Dr. Edith Breburda
Christliches Forum, 26.1.2019
Voller Erwartung
geht man ins Fitness Center, denn man muss schließlich etwas für seine
Gesundheit tun. Doch dann steht man in vollster Montur - in Schwimmflossen, Schwimmbrille, Wasserflasche
usw. bestückt- am Poolrand, nur um zu sehen, dass alle Bahnen besetzt sind. Was
tun?
Für den Bruchteil
einer Sekunde analysiert man die Szene. Ist da jemand, der langsamer schwimmt
und eventuell das kühle Nass verlassen will?
Aber nein, dort
die Dame gleich in der ersten Reihe schwimmt ja gar nicht, sie watet nur herum.
Dazu muss sie eigentlich keine Bahn besetzten. Doch, sie hat Deinen
sehnsüchtigen Blick wahrgenommen und lacht Dir zu.
„Ich bin gleich
fertig“, ruft sie über den Schwimmbadrand. Solange kann man sich ja schon mal
ins Wasser begeben und eventuell um sie herumschwimmen. Doch nach kurzer Zeit
hat man plötzlich keine Lust mehr. Sonst schwimmt man natürlich immer brav 25
Min- aber heute, nein, heute macht man ein Ausnahme. Man packt seine Sachen und
geht zum Whirlpool.
„Sieben Minuten“-
sagt die Dame plötzlich vorwurfsvoll neben einem: „Ich habe Sie beobachtet. Sie
sind ganze sieben Minuten geschwommen.“- Betretend, nach einer Ausrede suchend,
befindet man sich plötzlich in einem hintergründigen Gespräch mit der Frau.
Sie war schon auf
der Tretmühle, sagte sie stolz, was Dich noch mehr beschämt.
Es hängt ja
eigentlich alles mit der Einstellung zusammen. Es ist so einfach, zuzunehmen.
Die Schokolade schmeckt so gut. Aber das alles wieder herunter zu fasten, ist
schon eine andere Sache.
Sie isst nur noch
vegetarische Dinge. Kein Fleisch – sie muss ihren Körper entgiften. „Und was
ist mit Vitamin B 12?“, versucht man einzuwerfen. Vegetarier haben zu wenig
Vitamin B 12. Weil die Frau eine dunkle Hautfarbe hat und noch dazu mit
mittlerweile hochrotem Kopf im heißen Wasser des Jacuzzi sitzt, ist es nicht so
leicht zu sehen, inwieweit sie schon unter einer perniziösen Anämie leidet.
Sie sei eine
Autorin, habe ein Buch geschrieben und Illustriert. In einem Atemzug klärt sie
dich über den Inhalt des Buches auf. Es sei ihr selbst passiert. Ihre Mutter
war gestorben und Männer haben kein Verständnis für eine trauernde Frau.
Doch der Einzige,
der Anteil nahm, war ihr Professor am Kolleg. Er half ihr wie einem kleinen
Vogel, der einen Flügel gebrochen hatte, wieder zu fliegen.
Sie spricht in
Metaphern, was es sehr angenehm macht, ihr zuzuhören. Etwas anderes kann man
nicht tun, denn man hat keine Chance, auch nur ein Wort dazwischen zu werfen.
Mittlerweile sind
wir beide wieder in der Umkleide angekommen. Sie käme ja nur hierher, weil sie
ihre Stelle verloren hatte. Aber sie braucht Arbeit, weil sie ihre Familie
ernähren muss. Als sie gefeuert wurde - wegen Umständen, die sie mir zum Glück
nicht mitteilt, sonst würde es ja zu lange dauern- wusste sie nicht, was sie
machen sollte.
„Jetzt falle
nicht in Panik“, sagte sie sich. „Das nutzt nichts, man kann nichts daran ändern.
Ich fahre jetzt ins Fitness-Center und reagiere mich auf der Tretmühle ab. Man
muss positiv denken. Wenn ich panisch werde, ist es so, als ob ich auf einem
Schaukelstuhl sitze. Ich komme keinen Schritt weiter, sondern bleibe auf der
Stelle sitzen.
Ich ging zu
meiner Facebook-Seite und kündete meinen Freunden an, dass ich Gott für die
neue Stelle danke, die er für mich bereithält. Ich habe einen mächtigen Gott,
der Wunder tut“, unterstreicht sie. „Er hält die ganze Welt in seiner Hand,
steht in der Bibel. Die Erde ist sein Fußhocker. Meinst du nicht, er schaut von
da oben auf mich herab und sagt, meine vielgeliebte Tochter, ich habe Dich
erschaffen, weil Dein Leben einen Sinn hat.
Gott kann Berge
versetzten. Doch wenn ich vor einem Berg stehe, habe ich natürlich Angst, weil
ich so klein bin. Aber weiß Gott nicht genau, was ich brauche? Er ist mein
Schöpfer und ich, als sein von ihm geliebtes Geschöpf, muss nur auf die
richtige Zeit warten.
Es ist wie ein
Kind, das zu seinen Eltern läuft und ein Fahrrad wünscht. Und wenn die Eltern
erklären, dass sie kein Geld hätten, dann kommt das Kind jeden Tag und sagt.
Mama ich liebe Dich und ich danke Dir, dass Du mir ein Fahrrad schenken willst,
sobald Du dies tun kannst. Was machen dann die Eltern?
Wir müssen
positiv denken und ganz auf Gott vertrauen.Das wichtigste ist man hat einen inneren Frieden, den nur Gott schneken kann.
Wenn ein Kind
Angst hat, dass sein Fahrrad gestohlen wird und es absperrt, sich aber trotzdem
die ganze Zeit Sorgen macht- natürlich wird das Fahrrad weg sein, wenn der
Junge wieder zu seinem Rad kommt.“
Vielleicht redet
sie so viel vom Fahrrad, weil sie sich gerade auf dem Fitnessrad abgestrampelt
hatte. „Ich wache jeden morgen auf und danke Gott, dass er mich erschaffen hat
und er mir heute alles gibt, was ich brauche.“
Am Dienstag fängt ihre neue Arbeit an. Sie
hatte sie, sobald sie auf Facebook verkündete, dass sie Gott für die neue
Stelle bereits danke -und das war 20 Min., bevor sie völlig unerwartet ein
Telefoninterview erhielt. Sie sei Christin und alle ihre Weisheiten stehen in
der Bibel, die sie in ihrer Kirche lesen.
Was für einen
Glauben hat diese Frau, denke ich mir. Ich hätte nicht gedacht, ihn im Fitness-Center
zu finden, wo man eigentlich mehr um das körperliche Wohl besorgt ist. Doch an
diesem Tag war es gut, nur sieben Minuten zu schwimmen, sonst hätte ich einen
seelischen Zuspruch verpasst, oder sagen wir: "Er wäre baden gegangen."