Umweltschutz versus Landwirtschaft in Kalifornien/USA
Dr. Edith Breburda
Mit der Erfindung von genetisch manipulierten Feldfrüchten wollte man die Welternährung
sichern; Ungeziefer den Garaus machen
und damit die Ernteerträge steigern. Doch wie sieht es in Wirklichkeit mit den GMO's
aus? Waren die Ziele zu hoch gesteckt und revangiert sich nun die Umwelt?
Moderne Biotechnologien stecken immer noch in den Kinderschuhen und doch
stehen wir vor noch größeren Problemen, als vor der Zeit der genetischen
Manipulationen.
Einen kleinen Wurm, den Corn Rootwurm, wollte das Agrarbusiness vernichten,
indem der Bazillus Thuringensis (BT) in die Maispflanzen eingebaut wurde.
Inzwischen wurde der Wurm jedoch gegen das Gift, welches der Bazillus freisetzt,
resistent. Darüber berichtet eine Studie in der Fachzeitung Proceedings of the National Academy of
Science vom 17. März 2014. Den Ratschlag, den die Experten liefern ist, man
hätte BT-Mais neben herkömmlichen Maissorten anbauen sollen, um derartige
Resistenzen zu verhindern.
Ist so ein Ratschlag überhaupt realistisch in einem Land, wie den
Vereinigten Staaten von Amerika? Pflanzen-Diversität und der Vorrat von Saatgut
ist zwar der Grundstein für eine Zivilisation. In vielen Ländern werden heute jedoch
Landwirte gezwungen, patentierte GMO-Pflanzensorten zu kaufen. Auch dürfen sie
kein eigenes Saatgut verwenden. Dabei besteht die Gefahr, dass Sorten durch
Krankheiten verloren gehen und andere Sorten nicht mehr zur Verfügung stehen.
In den Vereinigten Staaten sind 90% der Pflanzen genverändert. Genmais der
ersten Generation ist seit 1995 auf dem Markt. 2013 wurde in den USA auf einer
Gesamtfläche von 70 Millionen Hektar genmanipuliertes Saatgut ausgebracht.
Deutschland hat eine Staatsfläche von 35 Millionen Hektar.
Die Gentechnik förderte, auch in den USA, großflächige Monokulturen.
Überall wird die gleiche Maissorte angebaut, egal, ob es sich um ein trockenes
oder feuchtes Gebiet handelt. Viele der ursprünglichen landwirtschaftlichen
Sorten, die an die Umwelt angepasst waren, sind nicht mehr vorhanden. Moderne
Pflanzen, die als Monokulturen angebaut wurden, haben das verursacht. Große
Agrarmonopol-Firmen verkaufen patentierte genmanipulierte Mais-, Soja-, Raps-,
und Baumwollsamen. Selbst In Indien, einem Land, berühmt für seine Baumwolle,
werden 95 Prozent der Baumwolle von der US-Biotechnik-Firma Monsanto kontrolliert,
mit dem Ergebnis, dass bereits 250.000 Bauern in Indien Selbstmord begangen
haben und damit die Zukunft ihre Kinder vollends zerstörten.
Jedoch nicht einmal Wissenschaftler, wie der französische Genforscher Professor Gilles-Eric Séralini, der 2012 in einem wissenschaftlichen
Journal Rattentumorfotos mit der dazugehörigen Schockstudie: <<Genmais macht Krebs>>,
publizierte, konnte sich gegen die GMO's durchsetzen. Auch die Feststellung von
Prof. Séralini, dass Pestizide viel giftiger sind, als von den
Herstellern deklariert wird, ließ am "Erfolg
der GMO's" keine Zweifel aufkommen.
Die Furcht, dass genetisch variierte Kulturpflanzen letztendlich zu einer
Hungersnot führen können, ist durchaus gerechtfertigt.
Mais ist zum Beispiel
eine Pflanze, die in sehr trockenen Gebieten wächst. Später gab es Sorten, die
genau dem jeweiligen Klima der Region angepaßt waren. Es gab Maissorten für
arme Böden in trockenen Gegenden und in feuchteren Landstrichen. Bauern
benutzten ihr eigenes Saatgut. Es gab Fruchtfolgen und Zwischenfrüchte, wie
Leguminosen. Diese sicherten den Stickstoffgehalt im Boden. Jedes Jahr wurde
die Anbaufrucht gewechselt. Doch all das existiert heute nicht mehr.
