Ein Interview von Dr. Edith Breburda mit einem bedeutenden US-Politologen
Bezüglich der anstehenden Wahlen in den USA interessiert, wie beide Kandidaten die moralischen Werte einer Gesellschaft vertreten. Der amerikanische Politologe Vasyl Bazylev von der Universität Madison, WI, beschreibt die Situation folgendermaßen:
"Viele sind weder mit dem Wahlprogramm der Demokraten noch der Republikaner einverstanden. Die Demokraten sind eine alteingesessene katholische Partei. Aber wen soll man heute als Katholik wählen? Es ist unsere Verpflichtung zu wählen, doch weder Hillary Clinton noch Donald Trump entsprechen den Vorstellungen. Keinen von beiden sehen die Amerikaner als qualifiziert genug an, die Stelle des Präsidenten einzunehmen. Der Gedanke, man solle das kleinere Übel wählen, oder der eine Kandidat weiß besser, wie man mit Putin umzugehen hat, ist vielen unbehaglich.
Am Ende werden Gesetze von den Senatoren gemacht. Wir nennen uns zwar eine Demokratie, doch rufen wir wirklich die Abgeordneten an, um ihnen unsere Wünsche kundzutun? Wir Amerikaner haben es in der Hand, unsere Politiker zu beeinflussen. Wir sollten ihnen sagen, wofür sie sich einsetzen sollen- und nicht umgekehrt. Oft geht es darum, den maximalen Profit herauszuschlagen. Unser amerikanisches Konsumverhalten macht uns sehr egoisitsch. Wir beschäftigen uns so sehr mit uns selbst, dass wir blind dafür geworden sind, wie wir die Gesellschaft wirklich verändern können. Die Präsidentschaftskandidaten verhalten sich nach dieser ureigenen amerikanischen Norm. Wir töten z.B. Kinder und bald auch alte Leute, nur, um weiterhin ein komfortables Leben führen zu können.
Viele meinen unser System ist deshalb krank, weil der Wähler seine Rechte selten wahrnimmt. Wir wissen gar nicht mehr, wen wir wählen können. Vielleicht brauchen wir eine dritte Partei.
Selten fragen wir uns, ob wir den richtigen Kampf kämpfen. Die wichtigste Frage ist, was tun wir, um die Gesellschaft so zu verändern, dass sie sich für Kinder einsetzt, anstatt sie im Mutterleib zu töten? Wir müssen daran arbeiten, eine kinderfreundliche Gesellschaft aufzubauen. Haben wir denn keine Persönlichkeiten mehr, die versuchen, nach den uns von Gott gegebenen Gesetzen zu leben und Kinder zu lieben?
Wenn jemand gegen Abtreibung ist, heißt es gleich, er sei ein Ultrakonservativer und man müsse die Rechte der Frauen wahren. Mütter sollen das Recht auf Selbstbestimmung haben. Sich um Kinder zu kümmern, versklave sie.
Wo bleiben die moralischen Werte, die eine Gesellschaft ausmacht? Wir erlauben einer Mutter ganze drei Wochen Mutterschaftsurlaub und sagen, unsere Ökonomie kann sich nicht mehr leisten. Geht es nicht um ein Kind, das als Erwachsener seine Talente und Arbeitskraft einbringt?
Ein Vater muss 16 Stunden am Tag arbeiten, um seine Familie einigermaßen zu ernähren. Wir produzieren lieber in China, weil es dort billiger ist. Damit haben wir unsere ganze Mittelschicht zerstört. Kinderreiche Familien sind der tragende Faktor für eine Gesellschaft. Aber heute haben wir Alleinerziehende, die in mehreren Jobs arbeiten, um über die Runden zu kommen. Statistiken zeigen, dass Armut und Hunger gerade in solchen Haushalten zunehmen.
Wir brauchen immer mehr Essenskarten für die ärmer werdende Bevölkerung.
Früher, ich meine ganz früher, also noch in der Bibel, sprach man von dem einen Denar als Tageslohn. Das reichte aus, um eine Familie zu ernähren und schenkte dem Vater zudem noch Zeit, die er mit seinen Lieben verbringen konnte. Und heute? Was will man mit 9 Dollars in der Stunde. Damit kann man keine Familie ernähren. Um das zu gewährleisten muss ein Vater mindestens 20 Dollars pro Stunde verdienen.
Ich kann noch viele Beispiele nennen und möchte hier nur zwei herauspicken, um einen Einblick in die momentane Situation zu geben.
