Dr. Edith Breburda
Christliches Forum, 31. August 2015
Man findet sie überall. Schlankmacher, Energiebooster, Vitaminpräparate,
Verjüngungskuren, ohne sie fehlt uns etwas. Doch wie sicher sind Sie? Haben sie Risiken? Sie kommen aus China oder Brasilien. Sie haben einen Touch des Exotischen. So können wir nicht widerstehen und nehmen sie bedenkenlos ein.
Man findet sie überall. Schlankmacher, Energiebooster, Vitaminpräparate,
Verjüngungskuren, ohne sie fehlt uns etwas. Doch wie sicher sind Sie? Haben sie Risiken? Sie kommen aus China oder Brasilien. Sie haben einen Touch des Exotischen. So können wir nicht widerstehen und nehmen sie bedenkenlos ein.
Der Internist
Peter Cohen war Ihnen auf der Spur; ihm ging es um die Verbraucher, die
Diätmittel zu sich nehmen. In einem aufsehenerregenden Artikel an Drug Testing and Analysis berichteten
Cohen und zwei seiner Mitarbeiter über 12 angebliche Schlankmacher, die eine
Substanz enthielten, die chemisch mit Methamphetamin gleichzusetzten war. Die
Wissenschaftler bezeichneten sie als DMBA. Diese Bestandteile wurden bisher nur
in zwei Tierversuchen auf ihre Sicherheit getestet- und das war 1940.
Der Artikel wurde im Oktober 2014, gedruckt. Im April 2015 gab die
Amerikanische Food und Drug Administration (FDA), die unserer
Lebensmittelbehörde entspricht, eine Warnung an 14 Firmen heraus, die Produkte
mit DMBA verkaufen. Die FDA sprach von einer Verfälschung der Nahrungsmittelzusatzstoffe
und von illegalen Drogen.
Seit 2005
beobachtete Doktor Cohen, wie krank seine Patienten durch brasilianische
Schlankmacher wurden, die Antidepressiva und Schilddrüsenhormone beinhalteten.
Cohen wurde so etwas wie ein Indiana Jones und Sherlock Holmes in einem, der
die Welt der Spurenelemente durchforstet.
Chemiker aus den Vereinigten Staaten, Brasilien und Europa halfen ihm, illegale
Drogen in Nahrungsmittel-Zusatzstoffen ausfindig zu machen. Sobald er sie
gefunden hatte, ging er an die Öffentlichkeit. Cohens Vorgehensweise ist eher
unkonventionell. Es versucht in kurzer Zeit, viele Publikationen in trivialen
Zeitschriften herauszubringen und hofft, damit neue Regulationen anzustoßen.
Seiner kleinen Schar von Journalisten kann er vertrauen. Die Artikel werden von
der breiten Öffentlichkeit gelesen. Cohen wird von keinem finanziert. „Dadurch
bin ich frei, zu schreiben, was ich will“, sagt er. Bisher haben er und seine
Mitarbeiter drei verborgene Aufputschmittel in Nahrungsmittel-Ergänzungen
ausfindig gemacht.
Paul Offit,
Direktor des Vaccine Education Centers am Kinderkrankenhaus in Philadelphia,
der selber ein Buch über Alternativmedizin: Do
You Believe in Magic? geschrieben hat, sagt: „Es gibt keine Kontrolleure.
Eigentlich untersucht eine Privatperson, ob das, was auf der Flasche steht, auch
wirklich drin ist." Die Untersuchungen haben zum Glück Auswirkungen. Die FDA
zitiert den Arzt. Sie verfolgt seine Veröffentlichungen und gibt Warnungen
heraus. Firmen, die Nahrungsmittelergänzungen herstellen, wurden auf Dr. Cohen
aufmerksam. Eine verklagte ihn sogar auf 200 Millionen US$ Schadenersatz. „Alles
was ich schreibe, wird genau geprüft. Das erzeugt unheimlichen Druck. Ich
möchte, dass unsere Wissenschaft kugelsicher wird“, erklärt der Internist.
1994 wurde das
amerikanische Nahrungsmittelergänzungsgesetz (Dietary Supplement and Health Education Act), eingeführt.
