Dr. Edith Breburda
Christliches Forum, 21. Jan. 2016
Es werden immer mehr psychoaktive Drogen konsumiert, um die sexuelle Lust zu steigern. Verändert sich dadurch unsere Einstellung gegenüber Sex. Und was passiert, wenn eine Lehrerin, die Sexualstraffällige in einem US-Gefängnis unterrichtet, von einem ihrer Schüler vergewaltigt wird?
Es werden immer mehr psychoaktive Drogen konsumiert, um die sexuelle Lust zu steigern. Verändert sich dadurch unsere Einstellung gegenüber Sex. Und was passiert, wenn eine Lehrerin, die Sexualstraffällige in einem US-Gefängnis unterrichtet, von einem ihrer Schüler vergewaltigt wird?
Zwei Jahre hatte
die Justizanstalt im US-Bundesstaates Anschuldigungen abgestritten, dass der
Gefangene Jacob Harvey seine Lehrerin vergewaltigt hatte.
Auch jetzt noch
sind sie der Meinung, keinerlei Schuld an dem Verbrechen zu haben. “Der Staat
gibt keinerlei Haftung oder Fehlverhalten zu”, hieß es in dem Schreiben des Schlichtungsverfahrens
vom 4.1.2016.
Trotz allem bekam
die Lehrerin 3 Millionen US-Dollars Schmerzensgeld ausbezahlt.
Man kann auch
sagen: Der Staat sagt, er hätte nichts falsch gemacht, zahlt jedoch 3 Millionen
an eine Person der angeblich nichts passiert ist. Man beharrt darauf, das Gefängnis
habe keine Schuld an der Vergewaltigung, weil alles korrekt gehandhabt wurde.
Im Januar 2014
wurde eine Lehrerin beauftragt, sieben Sexualstraftäter im Arizona
Staatsgefängnis Complex-Eyman eine Prüfung abzunehmen.
Normalerweise finden solche Examen in einem mit Kameras ausgestatteten Raum unter Aufsicht von Gefängnisbeamten statt. An diesem Tag jedoch war eine andere Veranstaltung. Die Lehrerin war mit den sieben Häftlingen ohne Begleitschutz in einem nicht überwachten Raum. Man gab ihr ein Funkgerät, welches sie bei Bedarf benutzen sollte. Nach der 90 minütigen Prüfung, in der kein Aufseher vorbeigeschaut hatte, verließen sechs Häftlinge den Raum, um ohne Begleitung ihre Zellen aufzusuchen.
Normalerweise finden solche Examen in einem mit Kameras ausgestatteten Raum unter Aufsicht von Gefängnisbeamten statt. An diesem Tag jedoch war eine andere Veranstaltung. Die Lehrerin war mit den sieben Häftlingen ohne Begleitschutz in einem nicht überwachten Raum. Man gab ihr ein Funkgerät, welches sie bei Bedarf benutzen sollte. Nach der 90 minütigen Prüfung, in der kein Aufseher vorbeigeschaut hatte, verließen sechs Häftlinge den Raum, um ohne Begleitung ihre Zellen aufzusuchen.
Jacob Harvey, der
eine 30 jährige Gefängnisstrafe absaß, blieb zurück. Er hatte eine Frau vor den
Augen ihres kleinen Sohnes vergewaltigt.
Der Zwanzigjährige attackierte die Lehrerin von hinten, schmiss sie auf den Boden,
schlug ihren Kopf mehrmals auf den Boden, stach mit seinem Bleistift in ihren
Augen, riss ihr die Kleider vom Leib und vergewaltigte sie.
Auf die Schreie
der Lehrerin kam keine Hilfe. Nachdem alles vorbei war, eilte sie zu ihrem
Funkgerät. Nur die Frequenz darauf wurde schon lange nicht mehr von den
Gefängnisaufsehern benutzt.
Harvey bekannte
sich im August zu der Vergewaltigung. Es kam zu keinem Verfahren. Seine
Gefängnisstrafe muss er nun bis zu seinem Tod absitzen.