Welche Optionen hat eine Frau, die schwanger ist? Ich kannte eine Frau, die eine Stelle als Schuhverkäufern hatte. Nach der Geburt ihres Kindes bekam sie 3 Wochen Mutterschaftsurlaub. Das ist die Zeit, welche sie hier in den USA hat. In unserer Gottlosen-Gesellschaft frage ich mich, was eine Frau nach 3 Wochen machen soll. Sie wird nach der Geburt ihres Kindes wieder zur Arbeit gezwungen. Was soll sie mit dem Kind machen? Wenn sie nicht arbeitet, verliert sie auch ihre Krankenversorgung. Sogenannte Day-Care-Zentren für Säuglinge kosten zwischen 1200 und 1600 Dollars im Monat. Soviel verdient eine Frau nicht. Welche Optionen hat sie? Das Kind zur Arbeit mitnehmen?
Ich arbeitete an einer Finanzfirma. Man hatte dort einen extra Raum für Mütter, damit sie alle zwei Stunden ihre Kinder stillen konnten. Dieses Zimmer war immer leer. Ich war oft in ihm, und dann fragte ich mich, wie die Babys überhaupt zur Mutter kommen sollten? Zur Arbeit konnten sie es nicht mitbringen, und sie hatten keinen, der es ihr von zuhause zum Stillen bringen konnten. Wer sollte auch auf das Kind aufpassen? Es war alles nur eine Vorschrift- im Grunde fragte kein Mensch, wo die Mutter ihr Baby hatte.
Erwarten wir, dass ein Kind nach 3 Wochen auf sich selbst gestellt sein kann und dass es nach dieser kurzen Zeit die notwendige emotionale, physiologische und psychologische Reife erworben hat? Ein Kind sollte mindestens ein Jahr bei der Mutter sein können. Das hat momentan gar nichts mit Nächstenliebe zu tun. Es handelt sich eher um eine Handhabung die uns die Natur vorschreibt. Hat denn nicht jedes Kind ein Recht auf mütterliche Wärme und Geborgenheit? Schon das Immunsystem eines Babys braucht so viel Zeit für seine Entwicklung.
Bis jetzt gab es keinen Präsidentschaftskandidaten, der in diesem Fall eine humanistische oder ökonomische Lösung anbietet. Es fällt schwer, eine Gesellschaft als christlich zu bezeichnen, wenn sie nicht bestrebt ist, junge Mütter zu unterstützen.
Es ist leicht, sich verbal für- oder gegen Abtreibung zu äußern. Und darum geht es im Grunde auch nicht. Es geht darum, was wir als Bürger für unsere Kinder tun. Wenn wir junge Mütter unterstützen würden und uns für junge Familien einsetzen, dann hätten sie gar keinen Grund, ein Kind abzutreiben. Dann würde unsere Gesellschaft nicht veralten. Dann müssten wir keine Angst haben, dass wir keine Pfleger für unsere Großeltern finden und Altenheime senile und schwer Pflegebedürftige auf die Straße setzen, sobald sie für die Pflegeversicherung zu teuer werden. Das ist alles hier bei uns passiert. Die Überalterung der Gesellschaft stellt nicht nur ein ökonomisches Problem dar, sondern ist auch ein Sicherheitsrisiko.
Einwanderer sind so gesehen ein Glücksfall. Doch wie oft hören wir, dass hochgebildete Leute, von denen wir einen großen Nutzen haben könnten, die größten Schwierigkeiten haben. Ich kenne viele Doktoren, die ihren Abschluss an Eliteunis machten. Sie dürfen hier nicht arbeiten und müssen stattdessen Jahrelang auf ihre Green-Card warten. Politiker sagen dann einfach, es sei ein Gesetz und das könne keiner ändern.
Haben wir als eines der wohlhabendsten Länder der Welt wirklich nicht die ökonomischen Mittel, unsere Mitmenschen besser zu betreuen? In die Präsidentschaftswahlen ist so viel Geld involviert.
Ich persönlich denke an ein ganz praktisches Modell. Wir haben so viele alte alleinstehende Leute. Warum fragen wir sie nicht, ob sie eine junge Mutter für einige Zeit in ihr Haus aufnehmen würden.
Die junge Frau könnte sich um die Herrschaften kümmern und wäre gleichzeitig mit ihrem Kind zusammen. Eine derartige Hilfe würde beiden zugutekommen. So gesehen, ist es nicht so wichtig, welcher Kandidat den besseren Nachfolger für Justice Scalia hat. Denn wir sind es, ganz persönlich, die etwas beitragen können, dass Amerika humaner wird. Wir können unsere Verantwortung nicht auf Politiker und ihre Gesetze abschieben. Ob Abtreibung legal oder illegal ist, hilft letztendlich der betroffenen Mutter nicht, die unser persönliches Engagement in dieser Situation am meisten braucht."
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