Bei uns in Europa haben wir Vorschriften, dass Nahrungsmittelergänzungen sicher
und sachgerecht gekennzeichnet sein müssen. In der EU werden
Nahrungsergänzungsmittel, Vitamine und Mineralstoffe, wie Lebensmittel
behandelt. Wir haben Kennzeichnungsvorschriften, welche auch die Höchst- oder
Mindestmenge für Vitamine und Mineralstoffe festlegt. Man verhindert damit die Einnahme
einer zu hohen Menge von Vitaminen oder Mineralstoffen, die der Gesundheit
schaden könnten.
In den USA kam die
Einführung des Nahrungsmittelergänzungsgesetzes
von 1994 noch lange bevor
das Geschäft mit Vitaminen und Mineralstoffen boomte. Die US-Regulationen
konzentrierten sich damals auf Vitamin C, Eisen und Kalzium. Es wurde festgelegt,
wofür die Nahrungsmittelergänzung bestimmt war. Schlankmacher enthielten zum
Beispiel pflanzliche Substanzen. Deklarationen, wie: Prostataverkleinerung oder
Immunsystemfördernd unterlagen einzig und allein den Herstellern.
Die amerikanische
Gesundheitsbehörde hatte keinen Einfluss auf die Zusatzstoffe und konnte sie
deshalb nicht kontrollieren, so wie das bei Medikamenten üblich ist. Die
Gesundheitsbehörde kann höchstens eingreifen, falls sich das Mittel
gesundheitsschädlich erweist. Damals, 1994, schrieb die New York Times über
eine skrupellose Industrie, die nur darauf aus war, Profit mit zweifelhaften
Versprechungen ihrer Produkte zu machen. Seit 1994 ist der Verkauf von
Supplementen von 4000 auf 75.000 angestiegen. Allein 2014 handelte es sich in
den USA um ein 36 Milliarden Dollar-Geschäft.
Zusatzstoffe wie
die chinesische Pflanze Ma Huang oder Ephedra, die versprach, eine ähnliche
Wirkung wie ein Rauschmittel zu haben, wurden erst aus dem Verkehr gezogen,
nachdem 15 Leute starben. Nun warnte die FDA vor Nieren-, Leber- und andern
Gesundheitsschäden, die in Verbindung mit der Einnahme von Ephedra standen.
Erst 2004 wurde Ephedra verboten.
Dr. Cohen fühlt
sich bestätigt, den Gesundheitsrisiken von Nahrungsmittelergänzungen
nachzugehen. Als junger Arzt hatte er viele Patienten, die aus Brasilien kamen.
Viele hatten mysteriöse Symptome. Eine Frau hatte Herzrasen, sie schwitzte und
sie hatte wahnsinnige Angst, fühlte sich aber auch sehr müde. Ein anderer
Patient kam mit Nierenversagen und ein junger Mann verlor seine Stelle, nachdem
Drogen in seinem Urin festgestellt wurden. Alle seiner Patienten nahmen Schlankheitspillen
ein, die aus Brasilien stammten. Dr. Cohen lies die Pillen untersuchen. Er war
über das Resultat schockiert: Das Labor fand Schilddrüsenhormone, Amphetamine,
Schlafmittel,
Antidepressiva und Diuretika. Die Symptome der Patienten ließen
sich nun leicht erklären.
Cohen und seine
Mitarbeiter fanden eine brasilianische Zeitung, die auf der ersten Seite über
die Nebenwirkungen des Mittels berichtete. Einige Jahre später wurde der
Zusatzstoff vom Markt genommen. Cohen weiß nicht, ob das etwas mit seiner
Untersuchung zu tun hat. Aber dann bekam er einen Anruf von einem FDA
Mitarbeiter. Er sagte ihm: “Das was Sie in den brasilianischen Pillen gefunden
haben, ist auch in amerikanischen Schlankheitsmitteln enthalten- und das ist ein
größeres Problem.“
„Seit Jahren haben
wir Angst, solche Zusatzstoffe in unseren Diäten zu finden“, erklärt Amy
Eichner von der Amerikanischen Anti-Doping Gesellschaft. 2003 und 2008 mussten
wir zwei Eliteschwimmer von den Olympischen Spielen suspendieren. Unsere
Ergebnisse zeigten, sie waren gedopt, obwohl sie nur Nahrungsmittelsupplemete
zu sich genommen hatten.
