Dr. Edith Breburda
Die Vinzentinerin
Schwester Marie de Mandat Grancey (1837-1915) hatte die feste Absicht das Haus
der Muttergottes in Ephesus, der heutigen Türkei, zu finden.
Christlicher
Tradition zufolge lebte nach der Auferstehung Christi der Apostel Johannes mit
der Mutter Gottes in Ephesus. Wo dieses Haus stand, wusste niemand, bis die
französische Ordensschwester Marie es sich zum Ziel gesetzt hatte, es zu
finden.
Schwester Marie
stammte aus einer Pariser Adelsfamilie. Die Hälfte des Jahres wohnte ihre
Familie in Burgund, die andere Zeit verweilte sie in Paris.
1857 wurde Marie
Novizin der Vinzentinerinnen. Dieser Ordensgemeinschaft gehörte Sr. Catharine Labouré an, welche von
der Muttergottes den Auftrag für die Verbreitung der Wundertätigen hatte.
Marie sollte ihr Leben den Armen widmen. Zusammen mit sechs Mitschwestern kümmerte sie sich in einem
französisches Waisenheim um 55 Kinder. Sie lehrte den Mädchen nähen. Bald kamen
auch Mädchen aus der Stadt zu ihnen. Viel der unterernährten Kinder hatten
Läuse.
Die große Verehrung von Sr. Marie zur
Gottesmutter ließ sie die Gemeinschaft der Kinder Mariens gründen, deren
Vorstand sie wurde. Mit wahrer Passion und Liebe lehrte sie ihre Kinder, sich
mit der Gottesmutter zu vereinigen. Sie ermahnte sie immer wieder, alles zu
meiden, was ihrem Glauben und ihrer Würde schaden könnte. „Verhalte dich wie
die Muttergottes“, sagte sie ihren Schützlingen.
1870 während des französisch-preußischen
Krieges wurde Sr. Marie in ein anderes Waisenheim nahe Paris versetzt.
Sie wurde in
dieser sehr gefährlichen und turbulenten Zeit zur Oberin ernannt. Es gelang ihr
trotzdem, ihren Schwestern und Kindern ein gutes Zuhause zu bieten. 16 Jahre
verbrachte sie an diesem Ort und konnte mit Hilfe des Geldes ihres Vaters, der
sie sehr unterstützte, ein weiteres Waisenheim bauen.
1886 rief Papst
Leo der XIII französische Missionare auf, im Nahen Osten zu helfen. Sr. Marie meldete
sich sofort und ging nach Smyrna, dem heutigen Izmir, in die Türkei.
Das dortige
Krankenhaus war in einem beklagenswerten Zustand. Wieder benutzte sie eigene
Mittel, um Patienten und Angestellten zu helfen. Sie selber lebte in Armut. In
einem an das Krankenhaus angrenzenden Gebäude richtete sie eine Näherei ein und
gründete eine Schule. Sie kümmerte sich um Muslime und Christen.
In dieser Zeit
stieß sie auf das Buch von Clemens Brentano über das Leben der Muttergottes und
des Hl. Johanes in Ephesus nach den Visionen der seligen Anna Katharina Emmerick,
das sie in Deutsch las. Es inspirierte sie, das Haus zu suchen.
Sie gab das
Buch zwei Priesterfreunden, die, sobald sie das Buch studiert hatten, davon
überzeugt waren, dass sie es finden werden. Das Haus musste sich in nächster
Nähe von dem Ort befinden, wo sie durch Gottes Vorsehung lebten.
Auf ihren Eseln
startete die erste Suchexpedition im Julie 1891. Sie benutzten die
Aufzeichnungen von Anna Katharina als ihre Kartographie. Am 29. Julie fanden
die drei Katholiken, ein griechisch Orthodoxer Priester und ein Muslim das
Haus.
Mit der Hilfe von
Archäologen gelang es Schwester Marie, die Ruinen dem ersten Jahrhundert
zuzuordnen. Darüber war eine Kirche aus dem vierten Jahrhundert gebaut worden.
Am 21. Oktober
1891 erhielt Schwester Maire die Erlaubnis, das Haus und das angrenzende
Gelände zu erwerben. Ihr Vater kaufte für sie am 15. November 1892 auch den
Berg, auf dem das Haus stand. Mit seinen Mitteln konnte das Haus restauriert
und zu einem Wallfahrtsort umgewandelt werden.
Dabei fand man
drei Steine, die von dem Kamin stammten, den der Apostel Johannes gebaut hatte.
Der Eckstein des Hauses wurde der Mandat-Grancey Familie in Frankreich
übergeben, die ihn in ihrer Hauskapelle aufbewahren.
Schwester Marie lebte
ein engagiertes, tugendhaftes und gehorsames Leben, das aller Anhänglichkeit
dieser Welt entsagte.
Am 21. Januar 2011
eröffnete die Diözese von St. Joseph in Kansas City des US-Bundesstaates
Missouri ihren Seligsprechungsprozess. Man wählte diese Diözese, weil sie
besonders die Muttergottes von Ephesus verehrt und der Wallfahrtsort durch die
amerikanische Gemeinschaft von Ephesus in Kansas City unterhalten wird. In
Missouri gibt es die Benediktinerinnenabtei, die besonders die Muttergottes von
Ephesus verehrt.
Zudem war es der
Erzdiözese von Smyrna unmöglich, den Wallfahrtsort selber in Stand zu halten.
Sie haben nur wenige Gelder und leben unter der ständigen Angst vor Terroranschlägen.
Sie baten Kansas City um Hilfe. Am 13. September 2014 wurde eine Heilige Messe
in der Kathedrale von Kansas City zelebriert. Anlass war die Fertigstellung
aller Dokumente zur Seligsprechung von Sr. Marie, die nach Rom gesendet wurden.
Die Entdeckung des
Hauses in Ephesus bleibt etwas Besonderes für alle Gläubigen. Ephesus wird als
der heiligste Ort des Christentums bezeichnet, den jedes Jahr mehr als eine
Millionen Pilger besuchen.
Papst Paul VI, der
Heilige Johannes Paul II und Papst Emeritus Benedikt XVI. besuchten den Ort.
Bereits am 18. August 1961 erklärte der Heilige Papst Johannes XXIII., dass der
Besuch des Hauses mit einem vollkommenen Ablass verbunden ist (1).
Interessant ist,
dass die selige Anna Katharina Emmerick selber Schneiderin war und Sr. Marie
sehr viel Wert darauf legte, ihren Anbefohlenen das Nähen zu lehren.
Literatur
1) Knap P.: How
one French nun founds Mary’s Shrine. Meet Sr. Marie, who was determined to find
the Ephesus Home. National Catholic Regiser,2. Jan. 2015
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