Dr. med. vet.
Edith Breburda
Bürgermeister verjagt Ökometzger aus Black-Earth
In den USA ist es eine Seltenheit, Gras-gefüttertes
Rindfleisch beim Metzger zu finden. Im US-Bundestaat Wisconsin gibt es nur einen
Metzger, der sein eigenes organisches Schlachthaus hat und Tiere der Umgebung "verarbeitet".
Seit 7 Jahren
betreibt er sein Geschäft, welches schlichtweg floriert. Er versendet sein
Fleisch in die ganze USA. So kam es, dass er immer mehr schlachtete, was die
Anwohner in dem kleinen Dorf Black Earth, etwa 20 km von der Hauptstadt Madison
entfernt, ärgerte. Der Bürgermeister klagte gegen den Metzger. Dieser bot
verschiedene Lösungen an, nur wurden sie alle vor Gericht abgewiesen. Der
Metzger muss sein Geschäft schließen. Einige Anwohner, die sich über den
Viehverkehr und den Geruch beschwert haben, wollen den Metzger aus dem Dorf
vertreiben. Sein Geschäft steht vor dem Aus. In ein paar Tagen, Ende Juli 2014,
muss er den Laden für immer zumachen. Er kann nichts dagegen tun. Die einzige Lösung
wäre, dass der Bürgermeister die Klage zurückzieht.
Treibhauseffekt und Rindermast
Vor ein paar Tagen konnte man im Wisconsin State
Journal einen Bericht der BBC-News über Umweltbelastung durch Rindfleischproduktion
lesen.
Wissenschaftler denken vor allem an den
Treibhauseffekt aufgrund der Methangasausscheidung und die hohen Nitratgehalte,
die sie dieser Tierhaltung zuschreiben. Jetzt fanden sie heraus, dass
Mastrinder 28 mal mehr Landfläche und 11 mal mehr Wasser zur Fleischerzeugung benötigen
als Schweine oder Geflügel. Die National Academy of Science schlägt deshalb vor, weniger Hamburger zu
essen. Vielleicht sieht sich der Bürgermeister von Black Earth durch diesen
Bericht in seiner Klage gegen den Metzger seines kleinen Dorfes im Mittleren
Westen der USA bestätigt.
Factory Farming oder gesundes Fleisch?
Für Leute, die mit der modernen Massentierhaltung
in den USA und dem Modell des Factory Farming nicht einverstanden sind, ist die
Schließung der Metzgerei unbegreiflich. Mediziner weisen immer wieder auf die gesundheitlichen
Vorzüge von grasgefüttertem Rindfleisch hin. Der Trend zu diesem Nahrungsmittel
nimmt zu. Selbst der Zeitungskolumnist Mark Morford vom San Francisco Chronicle,
ein ehemaliger Vegetarier, isst nur das Fleisch von grasgefütterten Rindern. Er
will gar nicht an die Grausamkeiten der Tierhaltung denken, über die man so oft
hört. Zum Beispiel an eine Mast von Tausenden von Rindern mit Sojaschrot,
mitten in der Wüste von Arizona. Solche Einrichtungen werden auch als
Kuh-Konzentrationslager bezeichnet.
Rinder konkurrieren mit Menschen um Essen
Rindermägen sind nun einmal in der Lage Gras zu
verwerten.
Rinder in enge Buchten zusammenpferchen und mit Mais,
Soja oder Getreide füttern entspricht überhaupt nicht ihrer Physiologie. Das
Sojamehl ist meist genmanipulierte Importware aus Argentinien oder Brasilien.
Um es herzustellen werden Indianer von ihrem Land vertrieben und Unmengen an
Wasser und chemischen Spritzmitteln verwendet. Aber so weit muss man gar nicht
gehen, wenn man herausfinden will, welche Tierhaltung artgerechter ist. Eine
Studie aus der ehemaligen Sowjetunion zeigte, dass die Fleischproduktion ökonomische
Probleme mit sich brachte, weil die Rinder 3 mal soviel Getreide konsumierten
als die Menschen.
Getreidefütterung führt in Rindermägen dazu, dass
bis zu 25% unverdaut wieder ausgeschieden werden. Frances Moore Lappe schrieb
in ihrem Buch: "Diet for a small Planet", dass in den USA 16 Pfund Soja und Getreide
gefüttert werden müssen, um daraus ein Pfund Rindfleisch zu produzieren. Es
liegen Berechnungen vor, dass die an das Vieh verfütterten Mengen an Getreide
und Hülsenfrüchten reichen würden um 3 Milliarden Menschen zu ernähren.
Rinder werden nicht umsonst als
Nahrungskonkurrenten des Menschen angesehen.