Patricia Deuster
von der Universität Bethesda in Maryland, USA, nimmt an, dass schätzungsweise
15-20 % der Soldaten Supplemente schlucken, die Ihnen versprechen: schlank zu
werden, ein athletischer Körper zu bekommen oder ihrem Sexualvergnügen dienen
sollen. 107 von 169 derartigen Produkten enthalten von der FDA verbotene
Substanzen. Dr. Cohen und seien Kollegen geben die Suche nach verbotenen Stoffen
in Supplementen nicht auf. Im Labor stapeln sich „Medikamente“ von seinen
Patienten, die er untersuchen soll. „Ich glaube, in 50 Jahren blicken wir zurück
und fragen uns, wieso wir so leichtsinnig Nahrungsergänzungsmittel eingenommen
haben, die eigentlich Drogen enthalten. Zumindest sollten Leute wissen, was sie
schlucken“(1).
Unser Körper wird
schon genug mit Plastik, Herbiziden, Pestiziden und Antibiotika im Gemüse und
Fleisch belastet. Fündige Geschäftsleute sind der Meinung, man müsste den Körper
entgiften. Ein Verkaufsschlager ist Zeolith, ein Vulkanmineral, dem zahlreiche
Wirkungen zugesprochen werden. Es soll Schwermetalle und Stoffwechselgifte
binden, das Immunsystem unterstützen und freie Radikale neutralisieren. Eine
regelmäßige Entgiftung des Körpers hilft, gesund zu bleiben. Sie vermindert
Herz-Kreislaufbeschwerden, einen Burn-Out und beugt Diabetes und Krebs vor. Bei
Zeolithen handelt es ich um eine Stoffgruppe, die bei der Wasserenthärtung in
Waschmitteln eine Rolle spielt. So ist es denkbar, dass Zeolithe Giftstoffe aus
der Nahrung binden. Sie aus dem Körper heraustransportieren können sie jedoch
nicht. Somit haben Versprechungen über Zeolith-Darmspühlungen, Laxantien,
Diuretika, Vitamin-Kuren oder sogar Detox-Kosmetika wie Schampoos, Duschgels
oder Pflaster, welche die Hersteller machen, keine Bedeutung. Studienergebnisse
zu ihrer Wirksamkeit gibt es kaum bzw. sind wegen fehlender Kontrollstudien
nicht aussagekräftig. Das, was man fand ist, dass ein 19-jähriger Mann ein
Serotonin-Syndrom auf die Einnahme von Zeolith entwickelte. Ein 50-Jähriger
Mann aus Spanien erlitt eine Mangan-Vergiftung. Der Grund lag darin, dass der
Hersteller aus Versehen Mangansulfat-Hydrat, statt Magnesiumsulfat-Hydrat
verkauft hatte. Prof. Stephan Bischoff, Ernährungsmediziner der Universität in
Hohenheim, spricht von Gesundheitstipps, welche die Detoxverkäufer mitliefern.
Man solle auf Kaffee, Alkohol und Nikotin verzichten, eine ballaststoffreiche
Ernährung einnehmen und vor allem Obst und Gemüse, sowie viel Flüssigkeit
aufnehmen. „Die Detox-Tipps sind, einzeln für sich genommen, per se nicht
schlecht, aber tatsächlich werden hier Halbwahrheiten zusammengerührt und mit
haarsträubenden Begründungen zu einem Konzept erhoben, das keiner wissenschaftliche
Überprüfung standhalten würde. Gefährlich sind kurzfristige Detox-Auszeiten
zwar in der Regel nicht. Aber alles, was länger als ein bis zwei Wochen dauert,
könnte den Menschen in eine Nährstoffunterversorgung katapultieren“, erklärt
Prof. Bischoff.
