Friday, March 20, 2020

Fledermäuse- Übertragen sie auch Corona-Viren?

Dr. Edith Breburda

Christliches Forum 22. März 2020
Wissenschaftler glauben Fledermäuse sind Träger des Cornavirus. Sie leben auf jedem Kontinent der Erde. Nur auf der Antarktika sind sie nicht zu finden.  Dazu kommt, dass sie fliegen können, womit sie schneller eine Krankheit, auch über ihre Ausscheidungen, verbreiten. Sie haben ihr Habitat nahe uns Menschen. 

Zudem stehen sie in vielen Ländern auf der Speiskarte, wodurch sie oft lebend verkauft werden. Tiermärkte waren auch für den Ausbruch von SARS verantwortlich. 

In China verkauft man neben Affen, Fledermäusen, natürlich auch Kakerlaken. Ein unvergessliches Bild, das sich mir auf einer von meinem Vater geleiteten wissenschaftlichen Exkursion quer durch China -u.a. Wuhan- Mitte der 80iger Jahre einprägte. (1)

Die in Höhlen lebende Fledermaus-Kolonien sind ideal dafür geeignet, Viruskrankheiten zu verbreiten. 

Dr. Daszak von EcoHealth Alliance berichtete bereits 2017 in der Fachzeitung Nature von seiner Datenbank, in der er 754 Säugtieren katalogisierte, die 586 verschiedenen Viren in sich tragen. Damit bestätigte er, dass Fledermäuse prädestiniert sind, Krankheiten auf den Menschen zu übertragen.

Sie überleben nicht nur den Virus, den sie in sich tragen, sondern werden erstaunlich alt. Während Mäuse höchstens zwei Jahre leben, hat die große braune amerikanische Fledermaus eine Lebensspanne von etwa 20 Jahren. Wobei andere Arten ohne weiteres 40 Jahre bzw. eine kleine Sibirische Fledermaus bis zu 41 Jahre alt werden. Sie zu studieren, ist eine Notwendigkeit für unsere eigene Gesundheitsvorsorge.  
Dr. Daszak wünscht sich, den Verkauf dieser Tiere zu stoppen. Es würde sicherlich den weiteren Ausbruch von Krankheiten verhindern. „Doch diese ist nicht durchführbar, deshalb müssen wir die Lebensgewohnheiten der Tiere studieren“, postuliert der Wissenschaftler. „Ein Ausbruch kann kontrolliert und abgemildert werden. Aber wenn wir nicht den Ursprung der Krankheit kennen, kann sich ein Virus weiterhin schnell verbreiten.“ 

2018 hatten Wissenschaftler aus China und Singnapore in einem Artikel in Cell Host and Microbe beschrieben, warum ein Virus den Tieren selbst nichts anhaben kann. Der Kraftaufwand zu fliegen bewirkt, dass kleine Stränge der Erbinformation (DNA) in ihren Körperzellen herausbrechen. Diese DANN-Bruchstücke werden vom Immunsystem nicht angegriffen. 

So wurden im Laufe der Evolution auch keine Viren mehr vom natürlichen Abwehrsystem der Fledermäuse bekämpft. Damit wurden die Tiere zu Trägern vieler Krankheiten, ohne dass sie ihnen selber schaden, weil sie tolerant gegen den Erreger sind. 

Eine Fledermaus alleine kann ein natürliches Reservoir für das Marburg Virus, Tollwut, dem Nipa- und Hendra-Virus sein, das sie vor allem in Afrika, Malaysia, Bangladesch und Australien an den Menschen weitergegen.  

Man weiß, dass Kakerlaken und Insekten viele Krankheiten beherbergen - Fledermäuse übertreffen sie um das Vielfache. Noch dazu sind sie wichtige Bestäuber von z.B. Bananen und anderen Früchten. 

Es gibt so viele Fledermausarten, dass sie ein Viertel aller Säugetiere ausmachen. Ihre Fähigkeit, Viren zu beherbergen, die leicht auf Menschen übertragen werden, hat verehrende Konsequenzen. Man vermutet, dass Fledermäuse auch ein Reservoir des Ebola Virus sind. (2)

Seit 1976 fragen sich Wissenschaftler, welche Tiere bei einer Zoonose, in der eine Krankheit von Menschen auf Tiere übertragen wird, ein Erregerreservoir beherbergen. 

Zum ersten Mal trat Ebola im Juni 1976 in einem kleinen Missionskrankenhaus in Yambuku auf. Heute gehört dieses Gebiet zur Demokratischen Republik des Kongos. Die am Rande des Dschungels gelegene Ortschaft grenzt an den Ebola Fluss. Die sich infizierten Personen bekamen plötzlich hohes Fieber, Unterleibsschmerzen und einen entzündeten Hals. Dann bluteten sie aus der Nase, den Augen und anderen Körperöffnungen. 