E-Coli, Antibiotika und Genfutter
Intensive Tierhaltung hat gesundheitliche Folgen
für das Tier. Kühe verfügen mit ihren vier Mägen, dem Pansen, Netzmagen,
Blättermagen und Labmagen über die optimale Kondition Gras zu verdauen. Der
Pansensack kann bis zu 60 Kilogramm Futter aufnehmen. Bakterien und Einzeller
produzieren Säuren, die schwerverdauliche Pflanzenmassen aufschließen. Durch
das Wiederkauen gelangt alkalischer Speichel
in den Pansen um einen pH-Wert von ca. 6,5 zu erreichen.
Früher wurde eine Kuh mit einem Alter von 4-5
Jahren geschlachtet. Heute liegt in den USA das Schachtalter bei 14-15 Monaten.
Man muss also die Ernährung der Tiere so gestalten, dass sie sehr schnell an
Gewicht zunehmen. Das heißt, sie benötigen enorm viel Getreide, Soja-Eiweiß, Antibiotika
und Wachstumshormone. Unter ökonomischen Gesichtspunkt macht diese Art der Tiermast
einen Sinn.
Tiere die mit Getreide gefüttert werden hören
jedoch auf wiederzukauen. Ihr Pansen übersäuert, die Tiere hören auf zu
fressen, keuchen und geben viel Speichel ab. Die Tiere können Durchfall
bekommen, Geschwüre, Lebererkrankungen, ihr Immunsystem wird geschwächt und am
Ende sterben sie. Ihr Verdauungsapparat wird durch die vorhandene Übersäuerung empfänglicher
für das Wachstum bestimmter pathogener Keime wie z.B. den tödlichen Keim der Escherichia
coli 0157:H7 Bakterien. Ein nicht vollständig erhitzter Hamburger könnte uns
damit einen Krankenhausaufenthalt bescheren. Zeitungen berichteten am 25. Juli
2014, dass Russland Hamburgers in allen 356 McDonald's Restaurants wegen
gesundheitsgefährdenden Qualitätsmängeln verbieten will.
Methangase die über das Wiederkauen abgegeben
werden, bleiben bei Getreide- und Sojabohnenfütterung im Pansen und am Ende
gasen die Tiere auf. So beschreibt es der Autor Michael Pollan in seinem Buch. Auch
für uns Endverbraucher ist so ein Fleisch gesundheitsschädlich, fährt Pollan
fort. Der einzige Weg, um diese Mast zu betreiben besteht in einer Beifütterung
von Antibiotika. Ohne sie geht es eigentlich gar nicht mehr. Nur, dieses führt
wieder zu einer Antibiotika Resistenz, die wir Menschen zu spüren bekommen.
Heute redet doch fast jeder von "superbugs",
den Superbazillen, die wir selber zu verantworten haben und die eine
medizinische Behandlung mit Antibiotika erschweren.
Gesundes Fleisch nicht mehr gewöhnt
Die Welt kann man mit grasgefütterten Rindern
nicht ernähren. Auch wenn das Fleisch mehr Omega 3-Fettsäuren erhält, reicher
an Vitamin E ist und einen höheren Anteil an konjugierten Linolsäuren enthält,
was die Krebserkrankungsrate mindert.
Der Muskelanteil der frei herumlaufenden Tiere übertrifft
den Fettgehalt im Fleisch bei dieser Tierhaltung.
Viele Amerikaner lieben jedoch die Marmorierung
des Fleisch-Fettanteils, die durch eine Mast auf engem Raum entsteht. Sie sind
es nicht mehr gewohnt Gras- gefüttertes Fleisch zu konsumieren, weil es ihnen
am Ende gar nicht schmeckt.
Umweltgesundheit
Die Annahme, dass grasgefüttertes Rindfleisch umweltfreundlicher
erzeugt wird, wurde in Brasilien widerlegt, weil Weidetiere Methan erzeugen.
Zudem wachsen die Tiere langsamer und somit hält die Methan-Emission länger an.
Aber was macht man mit dem Dung und der Gülle der
Tiere die beim factory farming in viel größeren Mengen auftreten, weil man hierbei viel mehr Tiere auf
engstem Raum hält.
Die Umwelt leidet unter beiden Arten der
Tierhaltung. Einen Ausweg sieht auch der Autor Robbins darin, ganz einfach
weniger Rindfleisch zu essen, egal wie es gehalten wurde. Grassfed-Beef scheint
sowieso nur etwas für Konsumenten zu sein, die sich die teuren Preise des so
erzeugten Fleisches leisten können (Robbins J. The truth about grassfed
Beef, 19. Dez. 2012).
Metzger muss gehen
Unverständlich bleibt, dass man die einzige
Metzgerei in Wisconsin, die eine Nische in der Vermarktung von grasgefüttertem
Rindfleisch und Fleisch aus lokalen Betrieben erschlossen hat, nun daran
hindert weiterhin zu schlachten. Denn Schlachthäuser im herkömmlichen Sinn, wie
bei uns in Deutschland, zu denen die Bauern ihre Tiere bringen, gibt es in den
USA schon lange nicht mehr.
Veröffentlicht: Christliches Forum 1. August 2014
Veröffentlicht: Christliches Forum 1. August 2014