Prof. Dr. Simon
Brooks, Humanphysiologe an der australischen Flinders Universität, weist darauf hin, dass unsere Nieren, unsere
Leber und unser Gastrointestinaltrakt innerhalb von Stunden Toxine neutralisieren.
Hinweise, dass sie sich im Laufe der Zeit irgendwo im Körper ansammeln gibt es
nicht. Detox ist so gesehen Unsinn. Wir sollten lieber auf Junk-Food verzichten
und uns gesund ernähren (2).
Ganz anders
verhält es sich mit einer Entscheidung der Kanadischen Arzneimittelbehörde, die
RU-486 unter dem Namen Mifegymiso freigeben will. Wir wissen, dass diese „Abtreibungs-Pille“ den Tod vieler Mütter verursachte. Schon am 4. September 2001, als
Mifegymiso in der Versuchsphase war, wurde über Todesfälle berichtet. Deshalb
sollten Frauen auf dem Beipackzettel gewarnt werden, dass die Einnahme der
Pille nur dann vollzogen werden soll, wenn die Frau einen schnellen Zugang zu
einer nahegelegenen Klinik hat. Informationen, dass der Tod durch ein Mittel erfolgen
kann, findet man häufig auf Beipackzetteln in Kanada. Allerdings fehlt auf der
Arzneimittelbeschreibung von RU-486, welche Krankheit oder Infektion das Medikament
lindern soll? Es wird unter
anderem appliziert, um ein Kind bis zur siebten Schwangerschaftswoche umzubringen.
Mit anderen Worten: Kanada hat ein Medikament zugelassen, das eine perfekt
gesunde Frau einnehmen soll, um den natürlichen Prozess der Schwangerschaft zu unterbinden
und die Frau noch zusätzlich in die Gefahr bringt, selber ihr Leben zu
riskieren.
„Warum sollten
wir etwas zu uns nehmen und uns unnützen Nebeneffekten aussetzen, wenn es gar
nicht notwendig ist, dies zu tun. Wenn etwas nicht kaputt ist, muss ich es doch
eigentlich gar nicht gerichtet werden“, sagt Christina Alaimo, Doktorandin im
Fach Gesundheitsethik. Eine Abtreibungspille zu nehmen ist keine einfache
Prozedur. Es ist ein blutiges Unterfangen, oft begleitet mit Schwindel,
Schwäche, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Fieber, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen.
Ein Ungeborenes in der siebten Woche hat bereits ein schlagendes Herz. Es hat
Finger, Arme und Beine. Viele Frauen sind in den USA zusammen mit ihren Kindern
gestorben. Deshalb will man die Pille nur über den Arzt verabreichen. Dagegen
sind jedoch Abtreibungsbefürworter. Die Pille soll ohne Rezept erhältlich sein
(siehe auch: Reproduktive Freiheit, free for what?). Die Frauen könnten es
sich gar nicht leisten, zweimal den Arzt aufzusuchen. Und außerdem wird das
Mittel bis zur 11. Schwangerschaftswoche zugelassen. Die Pro-Abtreibungsliga ist
froh, dass das Mittel endlich auf dem Markt ist. Die Medien in Kanada kümmern
sich nicht um die „Nebenwirkungen“. Sie sind überzeugt, dass es den Frauen in
Kanada gut tun wird endlich Zugang zu dem Mittel zu haben (3).
[1] Couzin-Frankel J.: Feature: Revealing the hidden dangers of
dietary supplements.Science,
20. August 2015
http://news.sciencemag.org/health/2015/08/feature-revealing-hidden-dangers-dietary-supplements?utm_campaign=email-news-latest&utm_src=email
[2]
Aho-Ritter A.: Detox-Trend: Einmal Vulkanisieren, bitte. DocCheckNews, 24.
August 2015
http://news.doccheck.com/de/97432/detox-trend-einmal-vulkanisieren-bitte/
[3]
Baklinski P.: Schock: Health Canada approved medically unnecessary abortion
drug knowing it kills women. LiefSiteNews, 17. August 2015
https://www.lifesitenews.com/opinion/shock-health-canada-approved-medically-unnecessary-abortion-drug-knowing-it