Die
Strafvollzugsanstalt, die 14.000 Dollars zahlen sollte, weil sie die Lehrerin
nicht schützte, legte Berufung ein. Sie beantragten weiterhin, den Fall nicht
weiter zu behandeln. Die Lehrerin habe doch gewusste, dass sie in einem Gefängnis
unterrichtet, was habe sie denn erwartet. Der Staatsanwalt schrieb: „In einem
Gefängnis zu unterrichten, unterscheidet sich nicht von Situationen, denen sie
alltäglich ausgesetzt ist. Das Risiko, in einem Gefängnis angegriffen zu werden,
existiert im Eyman Gefängnis. Wenn die Klägerin die Gefahr ihrer Situation
richtig eingeschätzt hätte, hätte sie etwas dagegen tun können. Es ist also
ihre eigene Schuld, dass sie vergewaltigt wurde.“
Generalstaatsanwalt
Mark Bronvich erklärte am 4. Januar 2016, es sei richtig gewesen, einen
Vergleich mit der Lehrerin anzustreben. „Ich kann Ihnen versichern, dass unsere
Anwälte sich sehr genau unseren Fällen widmen. Wir messen Erfolg darin, das Richtige
zu tun und nicht, ob wir einen Fall gewinnen.“
Aber wäre das
Richtige nicht gewesen, einzugestehen, eine Mitverantwortung an der Vergewaltigung einzuräumen?
Andres Wilder,
Sprecher des Gefängnisses betont: „ Wir nehmen die Sicherheit unserer
Mitarbeiter sehr ernst. Aufgrund der Vergewaltigung hat sich viel geändert. Wie
haben überall Kameras und jeder unserer zivilen Mitarbeiter hat ein
Pfefferspray.“
Kein Mitarbeiter
wurde jedoch verantwortlich gemacht, die Sicherheit der Lehrerin nicht
gewährleistet zu haben. In dem Schlichtungsverfahren hieß es: „Der Staat
verneint und streitet die Anschuldigungen der Lehrerin ab“. Trotzdem zahlte man
der Lehrerin 3 Millionen Dollars (1).
Es stellt sich
unweigerlich die Frage, warum ein so schweres Vergehen derartig abgehandelt
wird? Liegt es am Trend der Zeit?
Heute greifen
immer mehr Menschen zu psychoaktiven Drogen, um die Lust zu steigern und länger
durchzuhalten. Ärzte warnen bereits vor Chemsex. Regelmäßig kommt es unter dem
Einfluss von Amphetamin Mephedron oder Crystal zu ungeschützten
Geschlechtsverkehr. Die Tendenz, euphorisierende Mittel einzunehmen, welche die
Herzfrequenz, den Blutdruck und die sexuelle Erregbarkeit steigern, stammt aus
Großbritannien. Chemsex breitet sich rasant aus. Gammahydrosxybuttersäure, GHB
und seine Vorstufe, Gamma-Butyrolacton GBL zählen auch zu den
Chemsex-Substanzen. Dem Laien sind sie unter dem Namen k.o.-Tropfen bzw.
Vergewaltigungsdrogen bekannt.
In einer
niedrigen Dosierung wirken sie enthemmend und leicht betäubend und führen in
größeren Mengen zu Bewusstlosigkeit und Atemlähmung. Oft werden sie als
Liquid-Ecstasy tituliert, obwohl ihre Wirkung keine Ecstasy hervorruft. Trotz
allem nimmt man Chemsex-Dorgen bewusst ein, um einen enthemmten und intensiven
Sex auszuleben.
Britische
Gesundheitsexperten äußern sich besorgt im Editorial des British Medical
Journal über die Risiken von Chemsex. Sie fordern Aufklärung über vorsätzlichen
Sex unter dem Einfluss von psychoaktiven Drogen, der hauptsächlich unter
Männern stattfindet. Viele benutzen die Drogen, um ihre innere Homophobie oder
das Stigmata, an AIDS erkrankt zu sein, zu überwinden. Für Stunden oder gar
Tage sind sie mit verschiedenen Partnern sexuell aktiv, schreiben die Mediziner
(2).
Chemsex Drogen
machen stark psychisch und körperlich abhängig. Dauerhafte mentale Schäden
treten auf. Gesundheitsgefährdend ist ein bis zu drei Tagen andauernder
Schlafentzug. Während des Chemo-Rausches essen die Konsumenten meist nichts.