Neunzig Prozent der damals 318 infizierten Menschen starben innerhalb weniger Tage. Danach schien die Krankheit verschwunden. Mittlerweile nannte man sie nach dem Fluss - Ebola. Es betraf jedes Mal nur ein paar Personen in ein oder zwei Ortschaften. 

Bis das Ebola-Zaire-Virus -wie aus dem Nichts heraus- 2011 plötzlich wieder in Zentral-Afrika auftrat, worüber der Virologe Garz Kobinger des Gesundheitsinstitutes in Winnipeg, Kanada berichtete. 

2013 infizierten sich dann 11.000 Menschen in West Afrika. Als Erstes erkrankten Guineas Einwohner. Rasant verbreitet sich das Virus in der dicht mit Menschen gefüllten Hauptstad Conakry. Schnell infizierten sich die Bewohner der Nachbarländer Liberia und Sierra Leona. 

Wissenschaftler studierten in den letzten Jahren das Virus sehr genau. Weltweit entschlüsselte man in Sicherheitslaboren das Erbgut des Virus. An Hunderten von Patienten entnahm man damals Blutproben und speicherte Gesundheitsdaten. Während des Ausbruchs testeten Wissenschaftler viele Impfstoffe. Arzneimittelfirmen versuchten mehrere verschiedene Medikamente aus. Bis auf einen Impfstoff schien alles Andere nicht zu helfen. 

Den einzigen vielversprechenden Impfstoff entwickelte Merk. Er wurde bereits in Guinea angewandt, obwohl er damals noch nicht offiziell freigegeben war. Wenn Kongos Regierung Bedarf angemeldet hätte, wäre er als Versuchsimpfstoff eingesetzt worden. Ärzte ohne Grenzen standen bereit, den Impfstoff zu applizieren. 

Forscher versichern, dass folgende Ebola-Ausbrüche längst nicht mehr so dramatisch verlaufen würden. 2017 wurden zwei Personen in einer sehr abgelegenen Gegend des Kongos positiv auf Ebola getestet. Nicht lange danach wurden drei bestätigte Fälle und 37 Verdachtsfälle des hoch pathogenen Virus gefunden. 

Trotzdem ist man sich über die Entstehung des mysteriösen Virus immer noch im Unklaren. Der Virologe des Nationalen Institutes für Allergien und Infektionskrankheiten im Bundestaat Montana, Vincent Munster erläuterte gegenüber dem Science Magazin am 2. Juni 2017: <Wir wissen sehr genau, wie sich das Virus vermehrt. Dennoch können wir uns weder erklären woher es kam, noch wissen wir, was seinen sporadischen Ausbruch bewirkt?>

Es tötet Menschen, Antilopen, Gorillas und Schimpansen. Eines der Tiere muss das Virus in sich tragen. Das dem Ebola Virus naheverwandte Marburg-Virus hat sein Erregerreservoir in Fledermäusen, Nagetieren und in Menschen. 

Bei vorhergehenden Ebola Ausbrüchen fanden Wissenschaftler Antikörper des Erregers in Fledermäusen. Ein lebendes Virus hat noch keiner von einem Tier isoliert. Die Wissenschaft tappt im Dunkeln, wie das Virus vom Menschen auf Tiere -und umgekehrt- übertragen wird. Keiner weiß, unter welchen Bedingungen es zum Ausbruch der Krankheit kommt und vor allem wo oder wann. 

Wenn es um eine so tödliche Krankheit geht, wird der Wunsch verständlich, den Unsicherheitsfaktor auszuschalten. Man möchte Vorhersagen und Vorsichtsmaßnahmen treffen. 

Dr. Munster ist bemüht diese Fragen so schnell wie möglich zu klären. Globalisierung, Urbanisierung und eine zunehmende Mobilität führen außerdem dazu, dass dem Virus keine Grenzen mehr gesetzt werden. Es kann sich in Windeseile verbreiten. 

Wir müssen wissen, wo wir suchen müssen; und unter welchen Bedingungen es sich am Leben erhält. Deshalb ist Dr. Munster mitten in der Nacht in Kongo’s Dschungel zu finden. Es ist der Ort, von wo aus sich Ebola Viren zu ihrer bisher tödlichsten Attacke verbreiteten. Man kann fast sagen, es handele sich in dieser Gegend um den Geburtsort von Ebola. 

Seit sechs Jahren kommt der Wissenschaftler immer wieder hier her. Er hat sein Augenmerk auf Fledermäuse gerichtet. So schläft Dr. Munster kaum im Mai des Jahres 2017, weil er Urin- und Gewebsproben sicherstellen will, die er auf eine lange Reise nach USA sendet, damit sie dort auf Ebola-Viren getestete werden. 

In der nur durch den Vollmond erhellten Nacht kann man über den Köpfen der Forscher ein Netz ausmachen. 

