben bedrohter
westlicher Tiefland-Gorilla erschossen wird. Wir denken nur noch daran, bestimmte
Quoten einzuhalten, deshalb Sorgen wir uns um unsere Menschenaffen.“
Papst Johannes Paul II, redet bereits in seiner Enzyklika: „Evangelium-Vitae“
von einer „neuen Form von Anschlägen auf die Würde des Menschen“.
In der Öffentlichkeit herrscht zunehmend die Meinung, Verbrechen gegen das
Leben im Namen der Rechte und der individuellen Freiheit am Ende sogar zu
genehmigen. Er warnt vor einer Tyrannei der Starken über die Schwachen, wenn
wir menschliches Leben nur nach seinen Leistungen bewerten.
Vor 20 Jahren erläuterte der Heilige Papst Johannes Paul II, dass wir in
der modernen Gesellschaft eine Kultur des Todes haben, in der ein Feindbild
gegenüber Behinderten aufgebaut wird. Aber nicht nur ihnen gegenüber, sondern
jedem, der durch seine Existenz den Wohlstand und Lebensstil des begünstigteren
Mitmenschen beeinträchtigt.
Das Paradoxe ist, dass sich Tierschützer eigentlich immer als Gegner einer
derartigen Kultur sahen. Sie setzten sich für die Rechter der Armen, Ausgebeuteten
ein und verliehen denen eine Stimme, die keine haben. Plötzlich wird dem Leben eines
Gorillas im Namen der Gerechtigkeit Vorrang gegeben.
Die Frage kommt auf, wieviel ein Menschleben wert ist?
Der Irische Nobelpreisträger für Literatur von 1925,
George Bernhard Shaw, erstellt ein Zukunft-Szenario,
in dem wir uns vor einer Kommission rechtfertigen müssen, ob wir überhaupt weiterleben
dürfen. Denjenigen, die nicht fähig sind, sich selbst zu erhalten, sollte man
sagen: “Ihr Leben ist für uns nicht profitabel und damit auch für sie selbst nutzlos
(1).”
Dass wir den Respekt voreinander verlieren, sieht man in vielen US-Schulen.
Kinder dürfen nicht mehr diszipliniert werden. Lehrer haben sich daran gewöhnt,
von ihren Schülern angeschrien, bedroht und geschlagen zu werden. Es gibt
Berichte, dass sie sich nicht mal mehr trauen, die Polizei zu holen, und wenn
sie es doch tun, storniert der Direktor der Schule den Notruf. Zu groß ist die
Sorge, so etwas könnte dem Ruf seiner Schule schaden. Auch Lehrer müssen
mittlerweile Angst um ihre Stelle haben, wenn sie Kindern schlechte Noten geben (2).
Vielleicht haben wir heute mehr Respekt vor Tieren. Wenn man in den USA
einen Hund aus dem Tierheim „adoptieren“ will, ist das eine lange Prozedur. Bei
den leisesten Anzeichen einer Misshandlung von Tieren droht dem Besitzer eine Gefängnisstrafe,
zumindest verliert er sofort seinen Job.
Tierbesitzer werden heute ganz selbstverständlich als Hundeeltern bezeichnet.
Sie selber reden von ihren Babys. Der 43-jaehrigen Liz Krenzke aus Yorkville ging
es nicht anders. Am ersten Juni besuchte sie ihre Freundin. Gegen 3 Uhr früh wollte
sie ihren Hund Jax aus dem Auto holen, doch dieser entwischte und rannte davon.
Als sie ihn auf der Straße gefunden hatte und ihn holen wollte, wurde sie von
einem Lastwagen erfasst, der sie tötete.
„Sie liebte ihren Hund so sehr, dass sie für ihn starb“, sagte Liz Freundin
Haney. „Ich hörte den Unfall und dachte, Jax sei überfahren worden. Aber er saß
auf der Veranda, als ich heimkam. Jax hatte den Unfall überstanden. Er war nur
sehr schmutzig.“ Krenzek war seit 20 Jahren Gefängnisaufseherin. „Sie erhellte
uns stets die dunkelsten Stunden. Dein Tag wurde sofort besser, wenn sie mit
dir sprach (3).“
Literatur
1)
Lindeman M. How tears for Gorilla waters seeds for
the culture of death. 31 May 2016, Aleteia, Society
2)
Vicky McKenna: Blood on the blackboard: Violence
against teachers in Milwaukee public schools, Milwaukee’s News/talk show station.AM
1310, 2. June 2016
3)
Leary P. Yorkville woman hit, killed by truck
while chasing her dog. Wisconsin State Journal, 1. June 2016
No comments:
Post a Comment