Dr. Edith Breburda
"Die freie
Ausgabe von Kontrazeptiva trägt dazu bei Abtreibungen zu verhindern",
berichtet eine US-Studie vom 4. Oktober 2012. In St. Louis hatten 9.000 arme, nicht
versicherte Frauen und Teenager freien Zugang zu sämtlichen Verhütungsmitteln
die auf dem Markt sind. "Da der Preis keine Rolle spielte entschieden sich
viele für die teuerste Art der Verhütung, die Hunderte von Dollars kostet aber
auch die sicherste ist," schreibt Lauran Neergaard am 6. Oktober für die
Asoociated Press.
"Diese Frauen
hatten am wenigsten unerwünschte Schwangerschaften" berichtet Dr. Jeffery
Peipert aus Washington. "Vor allem Teenager profitierten davon. Nur 6,3
von 1000 wurden schwanger. Im Vergleich dazu lag die Geburtenrate im Jahr 2010 bei Teenagern bei 34
von Tausend." sagt Dr. Peipert. "Auch die Abtreibungen verringerten
sich. Nur eine einzige Abtreibung sei verzeichnet worden von Frauen die Zugang
zu freien Verhütungsmittel hatten," berichtet Dr. Peipert's Team in der
Fachzeitschrift Journal Obstetrics and Gynecology. "Die Studie kam genau
zur richtigen Zeit, weil sie bestätigt wie vorteilhaft das neue Gesundheitsgesetz
ist", schlußfolgert der Experte.
"Unsere Gesellschaft möchte die Rate der
ungewollten Schwangerschaften und Abtreibungen verringern. Diese Studie habe
ergeben, dass der Zugang zu freien Verhütungsmittel hilft dieses Ziel zu
verwirklichen," erklärt Alina Slaganicoff, Direktorin der Women's Health
Policy der Kaiser Family Fundation. Das neue Gesundheitsgesetz der USA verlangt
die freie Ausgabe von Kontrazeptiva an Frauen die eine Arbeitsplatz haben und
somit versichert sind.
Kritisiert wurde
die Studie nicht und so sieht sich Jeanne Monahan von der Konservativen Familien
Beratungsstelle veranlaßt zu beanstanden, dass die Ausgabe derartiger Mittel
das sexuelle Verhalten risikofreudiger machen. "Die Autoren der Studie
reden von den teuren Verhütungsmitteln, die alleinige Sicherheit bieten. Das
bedeutet, dass es zu mehr
Schwangerschaften kommen kann, wenn man zur weniger wirksamen billigen Pille
greift."
Ist die Studie
wirklich aussagekräftig? Sie wurde an armen Ungesicherten durchgeführt. Das
neue Gesundheitsgesetz hingegen können nur arbeitende, und somit krankenversicherte
Frauen in Anspruch nehmen. In den USA ist die Krankenversicherung immer an eine
Arbeitsstelle gekoppelt.
Reproduktive Dienste
wie In-Vitro-Fertilisation werden in den USA nicht von den Krankenkassen gedeckt
und nicht kostenfrei angeboten. Wissenschaftler arbeiten mit Hochdruck daran die Fruchtbarkeit vom Sexualtrieb zu
entkoppeln. In Japan ist es gelungen Mäuse-Hautzellen so zu manipulieren, dass
diese wieder zu Eizellen werden. Eingepflanzt in eine Leihmutter entstanden so
Mäuse-Babys. Man bediente sich
der induzierten pluripotenten Methode, für die der Japaner Shinya
Yamanaka aus Kyoto/San Francisco, 2012 den Nobelpreis für Medizin erhält.