Aus den Bäumen kommen knackende Geräusche. Munster und sein Team sind trotz der Schwüle in Schutzkleidung. In Masken und dicken Lederhandschuhen warten sie, bis ihnen ihre Beute -der Hammerkopfflughund- eine Fruchtfledermaus, ins Netz geht. Wenn es dunkel ist, kann man Afrikas größten Vampir -den Hypsignathus monstrous- im Regenwald finden. Ihre Flügel spannen sich bis zu einem Meter. 
Dr. Munster hofft, den Tieren das Geheimnis, um das Ebola Virus zu entlocken? In zwei Wochen haben die Forscher 100 Tiere gefangen. Sie werden aus ihrer Falle befreit, in einen Sack gesteckt und an eine Leine gehängt, die zwischen den Bäumen aufgespannt ist. 

Im Zeltlager der Wissenschaftler sind viele voller Hoffnung, das erste Mal lebende Viren aus einem Tier zu isolieren und so das Verhaltensmuster entschlüsseln zu können. Es könnte doch sein, dass sich Fledermäuse nur in jungen Jahren mit Ebola infizieren? 

Oder es ist so etwas wie eine Kinderkrankheit und das Virus wird zeitlebens ausgeschieden? Vielleicht sind es nur ein paar Fledermäuse, die sich anstecken? Um genau diese Tiere zu identifizieren, reist Dr. Munster und sein Team jedes Jahr in Kongos Urwald. 

Um zwei Uhr morgens, wenn die Arbeit der Vogelfänger vorbei ist, bekommt die Epidemiologien Sarah Olsen die Säugetiere. Eines der Zelte dient als Arbeitsplatz. Unter einer einfachen Osram-Birne, die durch einen lauten Generator gespeist wird, werden den hässlichen Kreaturen mit ihrem großen Kopf und gelben Augen, Urin und Blutproben entnommen. Danach werden sie vermessen und schließlich freigelassen. 

Die Forscher tragen immer noch Schutzkleidung. Über die Lederhandschuhe haben sie Vinylhandschuhe gezogen. Sie müssen sich absichern, falls sie wirklich mit Ebola zu tun haben sollten. Wenn der Morgen dämmert, verstummen die Schreie der Hammerkopf-Fledermäuse. Die Poben der in der Nacht gefangen Tiere sind alle in flüssigem Nitrogen verstaut. Jetzt beginnt der Kampf mit den Bürokraten. Es wird viel Zeit in Anspruch nehmen, bis die Proben sicher in den USA ankommen. Man klassifiziert sie als hoch infektiöses Material. Unabhängig davon, ob sie Ebola-Viren enthalten. 

Dr. Ondzie, Tierarzt der kongolesischen Artenschutzbehörde ist Dr. Munsters rechte Hand. Seine Organisation untersucht vor allem inwieweit das Ebola-Virus Schimpansen und Gorillas schadet. Ebola tötet zwischen 2005 bis 2012 die Hälfte aller im Kongo lebender Gorillas. Das ist ein schwerer Schaden, denn 60% dieser Primaten leben im Norden vom Kongo. Genau in diesem Gebiet hat Munster seine Zeltstadt aufgebaut. Durch die Affen könnten sich Menschen sehr leicht an Ebola infizieren. 

Vor allem, wenn sie tote Urwaldtiere einsammeln und ihr Fleisch essen. Wenn Dr. Ondzie nicht damit beschäftigt ist, Fledermäuse zu fangen, sucht er die Eingeborenen auf. Seine Botschaft ist immer die gleiche: <Wenn sie ein totes Tier sehen, sollen sie es nicht anfassen, sondern seine Organisation anrufen.> Es scheint fast unmöglich, Ebola in lebenden Tieren zu finden. Desto wahrscheinlicher beherbergen Kadaver das Virus. 

Munster hat ein besonderes Protokoll entworfen, dem jeder strikt folgt. Normalerweise schneiden Pathologen ein totes Tier auf, um Blutproben entnehmen zu können. Munster gibt sich mit abgeschabten Hautpartikeln zufrieden. Für ihn spielt es keine so große Rolle, denn: <Jede Zelle, die wir hier finden, ist mit Ebolaviren aufgefüllt>. 
Die Zelte der Forscher sind nur knappe 100 Meter von der Straße entfernt, die erst seit kurzer Zeit eine Asphaltdecke trägt. Falls das Virus erneut im Urwald auftritt, kann es dank der Infrastruktur, die bis in den entlegensten Urwald hinein entwickelt wurde, morgen schon in Kongos Hauptstadt Brazzaville wüten und übermorgen in Boston, Berlin oder Bombay auftreten. (3) 


1)     Breburda J.: Wissenschaftliche Exkursion durch Zentral-China des Zentrums für Kontinentale Agrar- und Wirtschaftsforschung der Justus-Liebig-Universität Giessen, März 1987
2)     Gorman J.:  How do bats live with so many viruses? New York Times, 31, Jan 2020

3)     Breburda E.: Gentopia, das gelobte Land

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