Dr. Edith Breburda
Christliches Forum, 9. Oktober 2018
Zu oft benutzen wir das Wort „unmöglich“, um uns mit
Dingen abzutun, die wir scheinbar nicht ändern können. „Unmöglich“ ist ein
Wort, dass verzagte und kleinherzige Leute häufig benutzen. Sie finden es
einfacher, sich mit den Umständen der Welt abzufinden, anstatt zu versuchen,
sie zu ändern.
Dennoch kann es uns gelingen, die Gegebenheiten, in denen
wir uns befinden, zu ändern. <Nichts ist unmöglich. Dies ist nur ein
belangloses Wort, aber nicht ein in Stein gemeißeltes Manifest>, bemerkte
der wohl größte Boxer der Geschichte, Muhammad Ali (1942-2016).
<Wir haben genug Ressourcen, um jeden einzelnen
Menschen auf dieser Welt zu ernähren>, erklärt die 28-jährige Komal Ahmad.
Die Tochter eines asiatischen US-Einwanderers wird von
vielen belächelt, die diese Behauptung schlichtweg als naive abtun. Doch Komal
hat sich nicht abbringen lassen und ein erfolgreiches Unternehmen gegründet,
das Hunger zur Geschichte werden lässt. Zumindest adoptierten viele Städte der
USA und Länder in Europa ihre Idee.
Alles begann damit, als die Studentin eines Tages einen
Bettler zum Essen einlud. Er saß an einer Kreuzung, die zu ihrer Universität
Berkeley führte. Zwischen den Bissen, die John hinunterwürgte, erzählte er
seine Geschichte:
<Ich bin gerade von meinem zweiten Irak Einsatz als
Soldat zurück gekommen. Seit zwei Wochen warte ich vergeblich, dass mir meine
Sozialleistungen erstattet werden. So ist dies das erste Essen, das ich seit
drei Tagen habe.>
<Dies Aussage hat mich schwer getroffen>, sagt Komal.
<Der Mann hat sein Leben für uns aufs Spiel gesetzt. Nun kommt er nach Hause
und muss einen Bürokratenkampf gegen Hunger und Armut ausfechten. Was mich
besonders traf, war die Tatsache, dass gegenüber der Straße viele unberührte
Nahrungsmittel der Studenten weggeschmissen werden müssen. Es handelt sich
nicht um ein Lebensmittelknappheit, sondern nur um seine ungleiche Verteilung.
Es existiert ein derartiger Überfluss an gesundem,
hochqualifiziertem, unangerührtem Essen, welches wir am Ende des Tages
entsorgen müssen. Gleichzeitig jedoch hungern Menschen und zwischen all dem
befindet sich nur eine Straße.>
Dieses Erlebnis spornte Ahmad an. Sie wollte etwas gegen
<das dümmste Problem der Welt. tun Sie suchte die Köche der Mensa auf und
fragte, was mit dem nicht verzehrten Essen getan wird. <Es bleibe nichts
übrig>, bekam sie zu hören. Damit gab sich die junge Studentin nicht
zufrieden. Nach weiteren Fragen wurde ihr erklärt, viel Essen aus
lebensmittelrechtlichen Gründen entsorgen zu müssen.
Ein paar Tage später stand Ahamd wieder dem Manager der
Mensa gegenüber. Sie zeigte ihm das 1996 vom amerikanischen Kongress
verabschiedete Bill Emerson Gesetz des Guten Samariters (Good Samaritan Food
Donation Act). Es handelt sich um ein weltweit bekanntes Hilfssystem, welches
eine Sonderordnung zur Stiftung von Essenswahren, Lebensmitteln und
Lebensmittelhandlungswaren erlaubt.
Nachdem Ahmad den obersten Manager überzeugt hatte,
fingen Studenten an, nicht verbrauchte Lebensmittel der Universität an die
Notdürftigen der kalifornischen Stadt San Francisco zu verteilen. Die Anfänge
waren alles andere als effizient.
Eines Tages erhielt Komal einen Anruf. Sie saß gerade in
einer Vorlesung. Die Mensa hätte 500 Sandwiche übrig, die sie innerhalb zwei
Stunden abholen sollte.
<Ich rannte zur Mensa. Als ich die Lebensmittel hatte,
fing ich an Hilfsorganisationen in Berkeley, Oakland und Richmond zu
kontaktieren. Ich konnte viele nicht erreichen und wenn, dann brauchten sie
kein Essen. Endlich hatte ich jemand an der Leitung, der mit sagte, er würde
mir 15 belegte Brötchen abnehmen. Prima, folgerte ich, jetzt sind es nur noch
485 Sandwiche die ich loswerden sollte. Frustriete dachte ich mir, es sollte
doch wirklich nicht so schwer sein, eine gute Tat zu tun.>
Lange hielt dieser desparate Zustand nicht an. Ahmad
hatte eine zündende Idee. Sie wollte die Menschen, die Lebensmittel hatten, mit
denen in Verbindung setzten, die es brauchten. Sie entwickelte einen virtuellen Marktplatz, um die Probleme beider Parteien zu lösen. So entstand Match.com für ihre Sandwiche. In der zweiten Version ist es als COPIA bekannt.
Cafeteria‘s, Krankenhäuser, Universitäten, Hotels und
andere Unternehmen, die überschüssiges Essen zur Verfügung haben, können es
über ihre Webseite direkt gemeinnützigen Einrichtungen spenden. Ein
Fahrunternehmen holt das Essen ab und liefert es zum gewünschten Ort. Als Dankeschön erhalten die Spender nicht nur eine
Quittung für das Finanzamt, sondern oft auch Karten und Bilder von denen, die
von dem Essen profitieren. Das
Feedback zeigt den Wohltätern nicht nur welche
Auswirkungen ihre Spende hat, sondern hilft ihnen auch in Zukunft besser mit
den Ressourcen umzugehen und Speisen in einem nicht allzugroßen Überfluss
herzustellen. Copia hat 1 Millionen Pfund Nahrungsmittel verwertet. Ihr
Ziel ist es, zwei Millionen Menschen allein in 2018 zu sättigen. Ihr Einfluss
geht weit über den Großraum von San Francisco hinaus. Copia existiert in Dalls,
Denver und North Carolina.
Deutschland und Österreich kontaktierten Copia, um die
vielen Migranten zu ernähren. Während des schlimmsten Feuers der Geschichte,
das in Kalifornien ausbrach, konnten die Opfer durch die Hilfe der Feuerwehr
mit Lebensmitteln versorgt werden.
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