Desweitern fördert die Droge die Verbreitung von sexuell übertragbaren Krankheiten,
weil es zu ungeschütztem Sex mit durchschnittlich fünf verschiedenen Partnern
führt. Wird die Droge gespritzt, kann es zur Ansteckung mit HIV und Hepatitis-C
kommen. Wenn Party-Teilnehmer erst nach mehreren Tagen die Ambulanz aufsuchen,
ist es für eine Postexpositionsprophylaxe zu spät.
Dem deutschen
Experte Prof. Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für
sexuell übertragbare Krankheiten, bereitet der Trend Sorge. „Die Welle ist vor
einigen Jahren aus Großbritannien herübergeschwappt. Beliebt ist die Droge vor
allem bei Männern. Zunehmend beobachtet man auch heterosexuelle Partyszenen die
Gebrauch von Chemsex machen“, sagt er. Borckmeyer ist Direktor des Zentrums für
sexuelle Gesundheit und Medizin der Ruhr-Universität Bochum. 15 Prozent seiner
Patienten, die an Geschlechtskrankheiten leiden, haben bereits Chemosex Drogen
konsumiert. „Chemosex-Praktizierer seien auf den ersten Blick nicht die
typischen Drogenkonsumenten. Es handelt sich eher um gut gestellte Akademiker
zwischen 40 und 60 Jahren. Sie sehen sich nicht als Drogenabhängige. Es geht
ihnen scheinbar nur um ein wenig Spaß. Ein Risikobewusstsein existiert oft
nicht, und so verzichtet man auf Safersex. Das größte gesundheitliche Risiko,
neben der ganzen Palette an Sexualkrankheiten, ist, dass es zu Organschäden und
psychischen Problemen kommt. Um tagelang bei Sex-Partys durchhalten zu können,
werden die Stoffe kombiniert. Am Ende hat jeder sechs bis acht verschiedene
Substanzen im Blut. Todesfälle kommen immer wieder vor.“
Eine englische
Untersuchung „The Chemsex-Study“, bei der Wissenschaftler homo-und bisexuelle
Männer interviewten, bestätigte, dass die Versuchung sehr hoch ist, immer wieder
zu der Droge zu greifen. Viele der Konsumenten wollen ihren Mangel an
Selbstvertrauen und sexuellem Selbstwertgefühl überwinden. Einige Männer geben
an, „dass die Drogen Sex überhaupt erst möglich machen, weil sie die Anbahnung
massiv erleichtern. Für viele ist ein Geschlechtsverkehr ohne Drogen nicht mehr
vorstellbar. Sie erleben kein Gefühl der Befriedigung, sondern wollen nur noch
mehr Sex haben,“ sagt Dr. Steffen Tauber, Projektkoordinator der deutschen AIDS
Hilfe, der sich mit dem Thema Chemsex befasst.
Die englische
Studie kommt überein, dass es sich mehr um eine Sucht, als um ein
Genussverhalten handelt. Die Droge steigert zwar das Lustempfinden. Die meisten
Männer waren jedoch mit ihrem Sexualleben unzufrieden, weil es nicht im Rahmen
einer festen Beziehung mit einem Partner stattfindet, zu dem sie sich verbunden
fühlen.
Dr. Tauber sieht
Chemsex eher als ein Phänomen des Zeitgeistes. „Überall gilt heute der
Anspruch: schneller, weiter und höher. Da mag die Suche nach extremeren Sex
dazu gehören. Allerdings wurden zu allen Zeiten Drogen genommen und mit Sex
kombiniert (3).“
Quellen:
1) Laurie
Roberts: Prison rape costs us $3 million but DOC did nothing wrong?
Arizona Republic, 6. Jan. 2016
2) McCall H. et al. What is Chemsex and why does it matter?
BMJ, 2015;351:h5790, 3. Nov. 2015
3) Bourne A et al. The Chemsex Study: drug use in sexual
settings among gay and bisexual men in Lambeth, Southward and Lewisham, London
School of Hygiene & tropical medicine, 2014
Habich I. Drogen-Orgien: Make love, not Chemsex. Dochcheck,
6. Jan. 2016
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