Forscher entnahmen
den Kern einer Hautzelle und drehten den Entwicklungsvorgang zurück. Die
ausdifferenzierte Hautzelle wurde reprogrammiert. Hautzellen sind ausgereift
und diploid. Man kann sagen, die Zeituhr im Zellkern einer Hautzelle wird
einfach zurückgesetzt. Allerdings ist man nicht in der Lage soweit zurück zu
gehen, dass die Zellen wieder haploid werden, d.h. so haploid wie der Kern
einer Ei- und Samenzelle. Wissenschaftler der Kyoto Universität in Japan
berichteten am Donnerstag dem 4. Oktober 2012 im Science Magazin online über
das Mäuse-Experiment. Sie reprogrammierten Hautzellen von Mäusen bis zu dem
Stadium, wo sie embryonalen Zellen ähnlich sind. D.h. den Zellen die man einem
Embryo am 5. Tag seiner Entwicklung entnimmt und ihn dabei abtötet. Da man aber
nicht weiss wie man derartige Zellen, die man entweder einem Embryo entnimmt oder zurück programmiert,
wieder neu entwickelt, d.h. differenziert,
bedient man sich eines Tricks. Die Wissenschaftler von Kyoto vermischten diese reprogrammierten
Zellen mit Mäuse-Eierstockzellen
und implantierten dieses Gemisch in den Eierstock von Mäusen. Nach 4 Wochen
entnahmen sie dieses Gemisch wieder und hatten so unreife Eizellen gewonnen.
Diese liess man im Labor nachreifen, mit Samenzellen von Mäusen befruchten und in
ein surrogates Muttertier einpflanzen. 3 Mäuse-Babys wurden so gewonnen. Diese
wiederum wurden normal befruchtet und warfen dementsprechend Jungtiere.
Ein derartiges
Verfahren macht man sich generell zunutze um pluripotente embryonale oder induzierte Stammzellen zu
differenzieren. D.h. vereinfacht gesagt, wenn man z.B. eine Nierenzelle haben
will, implantiert man humane embryonale Stammzellen
in die Niere einer Maus und läßt das umgebende Organ die Arbeit tun (siehe auch
Verheißungen der neuesten Biotechnologien, Kindel E-Books).
Dr. Katsuhiko
Hayashi, ein Mitarbeiter der japanischen Studie räumt ein, dass das Verfahren
viel zu mühselig und ineffizient ist um bei Menschen angewendet zu er werden.
Von der Maus zum
Menschen ist ein langer Weg. Man weiss, dass Verfahren die erfolgreich bei der
Maus wirken nicht beim Menschen arbeiten. Oder dort gerade das Gegenteil bewirken
(Promises of New Biotechnolgoies, ISBN, Ean13 0615548288 /
9780615548289).
"Das Ganze bleibt wahrscheinlich nur eine Vision der Technik",
sagt Dr. Hayashi. "Die biologischen Unterschiede werden wir nie überwinden.
Auch wenn wir als Ausgansmaterial Hautzellen nehmen und diese zurück
programmieren, müssen wir generell mehr darüber wissen wie Eizellen gebildet
werden und das ist immer noch ein Mysterium".
Die Schwierigkeiten sind so groß, dass viele Wissenschaftler daran zweifeln
sie jemals überwinden zu können. Andere
sind wiederum optimistischer, oder utopischer? Man spekuliert, dass man auf diese
Weise Millionen von Frauen zum eigenen Kind verhelfen könnte. Der biologischen
Uhr der Frau, wie auch ihrer Unfruchtbarkeit könnte man damit entgegenwirken.
Technische wie auch ethische Gründe lassen allerdings daran zweifeln, dass derartige Verfahren in der nahen Zukunft
realisiert werden.
Dr. Greely, Juraprofessor in Standford glaubt, dass wir in 20 bis 40 Jahren
soweit sind. "Ehepaare die bestimmte Eigenschaften in ihren Kindern haben
wollen müssen sich nicht mehr der
gefahrvollen Prozedur der eigenen Eizellgewinnung unterziehen, sondern nehmen
lieber eine Hautzelle. In der Zukunft werden so Eizellen gewonnen und auf
genetische Defekte analysiert. So wird man viel besser wählen können, welches
Kind man sich einpflanzen läßt. Auch erwünschte Eigenschaften wie blaue Augen oder
sportliche Talente könnten ausgewählt werden".
Debra Mathews vom John Hopkins Berman Bioethischen Institut bezweifelt ,
dass jemals ein Markt für derartige Verfahren vorzufinden sein wird. "Und
die Menschen werden auch nicht aufhören Geschlechtsverkehr zu haben. Ich würde
die Sicherheit der Methode in Frage stellen," gibt Lawrence Goldstein,
Direktor des Stammzellforschungs-Programms der Universität von Kalifornien in
San Diego zu bedenken. "Es sieht aus als würden wir an solchen Kindern
herumexperimentieren."