Der britische Thronfolger Prinz Charles hat vor der durch genmanipulierte
Lebensmittel verursachten größten Umweltkatastrophe aller Zeiten gewarnt. Mit
dem Anbau genetisch veränderter Pflanzen sei ein gigantisches Experiment mit
der Natur und der gesamten Menschheit gestartet worden, das schon jetzt z.B. in
Nordindien und Westaustralien den Wasserhaushalt stark gefährdet. (Globale Chemisierung, vernichten wir uns selbst, vernichten wir uns selbst, ISBN-10: 0615926657, ISBN-13: 978-0615926650).
Am 20. März 2014 publizierten
die Environmental Research Letters,
dass die zunehmende Erwärmung durch den Klima-Wandel vor allem den Haupt-Feldfrüchten
schadet. Mais, Sojabohnen und Weizen sind besonders anfällig für hohe
Temperaturen und der Ernteverlust könnte bis zum Ende des Jahrhunderts bis zu 52% betragen.
Im Frühjahr 2014 klagen
Amerikaner, dass sie mehr Geld für ihr Frühstück ausgeben müssen, weil Kaffee, Orangensaft
und Bacon teurer geworden sind. Bauern schlachteten ihre Schweine, weil sie wegen
Trockenheit kein Futter mehr hatten.
Dazu kommt der porcine
epidemic diarrhea Schweinevirus, der im Winter
2013 die Wildschweine der USA befallen hat. Man befürchtet, dass die Durchfallkrankheit
auch die Hausschweine infizieren und ein Ferkelsterben von 80-100% bewirken könnte.
Die Kaffeepreise steigen, bedingt durch eine Dürre in Süd-Brasilien, dem größten
Kaffeeanbaugebiet der Welt. Das sogenannte Citrus-greening, ausgelöst durch eine Milbe, zerstört
Orangenplantagen in Florida (Rothwell S. Prices spike for breakfast food. The Arizona Republic, 22.3.2014).
Schon heute wird über eine Wasserknappheit
in Kalifornien berichtet. Mit Kalifornien assoziiert man Hollywood oder Silicon
Valley. <<Einen Platz wo alles grüner, wärmer, feuchter und wilder
ist>>, singt Katy Perry aus Santa Barbara in ihrem Lied
<<California Gurls>>. Kaum einer denkt an Kalifornien als das Land,
welches die Hälfte aller Früchte und Gemüsearten in den USA produziert. 98% der
Mandeln, Pistazien und Walnüsse wachsen in dem US-Bundesstaat des früheren
Gouverneurs Arnold Schwarzenegger. 1/3 der Milch liefert Kalifornien. Die
Lebensmittelkette "Trader Joe" (ALDI), bezieht seinen Wein aus
Kalifornien.
Für Kaliforniens Politiker steht
der Tierschutz über der Landwirtschaft. Die Lebensmittelproduktion leidet
darunter. Bisher war es nur die Trockenheit, die den Bauern zusetzte. Mark
Watt, ein Rinder-Farmer der dritten Generation, ist überzeugt, dass die Wasserknappheit,
unter der die Farmer in Kalifornien leiden, menschenverursacht ist. Umweltschützer
existieren für ihn nicht. "Viele von denen kümmern sich nicht um die
Natur, das sind alles nur Querulanten." Neulich sprach er mit einem Kongress-
Abgeordneten und dieser eröffnete ihm, er wolle 1,3 Millionen Acres Farmland in
Sumpfgebiete umwandeln. Und nächstes Jahr sollen die Bauern noch mehr Land
verlieren, Es handle sich angeblich um Maßnahmen, die dem fallenden
Grundwasserspiegel entgegenwirken sollen, so der Abgeordnete. Melonen,
Broccoli, 72 Millionen Salatköpfe, Paprika und Krautköpfe müssen schon jetzt
aus Mexiko importiert werden. Bauern im Central Valley lassen bereits ihr Land
wegen Wassermangel brach liegen. Ausgenommen davon sind ihre Mandelbäume. Sie
zahlen viel Geld, um ihre Bäume halten zu können. Vor ein paar Jahren kostete
es 40 Dollars, um einen Acre Land zu bewässern. Heute ist der Preise auf 1.300
Dollars gestiegen. Bauern graben tiefe Brunnen, wobei jede einzelne Bohrung bis
zu 1 Million Dollars kostet. Die Brunnen versiegen jedoch nach 5 Jahren.
Daneben ist das Grundwasser oft zu salzig, um Feldfrüchte damit zu bewässern. Farmer
im Osten des Central Valleys haben noch genug Wasser in den Brunnen, fangen
aber auch schon an tiefer zu bohren. Mark Watt ist besorgt, nicht mehr zu verändernde
Umwelt-Schäden anzurichten, wenn er seinen Brunnen leer-geschöpft hat.
"Wenn das Wasser verbraucht ist kann es nicht mehr erneuert werden",
gibt er zu bedenken. Politiker machen den Klimawandel und die Trockenheit dafür
verantwortlich, dass die Bauern kein Wasser mehr haben. Selbst im Jahr 2006,
als es viel regnete und schneite, erhielten sie nur 45% des benötigten Wassers
zur Bewässerung. Die Administration verkündete, sie müsse Fische, wie den 7 cm
langen Delta-Smelt, den Steelhead Fisch oder Chinook Lachs, schützen. 1992
wurde bereits das Central-Valley Projekt
gestartet, wonach riesige Wasserflächen den Fischen überlassen werden sollen.
Dieses neue Gesetz induzierte eine regelrechte Schlammschlacht zwischen Farmern
und Umweltschützern. 1994 verlangten Umweltschützer Wasser aus dem Firant-Damm
zu entnehmen, um die lang verschwundene Fischerei in einem ausgetrockneten Arm
des San Joaquin Flusses wiederzubeleben.
Senatorin Dianne Feinstein unterstütze
das Vorhaben, obwohl sie erst der Meinung war, dass so ein Vorhaben verheerende
Folgen für 10.000 Farmer haben würde. Es handelte sich um den Kaltwasser Lachs,
der das letzte Mal 1940 in diesem Gebiet gesehen wurde. Diese Fische brauchen
besonders viel Wasser. Mark Watt behauptet, es ginge den Umweltschützern
letztendlich gar nicht um den Fisch. Sie wollen nur das Wasser. In den letzten
Jahren wurden den Farmern 400.000 Acres entzogen, um zu testen, wie sich der
Lachs einleben würde. Wasser wird für alles Mögliche verbraucht, nur nicht für
die Landwirtschaft. In den letzten 7 Jahren bestimmten Regulierungen, dass
Unmengen von Süßwasser in das Meer abflossen, damit der 7 cm lange Smelt-Fisch
nicht in den Wasserpumpen der Bauern landet. "Das ist die größte Sorge der
Umweltschützer". Umweltschützer waren überzeugt, bei der Errichtung eines
Dammes den Holunder-Käfer schützen zu müssen. Als der Damm dann fertig war,
bestand das U.S. Army Corps of Engineers and Fish and Wildlife darauf, wegen
der Flora und Fauna verschiedene Areale zu überfluten. Als diese Gebiete dann
begutachtet wurden, fand man Eulen, die dort nisteten. Die Eulen wurden daraufhin
vor dem Überfluten der Flächen in ein anderes Gebiet evakuiert. Dass die Eulen
von alleine wegflogen und nach der "Flut" wieder zu ihren Plätzen zurück
kamen, störte dabei keinen, bemerkt Mark Watt. "Die Umweltschützer sind sehr
belastend für uns Farmer. Man übersieht dabei, dass die Bauern des Zentralen Tales
von Kalifornien Pioniere sind, Wasser zu erhalten, um die Produktivität des
Landes zu steigern." Jedes Jahr kommen Farmer aus der ganzen Welt nach
Tulare zur Landwirtschafts-Ausstellung. Mr. Watt hat auf seinem Hof GPS-gesteuerte
Traktoren, die selber fahren. Maschinen, welche Pistazien von den Bäumen schütteln
und diese auffangen, noch ehe sie zu Boden fallen. Selbst die Bewässerung ist
sehr effizient, weil Laserstrahlen benutzt werden, um das Land einzuebnen.
Umweltschützer bezeichnen die Überflutung von Ackerland, die auch die
Bodenentsalzung fördert, als Wasserverschwendung.
"Was machen wir, wenn
unsere Kuhställe leer sind, weil wir die Tiere nicht mehr füttern können? Die
Arbeitslosenzahl steigt und Eiscreme wie Häagen-Dazs wird es keine mehr geben. Früher
fand man auf Plakaten in Kalifornien: <<Food grows where water Flows>> Heute kann man sagen:
<<No Water = No Jobs>>".
Abgeordnete besuchen die Region, selbst der US-Präsident kam und versprach
135 Millionen Dollars Entschädigung für die Farmer. Kurze Zeit später kam der
erhoffte Regen, doch um den Smelt Fisch zu schützen, wurde auch diesmal Süßwasser,
das für die Bewässerung von 95.000 Acres ausgereicht hätte, in den Ozean
entlassen (Finley A. The weekend
interview with Mark Watt, How the other California Lives, The Wall Street Journal,
March 8-9, 2014).
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